Wie können Unternehmen Schadensfällen vorbeugen, welche Herausforderungen birgt die Risikoanalyse in der Gewerbeversicherung, und welche Rolle übernehmen Sachverständige dabei? DI Martin Schörkhuber, Sachverständiger und Geschäftsführer bei Sterkl Schörkhuber & Partner, gibt im Interview praxisnahe Einblicke und Empfehlungen. Am 27. Februar 2025 wird er zudem beim AssCompact Gewerbesymposium mit seinem Vortrag „Herausfordernde Risiken versicherbar machen und halten – Präventive und begleitende Maßnahmen aus der Sicht des Sachverständigen“ weitere Lösungsansätze präsentieren.

Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 04.02.2025
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Die Risikobewertung in der Gewerbeversicherung stellt Unternehmen und Versicherer vor immer komplexere Herausforderungen. Besonders Feuerschäden stehen laut Martin Schörkhuber im Fokus, da sie oft nicht nur immense Zerstörungen, sondern auch Betriebsunterbrechungen und Lieferprobleme verursachen. „Ein weiteres Thema, das in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen hat, sind Cyberangriffe und deren Auswirkungen auf Lieferketten“, so Schörkhuber.
Die Bewertung dieser Risiken erfolgt in der Regel in Zusammenarbeit mit Versicherern, die zunächst juristisch prüfen, bevor ein Sachverständiger hinzugezogen wird. Dabei wird zwischen Sachschäden und Haftpflichtschäden unterschieden.
Die Rolle des Sachverständigen im Versicherungsprozess
Sachverständige sind unverzichtbar in der Gewerbeversicherung – sowohl vor als auch nach einem Schaden. „Im Bereich der Risikoanalyse und -beratung, also ‚vor dem Schaden‘, ist unsere Branche noch nicht so aktiv, wie es sinnvoll wäre“, gibt Schörkhuber zu bedenken. Dabei könnten präventive Maßnahmen wesentlich dazu beitragen, Risiken frühzeitig zu minimieren.
„Nach einem Schaden ermitteln wir die Schadenhöhe und -ursachen. Als Sachverständige spielen wir eine wesentliche Rolle bei der effizienten Schadenabwicklung und koordinieren dabei die Bereiche Bau, Technik und Betrieb", erläutert Schörkhuber. Zusätzlich zeigen Sachverständige auf, welche Maßnahmen notwendig wären, um zukünftige Schäden zu vermeiden.
Prävention zahlt sich aus
„Die Versicherungsbranche fordert grundsätzlich die Einhaltung gesetzlicher und behördlicher Vorgaben. Diese sind hauptsächlich auf den Personenschutz ausgerichtet“, erklärt Schörkhuber. Doch Unternehmen sollten darüber hinaus denken. So empfiehlt er, Produktionslinien brandschutztechnisch zu trennen und sicherzustellen, dass Ersatzmaschinen schnell beschafft werden können. „Wenn für eine Spezialmaschine monatelange Lieferzeiten bestehen, führt dies zu erheblichen Betriebsunterbrechungen", so Schörkhuber.
Bessere Zusammenarbeit zwischen Versicherern und Sachverständigen
Laut Schörkhuber ist ein verstärkter Austausch zwischen Versicherern und Sachverständigen essenziell: „Wir Sachverständige sind an der Schadenfront und haben auch immer wieder mit neuen Risiken und Gefahren zu tun.“ Es sei wichtig, die Versicherungsnehmer stärker einzubeziehen und ein größeres Bewusstsein für Risikovorsorge zu schaffen.
Regelmäßige Audits und Inspektionen spielen dabei eine Schlüsselrolle: „Das Bewusstsein für potenzielle Gefahren muss gestärkt werden. Wir müssen Verständnis für Maßnahmen schaffen, die über die behördlichen Vorschriften hinausgehen.“ Schörkhuber zieht dabei den Vergleich zur Gesundheitsvorsorge: „Sie kostet zwar, aber die Alternative ist bei weitem teurer.“
Herausforderungen und Chancen in der Zukunft
Die zunehmende Komplexität von Schäden stellt sowohl Versicherer als auch Sachverständige vor neue Herausforderungen: „Die Schäden werden komplexer und damit teurer, was das Potenzial für Großschäden erhöht.“ Aus diesem Grund sei die präventive Risikominimierung entscheidend: „Die Versicherungsbranche, die Versicherungsnehmer und wir als Berater sollten gemeinsam daran arbeiten, die Risikominimierung in den Vordergrund zu stellen.“
Ein weiteres Hindernis sieht Schörkhuber in den Kosten: „Versicherungsnehmer bevorzugen niedrige Prämien. Was von ihnen oft übersehen wird, ist, dass eine Zunahme von Schadenfällen die Prämien zwangsläufig erhöht.“ Hier sei umfangreiche Kommunikation erforderlich, um die Vorteile präventiver Maßnahmen aufzuzeigen.
Prävention als Schlüssel zur Zukunft
Abschließend betont DI Martin Schörkhuber die wachsende Bedeutung von Risikoprävention angesichts klimatischer und wirtschaftlicher Veränderungen. „Auch im Zuge des Klimawandels und zunehmender Katastrophen betrachte ich die Risikoprävention als das entscheidende Maß für die Zukunft.“
Martin Schörkhuber beim AssCompact Gewerbeversicherungssymposium 2025

DI Martin Schörkhuber, Sachverständiger und Geschäftsführer bei Sterkl Schörkhuber & Partner
Am 27. Februar 2025 wird DI Martin Schörkhuber beim AssCompact Gewerbeversicherungssymposium in der Pyramide Wien/Vösendorf einen Vortrag mit dem Titel „Herausfordernde Risiken versicherbar machen und halten – Präventive und begleitende Maßnahmen aus der Sicht des Sachverständigen“ halten. Gerade für Versicherungsvermittler ist dieses Thema von hoher Relevanz, da sie nicht nur als Berater ihrer Kunden agieren, sondern auch eine Schlüsselrolle dabei spielen, Unternehmen für präventive Maßnahmen und umfassende Risikovorsorge zu sensibilisieren. Schörkhubers Expertise bietet wertvolle Einblicke, wie sich Risiken frühzeitig minimieren und gleichzeitig die Anforderungen der Versicherer effizient erfüllen lassen.
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AssCompact Gewerbeversicherungssymposium 2025

Am 27. Februar 2025 findet das AssCompact Gewerbeversicherungssymposium in der Pyramide Wien/Vösendorf statt. Die Veranstaltung bietet praxisnahe Ansätze für Versicherungsmakler, um Gewerbebetriebe optimal abzusichern und komplexe Risiken zu managen. Neben Fachvorträgen und Diskussionen können Teilnehmer fünf unabhängige IDD-Weiterbildungsstunden sammeln.
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