Die Frühjahrsumfrage von Creditreform unter 1.400 KMU in Österreich zeigt: Das Geschäftsklima bleibt negativ, Investitions- und Personalpläne sind rückläufig, Insolvenzen nehmen weiter zu. Nur 8,5% der Betriebe sind mit der Wirtschaftspolitik zufrieden.

Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 26.06.2025
Die wirtschaftliche Stimmung im heimischen Mittelstand bleibt angespannt. Das geht aus der aktuellen Frühjahrsumfrage von Creditreform hervor, an der rund 1.400 mittelständische Unternehmen aus ganz Österreich teilnahmen. Das Geschäftsklima-Barometer, ein zentraler Indikator für die wirtschaftliche Lage dieser Betriebe, fiel auf minus 7,8 Punkte und bleibt damit im negativen Bereich. Einen positiven Indexwert gab es zuletzt vor zwei Jahren.
Gerhard Weinhofer, Geschäftsführer des Österreichischen Verbands Creditreform:
"Die Einschätzungen der Unternehmen machen deutlich, dass die Rezession inzwischen weite Teile des Mittelstands erreicht hat. Eine schwache Industrieproduktion, sinkende Exporte und eine verhaltene Konsumnachfrage belasten immer mehr Betriebe. Gleichzeitig dämpfen Unsicherheiten und hohe Finanzierungskosten die Investitionsbereitschaft."
Die Umfrageergebnisse zeigen, dass die konjunkturelle Schwäche, die bereits 2023 und 2024 sichtbar war, auch zu Beginn des Jahres 2025 anhält. 43,1% der befragten Unternehmen meldeten einen Rückgang bei den Aufträgen, während nur 10,9% ein Plus verzeichneten. Die Umsatzentwicklung zeigt ein ähnliches Bild: Nur 13,9% der Betriebe berichteten von Zuwächsen – der niedrigste Wert seit 16 Jahren. Fast 40% beklagten sinkende Umsätze. Diese Entwicklung, kombiniert mit gestiegenen Lohn- und Energiekosten, wirkte sich auch auf die Ertragslage aus. Nur 7,5% konnten eine Verbesserung melden, während etwa im Baugewerbe 62% von sinkenden Erträgen berichteten.
Drittes Rezessionsjahr in Folge möglich
Laut Creditreform droht damit ein drittes Rezessionsjahr in Folge. Die Prognose bleibt pessimistisch: Der Erwartungsindex fiel im Vergleich zum Vorjahr weiter auf minus 8,7 Punkte. In allen Hauptwirtschaftssektoren – insbesondere im Bau und im Handel – überwiegen die negativen Geschäftserwartungen.
Verhaltene Investitionspläne und Stellenabbau
Zwar zeigt sich bei den Investitionsplänen ein leichter Aufwärtstrend: 34,4% der Unternehmen planen Investitionen im zweiten Halbjahr 2025, nach 30,7% im Vorjahr. Der Großteil davon beschränkt sich jedoch auf Ersatzinvestitionen. Parallel dazu sinkt die Beschäftigungsdynamik: Nur 7,5% der befragten Unternehmen planen Neueinstellungen – deutlich weniger als im Vorjahr (11,6%) und im Jahr 2023 (21,9%). Gut jeder fünfte Betrieb will Stellen abbauen. Bereits im vorangegangenen Winterhalbjahr wurde Personal abgebaut – 27,6% der Betriebe reduzierten ihre Belegschaft, während lediglich 10,5% neu einstellten.
Weinhofer erklärt, dass sich die wirtschaftliche Lage erheblich auf das Einstellungsverhalten auswirke. Zudem hätten die Kosten für Rekrutierung und Einstellung von qualifiziertem Personal in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, was die Bereitschaft zur Personalaufnahme zusätzlich bremse.
Forderungen an die Politik bleiben deutlich
Auch das Vertrauen in die Wirtschaftspolitik der Regierung bleibt gering. Laut Umfrage äußerten sich nur 8,5% der befragten Unternehmen positiv zur Wirtschaftspolitik, während 36,4% sie negativ bewerten. 55,1% bleiben neutral. Zu den vorrangigen wirtschaftspolitischen Anliegen zählen laut Creditreform ein deutlicher Bürokratieabbau, niedrigere Energiekosten und Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel.
Foto oben: Gerhard Weinhofer, Geschäftsführer des Österreichischen Verbands Creditreform
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