Christoph Hofstädter hat seinen Weg in der Versicherungsbranche konsequent digital aufgebaut. Statt klassischer Kaltakquise nutzt er YouTube, um komplexe Themen verständlich zu erklären und neue Kunden zu gewinnen. Mit klaren Strukturen, Automatisierung und einer wachsenden Online-Reichweite hat er ein erfolgreiches Maklerunternehmen aufgebaut, das traditionelle Beratung mit moderner Kommunikation verbindet.
Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 15.10.2025
Wenn man Christoph Hofstädter zuhört, versteht man rasch, warum seine Laufbahn nicht in Schablonen passt. Er erzählt ruhig und präzise – und doch zeichnet sich hinter den Stationen eine klare Linie ab: der Wille, Dinge zu verstehen, zu strukturieren und dann konsequent umzusetzen. „Ich wollte schon früh meine Zeit selbst frei einteilen, ortsunabhängig arbeiten und irgendwann ein eigenes Unternehmen führen“, sagt er. Zugleich betont er, dass dieser Wunsch nicht aus einer Abneigung gegen klassische Karrieren entstanden sei, sondern aus Neugier und Gestaltungsdrang.
Nach der Matura leistet Hofstädter Zivildienst als Sanitäter. Juristische Fragen faszinieren ihn – ein Jus-Studium liegt nahe, wird aber verworfen. Er erkennt, dass seine Neugier eher dem Aufbau als der Auslegung gilt. „Einen konkreten Plan hatte ich nicht. Aber das Ziel, unternehmerisch tätig zu sein, war klar.“ Ein weiterer Impuls kommt aus der Familie: Sein Vater ist seit 2000 Versicherungsmakler. 2017 steigt der Sohn in den Außendienst der Generali ein – mit doppelter Absicherung: „Wenn das Online-Business nicht klappt, kann ich immer noch die Selbstständigkeit meines Vaters fortführen.“
Die ersten Monate im Versicherungsaußendienst sind rau, aber lehrreich. „Ich war eher zurückhaltend. Diese Zeit hat mir ermöglicht, über meinen Schatten zu springen“, sagt er rückblickend.
Parallel wächst sein Interesse an Finanzen weiter. 2018 reift die Erkenntnis: Das Berufsfeld Versicherung eignet sich hervorragend für digitale Geschäftsmodelle. Keine physischen Produkte, reine Dienstleistungen – mit der richtigen Prozessstrukturierung vollständig digital abbildbar. „Entscheidend ist, dass Online-Marketing automatisiert Anfragen generiert.“ Daraus entsteht die Idee eines eigenen YouTube-Kanals, der komplexe Finanz- und Versicherungsthemen verständlich aufbereitet – in Österreich damals noch ein rares Angebot.
Unternehmerisch wird es rasch konkret: Im November 2017 gründet er gemeinsam mit Vater und Bruder die JMCE GmbH, errichtet in Biedermannsdorf eine Immobilie mit Büro und Wohnungen. 2019 folgt der Wechsel in eine Tochterfirma einer Bausparkasse; dort berät er als Kreditvermittler zu Immobilienfinanzierungen – ein Praxisfeld, das ihn fachlich prägt. Gleichzeitig macht er berufsbegleitend den akademischen Versicherungsmakler an der WU Wien und legt die Prüfung zum gewerblichen Vermögensberater ab.
2020 dann der strategische Schritt: Die Familie gründet eine Holding; die HOFSTÄDTER Versicherungsmakler & Vermögensberater GmbH wird Tochtergesellschaft. Neben seiner Banktätigkeit beginnt Christoph, Videos zu produzieren – der Startpunkt des Kanals. Mit 01.01.2021 folgt die Selbstständigkeit. „Anfangs wollte ich wöchentlich veröffentlichen – das hat eine Zeit lang funktioniert.“ Der Erfolg aber bremst den Plan: Die Resonanz steigt, das Tagesgeschäft wächst, Kunden finden ihn über den Online-Auftritt. Im Herbst 2021 wird die erste Vollzeitmitarbeiterin angestellt, 2022 der zweite Mitarbeiter. Dazu kommt ein Gastronomie-Mitgründungsprojekt, das bis zur Übergabe des fertigen Managements im Mai 2025 viel Energie bindet. „In den letzten zwei Jahren war der Fokus auf das Tagesgeschäft gerichtet. Jetzt möchte ich wieder mehr Zeit in neue Videos und die Optimierung interner Prozesse investieren.“
Zusammenarbeit über Generationen
Heute arbeitet er eng mit seinem Vater in der gemeinsamen GmbH. Die Rollen sind klar verteilt, die Übergabe ist gelungen. „Mein Vater hat die unternehmerische Kontrolle von Anfang an an mich abgegeben.“ Er führt Strukturen, Prozesse und eine Wachstumslogik ein, während der Vater das Tagesgeschäft trägt – und vieles von den digitalen Arbeitsweisen übernimmt. „Ich komme mir manchmal wie seine persönliche IT-Abteilung vor“, sagt er mit einem Lächeln.
YouTube als Hebel
Inhaltlich und in der Wirkung ist der Kanal für ihn ein Herzensprojekt. „Am meisten Freude macht mir das Produzieren von Videos. Es ist der größte positive Hebel, um vielen Menschen gleichzeitig zu helfen.“ Ein Pensionsvideo hat über 68.000 Aufrufe erzielt. Hofstädter rechnet nüchtern vor: Selbst wenn nur 1% der Zuseher danach aktiv wird, sind das rund 680 Personen, die ihre Vorsorge verbessern. „Das ist der Kern: komplexe Themen so erklären, dass mündige Entscheidungen möglich sind.“ Die Idee für den Kanal entstand 2017 aus der Beobachtung heraus, dass es in Österreich kaum Angebote zu Versicherungen auf YouTube gab – während in Deutschland „Aktien mit Kopf“ oder „Versicherungen mit Kopf“ bereits Reichweite aufgebaut hatten.
Der Beratungsprozess ist digital anschlussfähig. Kunden, die über YouTube, Instagram oder Blogartikel kommen, erwarten genau das. Präsenztermine bietet er weiterhin an – der Kanal bestimmt nicht die Form, sondern der Kunde. Die Vorteile der Online-Beratung sieht er klar: Zeitersparnis für beide Seiten und eine fokussiertere Gesprächsführung. „Wir können Dokumente am Bildschirm teilen, Inhalte strukturiert besprechen und parallel Checklisten oder Protokolle führen.“
Papier spielt im Büro kaum noch eine Rolle; Verträge und Protokolle werden unmittelbar digitalisiert. Doch für Hofstädter ist das nur die Basis. „Digitalisierung bedeutet für mich Automatisierung und das Überbrücken von Distanzen.“
Ziele: Produktivität skalieren
Das Büro verfügt über zehn Arbeitsplätze, sechs sind aktuell besetzt; in zehn Jahren sollen alle Plätze genutzt sein – mit entsprechendem Umsatzniveau. Noch wichtiger ist ihm die Produktivität pro Kopf. „Wenn ich fünf Jahre zurückblicke, ist meine damalige Arbeitsweise mit heute nicht mehr zu vergleichen. Mit dem gleichen Zeitaufwand leiste ich 50 bis 100% mehr.“ Seit gut einem Jahr setzt das Team systematisch KI ein und integriert sie Schritt für Schritt. Das Ziel: pro Mitarbeiter ein Vielfaches der heutigen Produktivität – bei gleichem Zeiteinsatz.
Bis vor drei Jahren war das Unternehmen nur beim ÖVM, seit 2022 ist man Teil von wefox. Ausschlaggebend war das Verwaltungsprogramm sowie bessere Rahmenvereinbarungen und Konditionen. „wefox hat uns wesentlich dabei unterstützt, dorthin zu kommen, wo wir heute stehen. Ohne Gruppierung zu arbeiten, kann ich mir kaum mehr vorstellen.“
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Foto oben: Christoph Hofstädter, HOFSTÄDTER Versicherungsmakler & Vermögensberater GmbH
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