Der diesjährige INFINCO Financial Lines Dialog fand – wie schon in den Vorjahren – im Convention Center von Schloss Luberegg in der Wachau statt und versammelte führende Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Recht und Versicherungswesen. Die von INFINCO, dem österreichischen Spezialmakler für D&O- und Cyber-Versicherungen, organisierte Veranstaltung bot eine hochkarätige Plattform für Austausch und Analyse aktueller Themen an der Schnittstelle von Management, Recht und Technologie – von der Unternehmenshaftung über Cyberrisiken bis hin zu den neuen Anforderungen des EU-AI-Acts.
Haftung in der Unternehmenskrise – Verantwortung in schwierigen Zeiten
Den Auftakt gestaltete RA Philipp Strasser, renommierter Versicherungs- und Gesellschaftsrechtler sowie Gründer der Wiener Kanzlei Strasser Haindl Meyer Rechtsanwälte.
In seinem Vortrag beleuchtete Strasser die D&O-Versicherung in der Unternehmenskrise und zeigte auf, dass rund zwei Drittel aller Insolvenzen auf Managementfehler zurückzuführen sind. Er analysierte die wachsende persönliche Haftung von Geschäftsführern in wirtschaftlich turbulenten Zeiten und erläuterte, welche Grenzen und Möglichkeiten die D&O-Versicherung in Sanierungs- und Insolvenzsituationen tatsächlich bietet.
Seine praxisnahen Einblicke machten deutlich: Wer Führungsverantwortung trägt, muss heute juristische, betriebswirtschaftliche und versicherungstechnische Aspekte gleichermaßen im Blick behalten.
Der Wirecard-Fall als Lehrstück – D&O zwischen Pflicht und Risiko
Ein inhaltlicher Höhepunkt des Tages war der Vortrag von RA Fabian Herdter, Partner bei Wilhelm Rechtsanwälte in Berlin und Düsseldorf – einer der führenden Kanzleien im Bereich Financial Lines.
Herdter, der als einer der maßgeblichen Anwälte im Wirecard-Komplex gilt, nahm den Fall als Ausgangspunkt, um die praktischen und rechtlichen Grenzen der D&O-Versicherung aufzuzeigen.
Er erläuterte, wie die sogenannte Umstandsmeldung zur zentralen Weichenstellung für die Versicherbarkeit wurde und welche Anforderungen Gerichte – insbesondere das OLG Frankfurt – an deren Wirksamkeit stellen. Pauschale Hinweise reichen nicht mehr, betonte Herdter, vielmehr sind konkretisierte Darstellungen potenzieller Ansprüche gefordert.
Die Diskussion um Serien-Schadenklauseln, Ausschlüsse und die zeitliche Zuordnung von Ansprüchen zeigte, wie komplex die Versicherbarkeit von Managementfehlern in der Praxis geworden ist.
Cybersecurity als Chefsache – Verantwortung im digitalen Raum
Ein weiteres zentrales Thema widmete sich der digitalen Bedrohungslage: Elmar Jilka, CEO der GENOA Group und einer der führenden Cybersecurity-Experten Österreichs, machte in seinem Vortrag klar, dass Cyberrisiken längst keine rein technischen Themen mehr sind.
Anhand realer Angriffe auf österreichische Unternehmen zeigte Jilka, wie gravierend mangelnde Kommunikation zwischen IT und Geschäftsführung sein kann – und warum Cyberabwehr Chefsache ist.
Er plädierte für klare Governance-Strukturen, automatisierte Risikoüberwachung und eine Kennzahlen-basierte Steuerung von Cyberrisiken. Sein Fazit: „Cybersecurity ist kein Kostenfaktor, sondern eine Führungsaufgabe und Teil moderner Unternehmenssteuerung.“
KI und Compliance – der EU-AI-Act verändert die Versicherungswelt
Den Abschluss des Dialogs gestaltete RA Toni Brnada, Partner der Kanzlei SPWR Rechtsanwälte in Leonding bei Linz und ausgewiesener Spezialist für KI- und Datenschutzrecht.
Brnada erläuterte die weitreichenden Folgen des EU-AI-Acts, der ab Februar 2025 verbindlich wird, und zeigte auf, welche neuen Pflichten für Versicherer, Makler und Unternehmen entstehen – von Schulungs- und Dokumentationspflichten bis hin zu Risikoanalysen beim Einsatz von KI-Systemen.
Besonderes Augenmerk legte er auf den Umgang mit sensiblen personenbezogenen Daten und die Haftungsfragen im Schadensfall. Anhand konkreter Beispiele aus dem Arbeitsalltag bei INFINCO, etwa beim Einsatz von Microsoft Copilot oder ChatGPT zur Erstellung von Polizzenentwürfen, verdeutlichte er, wie KI den Versicherungsalltag verändert.
Sein Rat an die Praxis: „Unternehmen sollten jetzt klare KI-Nutzungsrichtlinien und Schulungsprogramme etablieren – nicht erst, wenn die kontrollierende Behörde anklopft.“
Fazit
Der INFINCO Financial Lines Dialog 2025 im Convention Center von Schloss Luberegg in der Wachau zeigte eindrucksvoll, wie stark Managementhaftung, Cybersecurity und KI-Regulierung ineinandergreifen.
Mit hochkarätigen Referenten wie Philipp Strasser, Fabian Herdter, Elmar Jilka und Toni Brnada bot die Veranstaltung nicht nur juristische und technische Expertise, sondern auch klare Orientierung für Entscheidungsträger in einer zunehmend komplexen Risikolandschaft.
Der Tenor: Die Zukunft der Unternehmensführung verlangt mehr als nur Absicherung – sie verlangt aktives Risiko- und Verantwortungsmanagement.
Foto oben v.l.n.r.: Arnd Briese, Head of Underwriting Markel Insurance, Manuel Häusler, Country Manager Österreich bei Markel, Stefan Rössger Senior Underwriter bei Liberty Specialty Markets, Diskussionsleiter Joe Kaltschmid, GF INFINCO Fincancial Lines und Gastgeber, und Rainer Hörmann, R+V-Versicherung Österreich, Leiter der Sparte Komposit
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