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Studie: Gesundheit wird zum Investment – Vorsorge gewinnt massiv an Bedeutung

(Bild: © Strategy&)

Studie: Gesundheit wird zum Investment – Vorsorge gewinnt massiv an Bedeutung

04. Juni 2025

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5 Min. Lesezeit

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Studien

Eine neue Studie von Strategy&, der Strategieberatung von PwC, prognostiziert eine Neuausrichtung des Gesundheitswesens hin zu einem vernetzten LIFEcare-Ökosystem. Bereits bis 2030 soll sich der Wandel von der Krankheitsbehandlung zur Gesundheitsvorsorge vollziehen. Das wirtschaftliche Potenzial liegt laut Studie bei jährlich 605 Mrd. Euro in Europa und den USA. In Österreich geben Menschen im Durchschnitt bereits 230 Euro pro Monat für ihre Gesundheit aus – ein Wert, der über jenem in Deutschland und Großbritannien liegt.

Kerstin Quirchtmayr

Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 04.06.2025

Die Zahlungsbereitschaft für Gesundheit ist in Österreich höher als in vielen Vergleichsländern. Menschen in Österreich investieren im Median 230 Euro pro Monat in Gesundheitsvorsorge – in Deutschland liegt dieser Wert bei 225 Euro, in Großbritannien bei 205 Euro, in den USA bei 307 Euro. Berücksichtigt werden dabei neben klassischer Gesundheitsvorsorge auch digitale Leistungen wie Wearables, Genanalysen oder personalisierte Diagnostik.

5,2 Mrd. Euro Marktpotenzial in Österreich

Ausgehend von den befragten Märkten Deutschland, Großbritannien und USA ermittelt die Studie ein jährliches Marktpotenzial von 605 Milliarden Euro für präventionsorientierte Gesundheitsangebote in Europa und Nordamerika. Für Europa liegt der berechnete Anteil bei 288 Mrd. Euro, davon entfallen 46 Mrd. Euro auf Deutschland, 54 Mrd. auf Großbritannien und 5,2 Mrd. Euro auf Österreich.

Gesundheitsdaten als Voraussetzung für neue Versorgungskonzepte

Digitale Gesundheitsdaten bilden laut Studie die Grundlage für die Weiterentwicklung personalisierter Angebote. Bereits 70% der Konsumenten haben Zugriff auf eigene Gesundheitsinformationen wie EKG oder Schlafprofile, rund 40% sogar auf genetische Daten. Gleichzeitig zeigt sich eine Zurückhaltung beim Teilen dieser Informationen, obwohl viele Unternehmen darin den Schlüssel für neue Geschäftsmodelle sehen.

Dr. Thomas Solbach, Partner bei Strategy& Deutschland und Autor der Studie:

"Im Gesundheitswesen blieb die große Disruption bislang aus – anders als etwa in der Telekommunikation mit dem Smartphone, im Einzelhandel mit großen Online-Anbietern oder im Bankwesen mit Fintechs. Ein deutlich verbessertes Verständnis der Humanbiologie sowie die Verfügbarkeit von Patientenprofilierungsdaten rücken diesen Moment nun aber in greifbare Nähe."

Gesellschaftliche Offenheit als Erfolgsfaktor

Neben technologischen Entwicklungen spielen gesellschaftliche Faktoren eine zentrale Rolle für die Umsetzung präventionsorientierter Gesundheitsangebote. 56% der befragten Führungskräfte sehen eine offene Haltung der Bevölkerung gegenüber neuen Gesundheitslösungen als entscheidend für den Erfolg. Gleichzeitig wird deutlich, dass noch zahlreiche Hürden bestehen. Als besonders relevant gelten regulatorische Einschränkungen, die von 51% der Befragten genannt werden, sowie fehlende politische Unterstützung, auf die 43% hinweisen. Weitere 39% sehen strukturelle Schwächen im bestehenden Gesundheitssystem als Problem.

Der zunehmende Fokus auf Prävention wird laut Studie durch verschiedene Entwicklungen begünstigt. Die Erfahrungen der Covid-19-Pandemie, das wachsende Angebot an Präventionslösungen sowie eine verstärkte mediale Sichtbarkeit haben dazu beigetragen, dass Gesundheitsvorsorge für viele Menschen an Bedeutung gewonnen hat. In Deutschland und Österreich liegt die monatliche Zahlungsbereitschaft für Präventionsleistungen mittlerweile bei fast 10 % des durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommens – ein Indikator dafür, dass die gesellschaftliche Wertschätzung für Gesundheit steigt und neue Angebote auf wachsendes Interesse treffen.

Strategische Neuausrichtung der Unternehmen notwendig

Die Studie zeigt, dass viele Unternehmen der Branche auf diesen Wandel noch nicht ausreichend vorbereitet sind. 82% der Führungskräfte sehen deutliche Lücken in den Bereichen Digitalisierung und Datenkompetenz. Vor allem Pharmaunternehmen müssten ihre therapeutischen Portfolios um präventive Lösungen erweitern und neue Formen der Zusammenarbeit entwickeln. „Insbesondere für Pharmaunternehmen gilt es deshalb, ihre Rolle im Ökosystem neu zu definieren, um einen aktiven und erweiterten Beitrag zu einer gesünderen Gesellschaft zu leisten, in der Krankheiten vorgebeugt wird, anstatt sie zu behandeln“, erklärt Solbach.

Beispiel Alzheimer: vom Krankheitsverlauf zur Prävention

Als konkretes Beispiel nennt die Studie den Umgang mit Alzheimer-Erkrankungen. Während sich die pharmazeutische Forschung bisher vor allem auf die Verlangsamung des Krankheitsverlaufs konzentriert hat, rücken durch neue digitale Ansätze präventive Maßnahmen stärker in den Fokus. Technologien wie KI-gestützte Frühdiagnosen, digitale Anwendungen und gezielte Verhaltensinterventionen könnten künftig dazu beitragen, den Ausbruch der Erkrankung deutlich hinauszuzögern. Dieser Perspektivwechsel zeigt, wie sich Gesundheit als fortlaufendes, vernetztes Lebensmanagement begreifen lässt – und nicht mehr ausschließlich als Reaktion auf bestehende Erkrankungen.

Foto oben: Dr. Thomas Solbach, Partner bei Strategy& Deutschland und Autor der Studie

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