Heute, 11. September, lädt der Fachverband der Versicherungsmakler zum traditionellen Expert:innentreffen ins Seehotel Rust. Unter dem Generalmotto „Die (Versicherungs)welt ordnet sich neu“ widmete sich die Veranstaltung den aktuellen Herausforderungen für die Branche.

Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 11.09.2025
Nach der Eröffnung und Begrüßung der vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmer bat Fachverbandsobmann der Versicherungsmakler KR Christoph Berghamer, MAS Generalmajor Dr. Peter Vorhofer auf die Bühne. Der Berater der Bundesregierung für nationale Sicherheit, hielt einen Festvortrag unter dem Titel „Die Europäische Union: Von der Friedens- zur bedrohten Gemeinschaft. Was bedeutet das für Österreich?“.
Europas neue Realität

Generalmajor Dr. Peter Vorhofer (©WKO-Versicherer)
Generalmajor Dr. Peter Vorhofer widmete sich in seinem Festvortrag dem Thema „Die Europäische Union: Von der Friedens- zur bedrohten Gemeinschaft. Was bedeutet das für Österreich?“. Vorhofer machte deutlich, dass zwei Megatrends die kommenden Jahrzehnte prägen werden: der Klimawandel und die Auflösung der regelbasierten Weltordnung. Spätestens seit dem Rückzug der USA aus der Rolle des globalen Ordnungshüters habe sich das internationale System in eine multipolare Welt verschoben, in der Machtblöcke, Technologie- und Ressourcenverfügbarkeit entscheidend sind. Klassisches Völkerrecht verliere an Bindekraft, während geopolitische Rivalität, ökonomische Abhängigkeiten und Desinformation zunehmen.
Europa, so Vorhofer, dürfe sich nicht der Illusion hingeben, in den Status quo ante zurückkehren zu können. Vielmehr müsse die Europäische Union ihre strategische Handlungsfähigkeit stärken und Österreich selbst seine Sicherheits- und Resilienzpolitik neu denken. „Freiheiten bedeuten auch die Pflicht, sie zu verteidigen“, betonte Vorhofer mit Blick auf hybride Bedrohungen und die wachsende Bedeutung gesellschaftlicher Widerstandskraft. Innovation, technologische Stärke und die Fähigkeit zur Anpassung an den Klimawandel seien dabei keine Nebenaspekte, sondern sicherheitspolitische Kernaufgaben.
Die Quintessenz seines Vortrags: Staat, Wirtschaft und Gesellschaft müssen gemeinsam vom „Schönwettermodus“ in eine „Schlechtwetter-Logik“ wechseln – mit mehr strategischem Denken, Investitionen in Zukunftstechnologien und einem neuen Bewusstsein für Sicherheit und Resilienz.
Daran anschließend stand die kommende EU-Retail Investment Strategy (RIS) im Zentrum, deren praktische Auswirkungen auf die Arbeit von Versicherungsmaklern von MMag. Dr. Martin Ramharter vom Bundesministerium für Finanzen dargestellt wurde.
Versicherungsmakler neu denken: Beratungspflichten, Vergütung und Positionierung im Lichte der RIS
Univ.-Prof. Dr. Stefan Perner (WU Wien) stellte in seinem Vortrag klar, dass die Retail Investment Strategy (RIS) keine Produkte aufzwingen will, sondern informierte Entscheidungen ermöglichen soll – und damit die Beratungsqualität ins Zentrum rückt. Für Makler bedeutet das eine Stärkung ihrer Rolle als „Bundesgenossen der Versicherungsnehmer“. Perner plädierte dafür, Beratungspflichten praxistauglich zu kalibrieren: Eine sachgerechte Marktauswahl mit transparenter Dokumentation sei sinnvoller als theoretisch unbegrenzte Marktüberblicke. Bei der Vergütung bleibt die provisionsbasierte Beratung zulässig, doch „unabhängig“ im engeren EU-Sinn ist nur, wer ohne Provision arbeitet – mit entsprechenden Offenlegungspflichten. Österreich habe zudem Spielräume, um die nationale Umsetzung klug zu gestalten, etwa durch klare Bezeichnungen und Transparenzregeln. Sein Fazit: Makler sollten Beratung, Vergütungsmodell und Selbstverständnis frühzeitig nachschärfen, um ihre Glaubwürdigkeit und die Beratungsqualität langfristig zu sichern.
Am Nachmittag rückt nun das Beziehungsdreieck zwischen Maklern, Kunden und Versicherungsunternehmen in den Mittelpunkt. Die Fachvorträge, Diskussionen und Panels der Veranstaltung bieten den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen umfassenden Überblick über regulatorische Entwicklungen, rechtliche Fragestellungen und die Praxis der täglichen Zusammenarbeit.
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