Eine gemeinsame Studie von EY Österreich, CRIF und Business Circle zeigt: Obwohl sich viele Unternehmen als widerstandsfähig einschätzen, fehlt es oft an Daten, Ressourcen und Technologie für ein wirksames Risikomanagement. Nur 13,7% haben ein sehr hohes Wissen über den AI-Act.

Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 27.06.2025
Österreichische Unternehmen halten sich für gut auf Krisen vorbereitet – doch der kritische Blick auf das Risikomanagement zeigt Defizite. Laut der aktuellen Umfrage von EY Österreich, CRIF und Business Circle unter 55 Unternehmen sehen sich 87,3% der Betriebe als stark oder sehr stark resilient. Gleichzeitig verzichten 38,2% auf eine systematische Messung ihrer Krisenfestigkeit.
Markus Hölzl, Partner bei EY Österreich:
"In einer Welt, die sich rasch ändert, braucht es mehr als punktuelle Krisenreaktionen. Risikomanagement muss heute ein integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie sein – und Daten bilden dabei das Fundament."
Zusätzliche Zahlen verdeutlichen die strukturellen Lücken: 21,8% der befragten Unternehmen verfügen über keine eigene Risikomanagement-Abteilung oder -Funktion. Bei 47,3% ist weniger als eine Vollzeitkraft mit Risikomanagement betraut. Besonders kleine Unternehmen sind betroffen – 30% der Betriebe mit weniger als 50 Mitarbeitenden stellen keine entsprechenden Ressourcen zur Verfügung.
Schwachstellen im Risikoverständnis
Die größten wahrgenommenen Risiken betreffen aktuell Marktveränderungen, technologische Entwicklungen, geopolitische Spannungen, finanzielle Belastungen und den Fachkräftemangel. Für die kommenden Jahre erwarten 47,3% eine Zunahme geopolitischer Risiken, während 45,5% einen Anstieg der Personalrisiken prognostizieren.
Gerhard Pichler, Geschäftsführer des Business Circle:
"Diese Einschätzungen verdeutlichen, dass Unternehmen immer stärker vernetzte und globale Zusammenhänge im Blick behalten müssen, um langfristig erfolgreich zu bleiben."
Insgesamt schätzen 70,9% ihre Fähigkeit, rasch auf Veränderungen zu reagieren, als agil oder sehr agil ein. Dennoch überwachen 34,5% externe Entwicklungen nur schwach. Zwar fließen laut eigenen Angaben bei 78,2% vergangene Krisenerfahrungen zumindest teilweise in die strategische Planung ein, aber die Umsetzung datenbasierter Entscheidungsprozesse bleibt oft lückenhaft.
Daten und Technologie als Schlüssel zur Resilienz
Ein zentrales Problem ist der eingeschränkte Zugang zu relevanten Daten: 45,5% fehlt es an Informationen für eine aktive Risikosteuerung. Nur 14,5% haben Zugriff auf Echtzeitdaten, während fast die Hälfte kaum oder gar keine nutzt. Diese Einschränkungen wirken sich direkt auf die Steuerungsfähigkeit aus.
Viele Unternehmen wollen jedoch gegensteuern. 43,6% planen Investitionen in Datenanalyse-Tools, 32,7% wollen auf Automatisierung setzen, etwa mittels Robotic Process Automation.
Anca Eisner-Schwarz, Geschäftsführerin von CRIF Österreich:
"Diese Lücke zwischen Selbstbild und Realität ist riskant. Gerade in Krisenzeiten zeigt sich, wie wichtig es ist, Resilienz nicht nur zu behaupten, sondern messbar zu machen und kontinuierlich weiterzuentwickeln."
Fehlende Vorbereitung auf den AI-Act
Während 36,4% der befragten Unternehmen bereits Technologien wie künstliche Intelligenz im Risikomanagement einsetzen, zeigt die Studie eine große Unsicherheit im Umgang mit neuen regulatorischen Anforderungen. Von den durch den AI-Act betroffenen Unternehmen haben 63,6% bislang kaum Maßnahmen ergriffen. Weitere 27,3% sind sich der Anforderungen des AI-Acts nicht oder nur wenig bewusst. Lediglich 13,7% bewerten ihr Wissen über die neuen Vorschriften als sehr hoch. Laut Markus Hölzl wird der Anpassungsbedarf von vielen Unternehmen unterschätzt. Sie müssten rasch handeln, um regulatorische Anforderungen nicht nur zu erfüllen, sondern auch als Innovationschance zu nutzen.
Foto oben: Anca Eisner-Schwarz, Geschäftsführerin von CRIF Österreich
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