Gerhard G. Stockinger, Geschäftsführer der Stockinger Consulting GmbH, ist einer der Keynote-Speaker beim AssCompact Trendtag 2025. Im Interview spricht er darüber, wie generative KI den Arbeitsalltag im Maklerbüro schon heute spürbar erleichtert, welche praktischen Einsatzmöglichkeiten es gibt und warum der Einstieg oft einfacher ist, als viele denken.

Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 07.08.2025
Künstliche Intelligenz könne für Makler so wertvoll sein wie ein verlässlicher Assistent, der Routinearbeiten übernimmt und dabei keine Pausen benötigt. Der entscheidende Punkt sei aber, die Technik gezielt einzusetzen und ihre Stärken dort zu nutzen, wo sie echten Mehrwert liefert. „KI ist wie ein zusätzlicher Mitarbeiter, der rund um die Uhr verfügbar ist, keine Pausen braucht und zuverlässig Routinearbeiten übernimmt. Aber dieser Mitarbeiter muss richtig instruiert werden – das ist der Schlüssel. Es geht nicht darum, alles zu automatisieren, sondern das Richtige“, so Stockinger.
Wie KI im Maklerbüro konkret entlastet
Anhand konkreter Beispiele zeigt Stockinger, wie bereits kleine Anwendungen im Büroalltag große Wirkung entfalten können. Besonders bei wiederkehrenden Aufgaben lasse sich durch den gezielten Einsatz von KI viel Zeit sparen. „Ein Makler hat regelmäßig PDFs von Versicherern erhalten, die er manuell nachbearbeiten musste – jedes Mal dieselben Änderungen, AGBs, Textbausteine. Wir haben dafür ein Tool gebaut, das das automatisch übernimmt. Man zieht das Dokument auf ein Icon, zwei Sekunden später ist die finale Version fertig. Zeitersparnis und Entlastung pur“, berichtet Stockinger.
Agenten statt Chatbots: die neue Generation von KI-Werkzeugen
KI-Agenten unterscheiden sich deutlich von klassischen Chatbots. Sie reagieren nicht nur auf Fragen, sondern können eigenständig Aufgaben erfüllen und ganze Prozesse steuern. „Ich gebe ihm ein Ziel, etwa: Sortiere alle eingehenden E-Mails nach Dringlichkeit und Inhalt. Der Agent entscheidet selbst, wie er das erledigt“, erklärt Stockinger.
Potenziale im Angebotsvergleich und bei Sonderanfragen
Auch bei komplexeren Aufgaben wie Angebotsvergleichen oder der Prüfung spezieller Deckungen zeigt sich der Nutzen von KI deutlich. Sie erleichtert nicht nur die Arbeit, sondern sorgt auch für mehr Übersicht und Präzision. „Die KI kann eine strukturierte Tabelle erstellen – in einfacher Sprache, auf den Punkt gebracht, mit direktem Bezug auf die Situation des Kunden. Auch für interne Vergleiche, etwa: Welche Tarife decken Poolabdeckungen über 1,5 Meter Höhe? – dafür ist das ideal. Wenn genug Kontext vorhanden ist, funktioniert das absolut zuverlässig“, so Stockinger.
Warum der Einstieg einfacher ist als gedacht
Die größten Hürden für den Einsatz von KI liegen laut Stockinger weniger in technischen Aspekten als in Vorbehalten und Unsicherheiten. Er rät zu einem schrittweisen Vorgehen, um Vertrauen in die Technologie aufzubauen. „Viele denken, KI sei kompliziert oder nur etwas für große Unternehmen. Das stimmt nicht. Datenschutz ist in der Regel lösbar, gerade mit europäischen Tools. Kritisch wird es, wenn KI zur gezielten Beeinflussung eingesetzt wird – hier greift der neue EU AI Act. Wer KI aber als Assistenz nutzt, ist rechtlich auf der sicheren Seite“, betont Stockinger.
Erste Projekte mit messbarem Effekt
Erste kleine Projekte seien oft der beste Weg, um Hemmschwellen abzubauen und sofort spürbare Verbesserungen zu erzielen. Stockinger nennt ein Beispiel aus der Praxis. „Anfangen. Erste kleine Prozesse automatisieren. Etwa die Dokumentation von Schadenfällen: Außendienstmitarbeiter machen ein paar Fotos, sprechen eine Sprachnotiz ins Smartphone – und am nächsten Tag liegt die komplette Schadenmeldung im Backoffice. Man braucht nicht gleich den großen Wurf, aber man sollte verstehen, was KI kann – und was nicht“, empfiehlt Stockinger.
Wie sich Kundenerwartungen verändern
Auch die Erwartungen der Kunden werden sich mit der Verbreitung von KI verändern, ist Stockinger überzeugt. Besonders digital affine Kunden setzen bereits neue Maßstäbe. „Noch nicht flächendeckend. Aber einzelne Kunden – besonders jene, die in digitalisierten Branchen arbeiten – werden sehr wohl anspruchsvoller. Sie erwarten Schnelligkeit, Übersicht, Vergleichbarkeit. Die Mehrheit ist aber noch nicht KI-affin. Es wird wie beim Autoverkauf sein: Der Hardcore-Fan weiß oft mehr als der Verkäufer. Aber als Makler sollte ich vorbereitet sein“, sagt Stockinger.
KI als Effizienztreiber im gesamten Prozess
Die Stärke von KI liege vor allem darin, viele einzelne Arbeitsschritte sinnvoll miteinander zu verknüpfen und so den Gesamtprozess zu beschleunigen. Das Potenzial gehe weit über Einzellösungen hinaus. „Generative KI eignet sich ideal für alles, was erklärbar, wiederkehrend oder suchintensiv ist – also für einen Großteil der täglichen Arbeit. Es geht darum, Abläufe zu verschlanken, nicht darum, den Menschen zu ersetzen. Die besten Ergebnisse erzielt man, wenn Mensch und KI gezielt zusammenarbeiten“, erläutert Stockinger.
Datensicherheit als Grundlage für den Erfolg
Ein zentraler Aspekt beim Einsatz von KI ist für Stockinger der Datenschutz. Nur mit vertrauenswürdigen Tools könne KI ihr Potenzial entfalten, ohne neue Risiken zu schaffen. „Ich zeige bewusst europäische Tools – aus Gründen der Datensicherheit und Unabhängigkeit. Es ist wichtig, dass Makler nicht in eine Abhängigkeit von großen außereuropäischen Plattformen geraten. Wir haben hier sehr gute Lösungen, die rechtlich sauber und technologisch stark sind“, so Stockinger.
Gerhard G. Stockinger beim AssCompact Trendtag 2025

Gerhard G. Stockinger, Geschäftsführer der Stockinger Consulting GmbH
Am 9. Oktober 2025 wird Gerhard G. Stockinger live beim AssCompact Trendtag im Eventhotel Pyramide Wien/Vösendorf sprechen. In seiner Keynote „Digitale Transformation mit Künstlicher Intelligenz“ präsentiert er praxisnahe Einsatzmöglichkeiten von KI: vom intelligenten Anrufbeantworter über Angebotsvergleiche bis hin zu automatisierten Dokumentenprozessen. Die Besucher erhalten konkrete Anleitungen, die sich auch ohne große IT-Abteilung direkt im Betrieb umsetzen lassen. Besonderes Augenmerk liegt auf europäischen Lösungen, die höchsten Datenschutzstandards entsprechen.
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Der AssCompact Trendtag 2025 findet am Donnerstag, 9. Oktober 2025 im Eventhotel Pyramide Wien/Vösendorf statt und gilt als einer der wichtigsten Branchentreffs für die Versicherungs- und Finanzwirtschaft in Österreich. Auf dem Programm stehen hochkarätige Keynotes, drei Fachkongresse, zahlreiche Produkt- und Serviceneuheiten sowie ein umfangreicher Messebereich mit rund 80 Ausstellern.
Die Veranstaltung bietet eine gute Gelegenheit zur fachlichen Weiterbildung, zum persönlichen Austausch und zur Orientierung in einem sich wandelnden Marktumfeld.
Die Teilnahme ist für Vermittler mit aufrechter Gewerbeberechtigung sowie für Mitarbeiter der ausstellenden Gesellschaften kostenfrei.
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