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Nachhaltigkeit braucht Substanz – nicht Schlagworte (Teil 1)

Nachhaltigkeit braucht Substanz – nicht Schlagworte (Teil 1)

21. August 2025

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6 Min. Lesezeit

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Versicherungen

Nachhaltigkeit ist längst kein Zusatzthema mehr – sie prägt zunehmend Strategie, Produktentwicklung und Kapitalanlage in der Versicherungswirtschaft. Kurt Möller, Vorstand und Chief Underwriting Officer der Zürich Versicherungs-AG, und Sven Rabe, Vorstand der VAV Versicherungs-AG, sprechen im ersten Teil der Interviewrunde zum Thema „Nachhaltigkeit“ über konkrete Maßnahmen, den Umgang mit ESG-Vorgaben und die Rolle der Vermittlung.

Kerstin Quirchtmayr

Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 21.08.2025

Nachhaltigkeit als strategisch verankerter Unternehmensauftrag

Sowohl die der Zürich Versicherungs-AG als auch die VAV Versicherungs-AG verfolgen Nachhaltigkeit nicht als Einzelprojekt, sondern als integralen Bestandteil ihrer Gesamtstrategie. Dabei geht es um mehr als CO₂-Bilanzen oder Zertifikate – auch interne Prozesse, soziale Verantwortung und konkrete Produktbausteine spielen eine Rolle.

„Nachhaltigkeit ist bei Zurich kein Randthema, sondern ein fester Bestandteil unserer strategischen Ausrichtung. Wir wollen nicht erst dann helfen, wenn ein Schaden eingetreten ist, sondern möglichst früh ansetzen – etwa durch gezielte Risikoanalyse und Prävention“, so Kurt Möller.

Auch bei der VAV wird das Thema bewusst in allen Bereichen verankert – vom Kapitalmarkt bis zur internen Unternehmenskultur. „Wir verstehen nachhaltige Versicherungsarbeit als Zusammenspiel ökologischer, sozialer und ökonomischer Verantwortung. Unsere Kapitalanlagen folgen klar definierten ESG-Kriterien, wir reduzieren unsere CO₂-Bilanz durch Ökostrom und Digitalisierung und achten gezielt auf soziale Standards im Unternehmen“, erklärt Sven Rabe.

Regelmäßige Initiativen – über das Geschäft hinaus

Neben Investitions- und Produktentscheidungen gehören bei beiden Unternehmen auch konkrete Maßnahmen im operativen Alltag zum Nachhaltigkeitsverständnis. Sie sollen strukturell wirken – nicht punktuell.

„Verwendbare Waren aus Transportschäden spenden wir an soziale Einrichtungen – ein einfacher, aber wirkungsvoller Beitrag. Und einmal im Jahr engagieren sich unsere Mitarbeitenden im Rahmen der Community Week freiwillig für gemeinnützige Projekte – mit voller Unterstützung des gesamten Unternehmens. Auch intern setzen wir klare Zeichen“, erklärt Kurt Möller.

Die VAV setzt auf langfristige Partnerschaften – etwa im Bereich Biodiversität. „Besonders wichtig ist uns, dass Nachhaltigkeit nicht in Einzelinitiativen verpufft. So engagieren wir uns beispielsweise im Projekt 2028 zum Bienenschutz – ein Beitrag zur Förderung der Biodiversität, der strukturell verankert ist“, erläutert Rabe.

ESG-Kriterien beeinflussen Kapitalanlage und Produktentwicklung

Die Orientierung an Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien ist längst mehr als ein formales Prüfverfahren. Sie beeinflusst konkret, wie Produkte gestaltet und investiert wird.

„Wir gestalten unsere Angebote im Rahmen der regulatorischen Vorgaben so, dass sie ökologische und soziale Verantwortung mit Kundennutzen verbinden. Ein Beispiel ist unsere fondsgebundene Lebensversicherung For Future Invest, die das Österreichische Umweltzeichen trägt“, so Möller.

Auch die VAV entwickelt gezielt Versicherungslösungen mit Nachhaltigkeitsbezug – etwa für PV-Anlagen oder energieeffiziente Haustechnik. „Mit VAV Solarprotect bieten wir eine eigene Versicherungslösung für Photovoltaikanlagen. Im Immo Paket sind nachhaltige Elemente wie Umrüstkosten für Heizsysteme oder Allrisk-Deckung bei Naturgefahren enthalten“, informiert Rabe.

Kommunikation und Transparenz gegenüber Vertrieb und Kunden

Zunehmend wichtig wird, wie ESG-relevante Inhalte gegenüber Vertriebspartnern und Endkunden vermittelt werden – nicht nur aus regulatorischen Gründen, sondern auch für die Glaubwürdigkeit.

„ESG-relevante Informationen stellen wir auf unserer Website zur Verfügung und integrieren sie direkt in die Beratung – etwa über Factsheets, Fund-Baskets oder unseren digitalen Fondsfinder. Damit unterstützen wir unsere Vermittlerinnen und Vermittler gezielt“, berichtet Möller.

Auch Rabe betont, dass Transparenz und Einfachheit entscheidend seien, um Nachhaltigkeit im Beratungsalltag verankern zu können: „Die ESG-Kriterien sind für uns mehr als ein Kontrollinstrument. Sie bilden das Fundament unserer Kapitalveranlagung – mit hohen Standards, die wir verständlich und nachvollziehbar kommunizieren.“

Regulatorik und Vermittlung – zwischen Pflicht und Praxis

Die ESG-Abfragepflicht und andere Vorgaben bringen neue Anforderungen – nicht nur für Produktanbieter, sondern auch für Vermittler. VAV und Zurich setzen auf digitale Lösungen, um diese in die Beratung zu integrieren.

„Unser Ziel war es, die ESG-Vorgaben so in den Alltag zu integrieren, dass sie nicht als Belastung, sondern als sinnvoller Teil der Beratung erlebt werden. In unserer digitalen Beratungsstrecke ist die ESG-Abfrage eingebunden – mit konkreten Fragen und passenden Fondsvorschlägen“, erläutert Möller.

Auch die VAV sieht in der praktischen Umsetzung den entscheidenden Erfolgsfaktor. „Wir achten darauf, dass ESG-Themen nachvollziehbar und kundenorientiert vermittelt werden – ohne die operative Umsetzbarkeit aus dem Blick zu verlieren. Vermittler sollen nicht zusätzlich belastet werden“, ergänzt Rabe.

Wie Versicherer Greenwashing vermeiden, welche Zielgruppen besonders offen für nachhaltige Produkte sind und welche Herausforderungen in den nächsten Jahren warten – erfahren Sie im im zweiten Teil der Interviewrunde zum Thema Nachhaltigkeit.

Foto oben v.l.n.r.: Sven Rabe, Vorstand der VAV Versicherungs-AG, und Kurt Möller, Vorstand und Chief Underwriting Officer der Zürich Versicherungs-AG

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