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Wie KI Risiken verändert und die Versicherungsbranche herausfordert

(Bild: © Murrstock – stock.adobe.com)

Wie KI Risiken verändert und die Versicherungsbranche herausfordert

22. Oktober 2025

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6 Min. Lesezeit

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Im Blickpunkt

Die Cybersicherheitslandschaft verändert sich rasant. KI senkt die Eintrittsbarriere für Angriffe und macht Attacken effizienter. Unternehmen jeder Größe geraten ins Visier. Makler müssen ihre Kunden für den gestiegenen Versicherungsbedarf sensibilisieren und auf eine aktiv gelebte Sicherheitskultur hinwirken. Neben Prävention gehören dazu Cyber-, Vertrauensschaden- (VSV) und IT-Haftpflichtpolizzen.

Artikel von:

Vincenz Klemm

Vincenz Klemm

Geschäftsführer und Mitgründer Baobab Insurance

Generative KI hat die Qualität und Intensität digitaler Betrugsformen wie CEO Fraud oder Deepfakes verändert. Vor allem kleine und mittelständische Firmen müssen daher umdenken: Waren über viele Jahre vor allem große Betriebe Zielscheibe von digitalen Angriffen, rücken vermehrt auch Klein- und Kleinstunternehmen ins Visier von Cyberkriminellen.
Besonders deutlich zeigt sich dieser Trend im Bereich Phishing. Digitaler Zahlungsbetrug, oder auch Fake President, gehört zu den gefährlichsten digitalen Risiken unserer Zeit. Grund dafür ist, dass KI betrügerische E-Mails und täuschend echte Webseiten effizienter und personalisierter macht. Die Folge sind höhere Klickraten – und damit mehr erfolgreiche Angriffe.
Eine zentrale Rolle spielt dabei der wachsende Markt für Phishing-as-a-Service (PhaaS). Über hochentwickelte Plattformen wie Darcula sind Phishing-Angriffe für eine breite kriminelle Basis verfügbar. Sie arbeiten wie legitime Softwareservices, bieten dynamische Domain-Anpassung, Anti-Erkennungsfunktionen und KI-gestützte Tools, die klassische Sicherheitsmechanismen aushebeln. Ihre ausgereifte Infrastruktur und die Fähigkeit, täuschend echte Klone zu erzeugen, stellen eine erhebliche Gefahr für alle Branchen dar.

KI verbessert Underwriting und Prävention

Diese Entwicklung der Cyberkriminalität stellt die Versicherungswirtschaft vor nie dagewesene Herausforderungen. Sie wird mit steigendem Angriffsvolumen und -raffinesse durch KI, zunehmenden Schadenkosten und einer wachsenden Komplexität beim Underwriting von Cyberversicherungen konfrontiert.
Gleichzeitig kann KI der Versicherungsbranche helfen, alte Probleme zu bewältigen: die Analyse großer Datenmengen. Traditionell sind Auswertungen durch menschliche Underwriter oft langwierig, fehleranfälliger, ineffizienter und teurer. Die KI schafft Abhilfe. Sie kann aus einer großen Menge technischer Daten Muster identifizieren – und zwar in kürzester Zeit. So macht eine KI-gestützte Risikoerfassung die Arbeit des Underwriting nicht nur präziser, sondern entlastet zudem das Team, verbessert die Entscheidungsfindung und macht die Risikobewertung effizienter.
Aber KI hilft auch bei der Prävention, etwa in Form eines kontinuierlichen KI-gestützten DeepScans.

Ein KI-basiertes Monitoring hilft, diesen Irrglauben zu widerlegen: Es betrachtet den Betrieb von außen und identifiziert die gefährlichsten technischen Sicherheitslücken und Schwachstellen automatisiert und zuverlässig. Dazu nutzt der Scan tagesaktuelle Informationen statt Portfoliodaten aus der Vergangenheit. Zusätzlich analysiert er den Bestand von Firewalls, Back-ups und E-Mail-Filterlösungen.

Das Ergebnis ist ein ganzheitliches Risikoprofil, das Maklern dabei hilft, ihre Kunden für Cybergefahren zu sensibilisieren.

Intensive Ransomware-Welle im Herbst erwartet

Die Datenlage von Baobab und die vermehrten Vorfälle im Frühjahr lassen zudem vermuten, dass es in diesem Herbst besonders viele Ransomware-Angriffe geben wird. Vor diesem Hintergrund gewinnt ein ganzheitlicher Versicherungsschutz aus Cyber-, VSV- und IT-Haftpflichtpolice noch einmal an Dringlichkeit.
Ein weiterer Trend ist die inhaltliche Ausweitung des Begriffs „Cyber“. Zunehmend wird er auch den Bereich E-Crime bzw. Vertrauensschaden umfassen. Betrugsformen wie Fake President und CEO Fraud werden damit in die Cyberkategorie integriert.
Angesichts dieser Entwicklungen sollten Kunden und Makler bei der Auswahl des Versicherers darauf achten, dass kombinierte Policen zum Schutz vor Cyber- und VSV-Risiken verfügbar sind. Für den bestmöglichen Schutz vor Cyberangriffen ist zudem wichtig, dass der Anbieter die Chancen von KI konsequent nutzt. Denn von der Automatisierung und Effizienzsteigerung, etwa durch schnellere Antragsprozesse und vereinfachtes Polizzen-Management, profitieren sowohl Makler als auch Kunden.

Angesichts dieser Bedrohungslandschaft sind Versicherungsmakler und -anbieter gefordert, ihre Kunden in den kommenden Monaten weiter für Cybergefahren zu sensibilisieren. Die Botschaft muss lauten: Wer sich effektiv vor dem Gesamtschadenkomplex von digitalen Risiken schützen will, muss die jeweiligen Cyber-, VSV- und IT-Haftpflichtversicherungen konsequent mit proaktiven Präventivmaßnahmen kombinieren. Dazu gehören IT-Krisenpläne mit konkreten Handlungsschritten sowie Checklisten für Sicherheitspatches und Back-ups.

Neue Herausforderungen für Makler und Versicherer

Der Bereich Cyber befindet sich in einer Phase beschleunigter Veränderung. KI ist dabei nicht nur ein Treiber neuer Gefahren, sondern auch ein Werkzeug in der Gefahrenabwehr. Nur Unternehmen, die sich der wachsenden Gefahr bewusst sind, die von den digitalen Risiken ausgehen, sich entsprechend mit Präventionsmaßnahmen und einem ganzheitlichen Versicherungsschutz absichern, werden in dieser dynamischen Bedrohungsumgebung bestehen können. Makler und Versicherer spielen dabei eine zentrale Rolle – als Risikoträger, aber auch als Partner für Prävention und Resilienz.

Den gesamten Beitrag lesen Sie in der AssCompact Oktober-Ausgabe!

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