Der Sommer 2025 zeigt eine alarmierende Verkehrsbilanz: Zwischen Juni und August sind in Österreich bereits mindestens 37 Motorradlenkerinnen und -lenker tödlich verunglückt – und damit mehr als in Pkw (34). Seit Jahresbeginn summiert sich die Zahl der tödlich verunglückten Motorradfahrer auf 59, während in Pkw bisher 93 Menschen ihr Leben verloren. Besonders besorgniserregend ist, dass die Motorradsaison durch den Klimawandel immer länger wird und die Gefahr damit auch im Herbst nicht abnimmt.

Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 02.09.2025
KFV-Verkehrssicherheitsexperte Klaus Robatsch:
"Bei Schönwetter steigen die Unfallzahlen im Schnitt auf das Achtfache gegenüber Regentagen. Deshalb möchten wir gerade jetzt noch einmal eindringlich auf die Hauptursachen hinweisen."
Bereits im Vorjahr hatte die Zahl der Verletzten beim Motorradfahren mit 4.468 den höchsten Stand in der österreichischen Geschichte erreicht, 83 Menschen kamen ums Leben – so viele wie seit 2018 nicht mehr. Auffällig ist zudem ein Anstieg bei jungen Lenkerinnen und Lenkern auf leichten Maschinen bis 125 cm³. Eine Erklärung liegt auch in der Zulassungsstatistik: Während die Pkw-Zahlen seit 2003 jährlich um knapp 1,2% wuchsen, legten Motorräder dreimal so stark zu – zuletzt waren es bereits über 655.000. Damit ist die Unfallgefahr pro Fahrzeugklasse ungleich höher.
Die Analyse der Unfalltypen zeigt ein klares Bild: Häufigste Ursachen sind das Übersehen von Motorrädern im Verkehr, zu hohe Geschwindigkeit und Fahrfehler. Besonders oft kommt es zu Stürzen ohne weitere Beteiligte oder zum Abkommen nach rechts in Linkskurven. KFV-Tests belegen, dass durch spezielle Bodenmarkierungen in Kurven die Unfallgefahr um bis zu 80 % reduziert werden kann – eine Innovation, die inzwischen international Beachtung findet und mit dem europäischen Verkehrssicherheitspreis ausgezeichnet wurde. Robatsch fordert, dieses Potenzial auch in Österreich stärker zu nutzen.
Ein weiteres Problem ist die Schutzbekleidung: Laut einer Erhebung tragen im Ortsgebiet nur rund die Hälfte der Motorradfahrenden die notwendige Ausrüstung, im Freiland sind es immerhin 89%. Dabei zeigt sich immer wieder, dass geeignete Kleidung mit Belüftungssystemen und atmungsaktiven Materialien nicht nur angenehm zu tragen ist, sondern schwere Verletzungen deutlich abmildern kann. Noch kaum verbreitet sind Airbag-Jacken, -Westen und -Hosen, die gerade bei Stürzen ohne Hindernisbeteiligung wirksam vor Rippenbrüchen oder schweren Schürfwunden schützen.
Besorgniserregend ist zudem das Tempoverhalten: Messungen des KFV zeigen, dass in Tempo-30-Zonen deutlich mehr Motorradfahrer als Pkw-Lenker massiv zu schnell unterwegs sind. Jeder 130. Motorradlenker fährt mit mehr als 80 km/h durch solche Bereiche – bei Pkw ist es nur jeder 10.000. „Runter vom Gas, gerade in sensiblen Zonen. Wer rast, gefährdet nicht nur sich selbst, sondern auch andere“, appelliert Robatsch.
Das KFV erinnert daran, dass Motorradfahren nicht nur eine Frage der Leidenschaft, sondern auch der Verantwortung ist. Trainings, ausreichende Flüssigkeitszufuhr, angepasste Fahrweise und hochwertige Schutzkleidung sind wesentliche Bausteine, um die Zahl schwerer Unfälle zu senken. Denn die Statistiken zeigen deutlich: Noch nie zuvor wurden in Österreich so viele Motorradfahrer verletzt wie im Jahr 2024 – und die Entwicklung des laufenden Jahres lässt befürchten, dass sich dieser Rekord wiederholen könnte.
Foto oben: Klaus Robatsch
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