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Ralph Müller: „Private Vorsorge wird zur gesellschaftlichen Notwendigkeit“

(Bild: © Beatriz Hasler)

Ralph Müller: „Private Vorsorge wird zur gesellschaftlichen Notwendigkeit“

17. Oktober 2025

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5 Min. Lesezeit

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Im Blickpunkt

Die Wiener Städtische setzt in einem herausfordernden Marktumfeld auf klare Schwerpunkte: Vorsorge, Gesundheitsversicherung und nachhaltige Kundenorientierung. Generaldirektor Dr. Ralph Müller sieht vor allem in der Altersvorsorge langfristiges Potenzial – auch als Reaktion auf gesellschaftliche Versäumnisse.

Kerstin Quirchtmayr

Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 17.10.2025

Das wirtschaftliche Umfeld bleibt angespannt, doch gerade in der Altersvorsorge ortet Ralph Müller eine steigende Dynamik. Der demografische Wandel, Reformstau und Vertrauensverlust ins staatliche Pensionssystem rücken private Lösungen stärker in den Vordergrund. „Besonders in der Altersvorsorge sehen wir aufgrund der vielen Diskussionen über die Finanzierbarkeit des Pensionssystems eine deutlich steigende Nachfrage. Die demografische Entwicklung führt dazu, dass dieses Thema immer stärker in den Fokus rückt. Als größter Lebensversicherer Österreichs erwarten wir hier mittel- bis langfristig ein deutliches Wachstum“, so Müller.

Kritik an Reformstau im Pensionssystem

Müller spricht sich deutlich für tiefgreifende Reformen im staatlichen Pensionssystem aus – etwa eine schrittweise Anhebung des Antrittsalters und die stärkere Einbindung kapitalmarktorientierter Instrumente: „Um unser Pensionssystem langfristig abzusichern, führt kein Weg an einer Erhöhung des gesetzlichen Antrittsalters vorbei. Das würde bedeuten, dass das Antrittsalter jährlich um einige Wochen steigen müsste. Neben der Anhebung des Pensionsantrittsalters ist zusätzlich die Einführung von kapitalmarktbasierten Lösungen nötig – Länder wie Norwegen oder die Niederlande zeigen eindrucksvoll, wie erfolgreich diese umgesetzt werden können.“

Frauen besonders von Altersarmut bedroht

Mit der Kampagne #frausorgtvor macht die Wiener Städtische auf die finanzielle Benachteiligung von Frauen im Alter aufmerksam. „Die durchschnittliche Pension von Frauen liegt um rund ein Drittel unter jener der Männer. Das Risiko, in die Altersarmut abzurutschen, ist für Frauen also deutlich höher. Deshalb ist eine private Altersvorsorge für Frauen so wichtig, wenngleich sich viele diese nur schwer oder nur mit kleinen Beiträgen leisten können“, erklärt Müller.

Beratung als Schlüssel für den Einstieg

Wer heute mit geringem Budget vorsorgen will, sollte laut Müller auf fundierte Beratung setzen. Das Angebot müsse zur Lebensphase passen, beispielsweise in Form einer hybriden Lebensversicherung. „Unsere Empfehlung ist, möglichst früh mit kleinen Beträgen zu starten und sukzessive aufzustocken, wenn sich die Einkommenssituation im Laufe der Jahre verbessert. Für Einsteiger:innen ist die ‚sorgenfreies.mixinvest‘ geeignet. Sie verbindet finanzielle Sicherheit mit der Möglichkeit, Vermögen Schritt für Schritt aufzubauen – mit einer Veranlagung, die sich individuell anpassen lässt“, erläutert Müller.

Gesundheitsvorsorge bleibt Wachstumsfeld

Neben der Altersvorsorge bleibt auch die Gesundheitsversicherung ein stark nachgefragtes Segment. Die aktuelle Gallup-Gesundheitsstudie im Auftrag der Wiener Städtischen zeigt einerseits eine generell gute Selbsteinschätzung, andererseits einen erhöhten Stresslevel. „Gesundheitsförderung hat für uns oberste Priorität. Wir sehen aber auch, dass Stress eine zunehmende Belastung darstellt – ein Drittel der Befragten fühlt sich (sehr) gestresst. Das verdeutlicht, wie wichtig Prävention und ganzheitliche Gesundheitsvorsorge sind. Unsere flexiblen Kombitarife und Zusatzpakete – von psychoonkologischer Unterstützung bis Online-Kursen für Schwangerschaft und Geburt – greifen genau diesen Bedarf auf“, so Müller.

Klimarisiken und geopolitische Unsicherheit belasten

Herausfordernd bleibt die Schadensituation in der Sachversicherung, insbesondere aufgrund klimabedingter Extremereignisse. „Der Klimawandel ist eine zunehmende Bedrohung für die Menschen und eine Belastung für die gesamte Versicherungswirtschaft. Bei der Wiener Städtischen lagen die Schadenzahlungen im Vorjahr bei fast 230 Mio. Euro – ein absoluter Rekordwert. Auch wenn die Zahlen heuer niedriger sind, wird uns dieses Thema langfristig intensiv beschäftigen“, ist Müller überzeugt.

Appell an die Politik

Müller sieht die Branche gut aufgestellt, vermisst jedoch politische Impulse zur Stärkung der privaten Vorsorge: „Wirtschaft ist zu einem gewissen Teil Psychologie, aber es müssen auch die Rahmenbedingungen passen. Die Versicherungswirtschaft hat schon lange Vorschläge gemacht, wie man die Bürokratisierung reduzieren kann – Stichwort IDD. Auch eine Halbierung der Versicherungssteuer oder eine Reform der prämienbegünstigten Zukunftsvorsorge wären wichtige Schritte, um private Vorsorge wieder attraktiver zu machen.“

Das gesamte Interview lesen Sie in der AssCompact Oktober-Ausgabe!

Foto oben: Ralph Müller, Generaldirektor der Wiener Städtischen Versicherung

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