Die Zahl installierter PV-Anlagen steigt in Österreich rasant – und mit ihr das Schadenpotenzial. Für Versicherungsmakler wird die Absicherung dieser Systeme damit zu einem relevanten Beratungsschwerpunkt. Warum eine differenzierte Betrachtung zwischen Sach- und Elektronikversicherung entscheidend ist, worauf bei der Montagequalität zu achten ist – und warum im Gewerbebereich der Versicherungsmarkt zunehmend unter Druck gerät.

Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 08.07.2025
Wachstumsdynamik trifft Risikowirklichkeit
Photovoltaik ist zur neuen Selbstverständlichkeit geworden – auf Dächern, Hallen und Carports. 2023 wurde in Österreich ein Rekordjahr verzeichnet: über 18.000 neue PV-Anlagen, mehr als 1.100 MWp an zusätzlicher Leistung. Doch mit der Verbreitung wachsen auch die Schadenzahlen. Brände, Sturmschäden, Glasbrüche oder Bedienungsfehler sind längst keine Einzelfälle mehr. Für Versicherungsmakler bedeutet das: PV ist kein Nischenthema mehr, sondern Bestandteil solider Risikoanalyse.
Kombinieren statt doppelt versichern
Grundsätzlich lässt sich eine PV-Anlage auf zwei Arten versichern: über eine bestehende Sachversicherung (z. B. Gebäude- oder Betriebsversicherung) oder über eine eigenständige Elektronik- oder Maschinenbruchversicherung. Beides hat Vorteile – wenn man es richtig kombiniert. Sachversicherungen leisten im Regelfall zum Neuwert, während Elektronikversicherungen meist nur Zeitwert ersetzen. Ein praxiserprobter Ansatz ist daher, typische Sachgefahren wie Feuer, Sturm und Glasbruch über die Gebäudeversicherung zu decken, während technische Defekte, Bedienfehler oder Überspannungsschäden über die Elektronikversicherung abgesichert werden. So lässt sich nicht nur die Prämienlast optimieren, sondern auch der Entschädigungswert maximieren.
Herausforderung Gewerbe: Strengere Prüfung, höhere Prämien
Im gewerblichen Bereich wird die Absicherung zunehmend schwieriger. Versicherer reagieren auf gestiegene Schadenzahlen mit umfangreichen Fragebögen, höheren Prämien und selektiverem Zeichnungsverhalten. Besonders in HORA-Hagelzonen ist die Annahmebereitschaft gesunken. Ein zusätzliches Problemfeld sind unsachgemäß montierte Anlagen. Da die Montage als freies Gewerbe gilt, bieten viele Anbieter PV-Installationen ohne ausreichende elektrotechnische oder bautechnische Qualifikation an. Die Folgen sind gravierend: statische Mängel, unzulässige Überbauung von Feuermauern oder Brandgefahren durch fehlerhafte Verkabelung. Das Risiko: Im Schadenfall kann der Versicherer aufgrund von Vorschriftsverletzungen leistungsfrei bleiben. Ein bewährter Praxisansatz: Der Fragebogen zur Risikoprüfung sollte von der Montagefirma selbst ausgefüllt werden. Dadurch wird diese im Schadenfall potenziell haftbar. Zudem empfiehlt es sich, nur mit erfahrenen Fachfirmen zu arbeiten.
Privater Bereich: Noch moderat, aber wachsendes Bewusstsein
Im privaten Segment ist die Absicherung aktuell noch unkomplizierter. PV-Anlagen lassen sich meist problemlos in die Gebäudeversicherung integrieren, teils über eigene Zusatzbausteine. Die Kosten bewegen sich typischerweise zwischen 60 und 80 Euro jährlich. Einzelne Versicherer gehen mittlerweile einen Schritt weiter und bieten eigenständige PV-Versicherungen auch für Privatkunden an – ein deutlicher Hinweis darauf, dass das Thema in der Breite angekommen ist. Bei Antragstellung werden meist Angaben zur professionellen Montage, zur Leistung (kWp) sowie zur Nähe brennbarer Materialien abgefragt.
Neue Risiken: Produktionsausfall absichern
Besonders für gewerbliche Betreiber kann ein Ausfall der Stromproduktion massive finanzielle Einbußen bedeuten – etwa bei Einspeisung ins öffentliche Netz oder Eigenversorgung von Betrieben. Hierfür bieten einige Versicherer ergänzende Deckungen für Ertragsausfall an, etwa im Rahmen von Maschinenbruch- oder Elektronikversicherungen. Diese funktionieren im Prinzip wie eine Kaskoversicherung für PV-Anlagen.
Die Absicherung von PV-Anlagen ist kein Produktverkauf, sondern echte Beratungsleistung. Sie verlangt technisches Verständnis, genaue Risikoanalyse und die Fähigkeit, für jeden Kunden ein maßgeschneidertes Deckungskonzept zu erstellen.
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