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Hannes Dolzer: „Wir brauchen weniger Bürokratie und mehr Ehrlichkeit in der Vorsorgedebatte“

(Bild: © Andrey Popov - stock.adobe.com)

Hannes Dolzer: „Wir brauchen weniger Bürokratie und mehr Ehrlichkeit in der Vorsorgedebatte“

04. September 2025

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5 Min. Lesezeit

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Im Blickpunkt

Die Zukunft der privaten Vorsorge sorgt in Politik und Branche gleichermaßen für Diskussion. KommR Mag. Hannes Dolzer, Fachverbandsobmann der Finanzdienstleister, spricht im Interview über Versäumnisse der Politik, überbordende Bürokratie und die Rolle unabhängiger Beratung.

Kerstin Quirchtmayr

Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 04.09.2025

Hannes Dolzer: „Wir brauchen weniger Bürokratie und mehr Ehrlichkeit in der Vorsorgedebatte“

KommR Mag. Hannes Dolzer, Fachverbandsobmann der Finanzdienstleister

Für Hannes Dolzer ist klar: Die Bevölkerung in Österreich verdrängt die Notwendigkeit privater Vorsorge nach wie vor. „Nur einmal in den letzten Jahrzehnten sei das Problembewusstsein spürbar gestiegen: Ein Problembewusstsein in Bezug auf die Pensionslücke habe ich in den letzten 30 Jahren nur einmal bemerkt: Als 2003 die Pensionsreform beschlossen wurde, wurde vielen Menschen bewusst, dass es wichtig ist, privat vorzusorgen“, sagt Dolzer. Danach sei das Thema wieder eingeschlafen. „In Österreich traut sich die Politik offenbar nicht wirklich über das Thema – vielleicht, weil Politiker, die unangenehme Wahrheiten aussprechen, an Beliebtheit verlieren.“

Gerade in diesem Umfeld sieht Dolzer Vermittler in der Pflicht. Diese müssten aktiv aufklären und konkrete Lösungen aufzeigen. „Es ist die Aufgabe von Vermittlern, den Menschen das Problem bewusst zu machen und Lösungen zu finden“, erklärt Dolzer. Nur so könne der notwendige Druck entstehen, den die Politik bislang meide. Die EU arbeite immerhin an einer Retail-Investment-Strategie, um private Vorsorge attraktiver zu machen – ein wichtiges Signal.

Dass die EU dabei auch ein mögliches Provisionsverbot ins Spiel bringt, sieht Dolzer kritisch. Solche Ansätze seien kontraproduktiv. „Die Idee halte ich für hervorragend, leider passt die angedachte Ausführung – etwa das Provisionsverbot – nicht. Da sind Interessensvertreter der Vermittler, Versicherer und Banken gefragt, entgegenzusteuern“, betont Dolzer. Der Fachverband bringe sich hier mit großem Engagement ein.

Unabhängige Beratung schafft Effizienz

Ein zentrales Anliegen Dolzers bleibt die Stärkung der ungebundenen Beratung. Diese bringe nicht nur Wettbewerb, sondern auch Vorteile für die Kundinnen und Kunden. „Unabhängige Beratung ist sehr wichtig – vor allem auch volkswirtschaftlich, weil sie für mehr Konkurrenz sorgt“, erklärt Dolzer.

Das führe zu innovativeren Produkten, besseren Konditionen und mehr Auswahl. „So bekommen die Menschen passgenaue Lösungen – nicht nur vorgefertigte Standardprodukte.“

Bürokratieabbau bleibt politische Hauptaufgabe

Für den Fachverband sei die aktuelle Regulierungsflut eine der größten Herausforderungen – und der Abbau überbordender Vorschriften ein zentrales Ziel. „Der Druck ist nicht neu: sehr viel Bürokratie, die sehr viel Zeit kostet“, kritisiert Dolzer. „Da sollen sich nicht die Finanzdienstleister anpassen müssen, sondern die Vorschriften sollen reduziert werden.“ Das sei allerdings mühsam und mit langen Verhandlungen verbunden – etwa mit der EU-Kommission oder dem österreichischen Gesetzgeber.

Die aktuellen Anforderungen an Dokumentation und Informationspflichten sieht Dolzer als überzogen – mit Nachteilen für alle Beteiligten. „Die Leute lesen die Unterlagen gar nicht mehr – einfach, weil es zu viele Informationen sind“, warnt Dolzer. Die Lösung liege in einfacheren, zielgerichteteren Informationen. „Damit sie die Menschen wieder lesen und verstehen können.“

Vertrauen entsteht durch persönliche Beratung

Trotz Digitalisierung und Plattformen bleibt für Dolzer der Mensch im Mittelpunkt – gerade in der Finanzberatung. „Unser großer Mehrwert ist der persönliche Kontakt“, betont Dolzer. „Das persönliche Gespräch schafft Vertrauen – auch durch nonverbale Kommunikation. Und die Menschen reden mit Menschen – das erspart viel Ärger und Frustration.“

Mit Blick auf die kommenden Jahre sei der technologische Wandel nicht aufzuhalten. Für Berater bedeutet das: mitlernen, mitwachsen. „Finanzdienstleister sollten sich mit KI und EDV generell beschäftigen“, sagt Dolzer. „Das hilft, effizienter zu werden und mehr Zeit für Kunden zu haben – da werden sich gewaltige Möglichkeiten auftun.“

FMA-Kosten und Verbraucherkreditgesetz als aktuelle Schwerpunkte

Politisch setze sich der Fachverband derzeit vor allem für eine faire Kostenregelung bei der FMA und für praxisnahe Umsetzungen beim neuen Verbraucherkreditgesetz ein. „Es ist hoch an der Zeit, das Versäumnis bei den FMA-Kosten nachzuholen“, so Dolzer. Hier brauche es endlich einen Kostendeckel wie bei Banken und Versicherungen. Auch beim Verbraucherkreditgesetz arbeite der Fachverband seit Jahren auf EU- und nationaler Ebene mit. „Derzeit sieht die Entwicklung ganz vernünftig aus – wir arbeiten daran, dass es so bleibt.“

Das gesamte Interview lesen Sie in der AssCompact September-Ausgabe!

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