Eine aktuelle Analyse von krankenversichern.at auf Basis der Daten der Österreichischen Ärztekammer zeigt: Die Zahl der Wahlärzte in Österreich erreicht mit 11.802 einen historischen Höchststand, während die Zahl der Kassenärzte seit 20 Jahren stagniert. Besonders deutlich zeigt sich die Entwicklung in Wien: Dort stieg die Zahl der Wahlärzte seit 2010 um 40%, während die Zahl der Kassenärzte um 11% zurückging. Die Folgen sind lange Wartezeiten und eine wachsende Versorgungslücke.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 03.10.2025
Die medizinische Versorgung in Österreich steht vor einem strukturellen Wandel. Während die Bevölkerung wächst und der Bedarf an niedergelassenen Ärzten steigt, bleibt die Zahl der Kassenstellen nahezu unverändert. Gleichzeitig verlagert sich ein immer größerer Teil der Versorgung ins Wahlarztsystem. Die aktuelle Analyse von krankenversichern.at verdeutlicht, wie stark diese Entwicklung mittlerweile ausgeprägt ist – und welche Folgen sie für Patienten hat.
Wachsende Schere zwischen Angebot und Nachfrage
Seit dem Jahr 2000 hat sich die Zahl der Wahlärzte um 148% erhöht – von 4.768 auf 11.802. Im selben Zeitraum wuchs die österreichische Bevölkerung um rund 1,2 Millionen Menschen. Die Zahl der Kassenärzte nahm hingegen nur um 0,4% zu, von 8.203 auf 8.236. Damit öffnet sich die Lücke zwischen Nachfrage und Angebot zunehmend. Wer eine rasche Behandlung möchte, muss immer häufiger auf Wahlarztordinationen ausweichen und dafür privat bezahlen.
Sebastian Arthofer, COO von krankenversichern.at.:
"Diese Entwicklung zeigt, dass das Kassensystem mit dem Bevölkerungswachstum seit Jahrzehnten nicht Schritt hält. Während die Nachfrage steigt, stagniert das Angebot an Kassenordinationen – und genau deshalb warten Patienten laut unserer aktuellen Kassenarzt-Wartezeiten-Studie mittlerweile bis zu 63 Tage auf einen Termin."
Strukturelle Gründe für den Wechsel
Der Trend zum Wahlarztsystem hat mehrere Ursachen, die vor allem in den Rahmenbedingungen liegen. Wahlärzte haben mehr Freiheiten bei der Gestaltung ihrer Ordinationen, können Termine flexibler planen und sich mehr Zeit pro Patient nehmen. Kassenärzte sind hingegen mit komplexen Abrechnungsregeln, Bewilligungspflichten und umfangreicher Dokumentation konfrontiert. Auch die Honorargestaltung spielt eine Rolle: Während im Kassensystem fixe Tarife gelten, bietet das Wahlarztsystem finanziell mehr Spielraum. Diese Faktoren zusammengenommen machen die Tätigkeit als Wahlarzt für viele attraktiver und führen zu einer strukturellen Verschiebung innerhalb des Gesundheitssystems.
Wien als Brennpunkt der Entwicklung
In Wien, wo fast ein Drittel aller Ärzte Österreichs tätig ist, zeigt sich die Dynamik besonders deutlich. Zwischen 2010 und 2024 stieg die Zahl der Wahlärzte von 3.041 auf 4.269, ein Plus von 40%. Die Zahl der Kassenärzte ging im gleichen Zeitraum von 1.744 auf 1.551 zurück – ein Minus von 11%.
Quellen:
– Ärztekammer Ärztestatistik, Stand 31.12.2024 (veröffentlicht am 05.08.2025). Hinweis: Aufgrund von Mehrfachmeldungen kann die Zahl der Ärzte leicht überschätzt sein.
– Wiener Gesundheitsinfrastrukturreport 2025
Foto oben: Sebastian Arthofer, COO von krankenversichern.at
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