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Dr. Jörg Hipp: „Vertrauen gewinnen braucht Verlässlichkeit und Qualität“

(Bild: © Allianz)

Dr. Jörg Hipp: „Vertrauen gewinnen braucht Verlässlichkeit und Qualität“

16. Mai 2025

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5 Min. Lesezeit

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Im Blickpunkt

Wie will die Allianz Österreich im Wettbewerb wieder auf Spitzenkurs gehen? Warum sind Klimawandel, Digitalisierung und Vertrauen die entscheidenden Faktoren für die Zukunft? Dr. Jörg Hipp, Chief Product Officer, Ressort Versicherungstechnik, bei der Allianz Österreich, spricht über neue Prioritäten im Underwriting, Chancen durch Künstliche Intelligenz und die Bedeutung klarer, verlässlicher Strategien – im Produktportfolio ebenso wie im Kundenservice.

Kerstin Quirchtmayr

Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 16.05.2025

Seit April 2024 ist Dr. Jörg Hipp Chief Product Officer der Allianz Österreich. Seine Ziele beschreibt er klar: „Ich möchte dazu beitragen, dass die Allianz in Österreich wieder den Markt in Bezug auf profitables Wachstum outperformed und wir mit Produkt-, Underwriting- und Servicequalität auf einen Spitzenplatz in Österreich kommen. In der Gesundheits- und der Ablebensversicherung sind wir schon sehr gut aufgestellt. Aber gerade in P&C haben wir noch einen Weg vor uns. So weit habe ich das gute Gefühl, dass ich hier mit meiner Erfahrung und Expertise in der Versicherungstechnik einiges bewegen kann. Und es macht mir Freude zu sehen, was mein Team und ich in knapp einem Jahr schon bewegen konnten.“

Mit Blick auf die großen Trends nennt Hipp drei zentrale Themen: „Erstens den Klimawandel, dessen Naturereignisse extremere Formen annehmen und häufiger auftreten. Zweitens die Transformation von Mobilität und Bauwirtschaft hin zu klimafreundlicheren Technologien. Drittens Künstliche Intelligenz, die sowohl neue Möglichkeiten im Pricing und Underwriting als auch neue Betrugsrisiken schafft.“

Pricing-Herausforderungen und regulatorische Anforderungen

Auch steigende Reparaturkosten beschäftigen die Branche. „Versicherer stehen in einer engen Beziehung zu den Werkstätten. Die europäische Automobilindustrie holt sich zunehmend Einnahmen aus dem After-Sales-Bereich, was stark steigende Ersatzteilpreise zur Folge hat“, erklärt Hipp. Dazu kämen hohe Lohnkosten und eine sinkende Reparaturfreundlichkeit moderner Fahrzeuge. „Deshalb ist es wichtig, Reparieren wieder attraktiver zu machen – ökonomisch und ökologisch. Eine engere Zusammenarbeit mit der Automobilwirtschaft wäre wünschenswert.“

Im regulatorischen Bereich sieht Hipp vor allem DORA und das EU-Geldwäschepaket als zentrale Herausforderungen. Langfristig seien auch Solvency II, die IRRD und der AI Act wichtige Themen, die die Branche stark beschäftigen werden.

Technologieeinsatz, Cyberrisiken und Digitalisierung

Die Allianz Österreich setzt bei der Schadenbearbeitung zunehmend auf automatisierte Prozesse. „Wir verwenden eine Lösung zur Dokumentenverteilung, die eingehende Post und E-Mails zu etwa 95% vollautomatisch dem richtigen Schaden- und Vertragsakt zuordnet“, berichtet Hipp. In der Gesundheitsversicherung würden über die App eingereichte Rechnungen zu 80% automatisiert verarbeitet. Auch erste Pilotprojekte mit Generative AI werden getestet, mit besonderem Fokus auf Datenschutz und die Vermeidung von Fehlern.

Cyber- und IT-Risiken sieht Hipp als doppeltes Thema: „Wir müssen unsere Resilienz gegen Cyberrisiken weiter stärken. Gleichzeitig ist Cyberversicherung ein strategisches Zukunftsfeld, insbesondere für unsere Gewerbekunden in Österreich.“ Gerade kleinere Unternehmen hätten hier noch großen Beratungsbedarf, den findige Makler:innen bereits erkannt hätten.

Gesundheits- und Lebensversicherung: Prävention und neue Zielgruppen

Im Bereich Gesundheit beobachtet Hipp einen klaren Trend: „Der Fokus verschiebt sich von reiner Krankheitsbehandlung hin zu präventiven Angeboten.“ Die Allianz adressiere diesen Bedarf mit Leistungen wie dem „Mein Vorsorgecheck“ und umfassenden Vorsorgepaketen im Wahlarztbereich.

Auch in der Lebensversicherung müsse stärker auf die Bedürfnisse jüngerer Kundengruppen eingegangen werden. „Gerade junge Menschen machen sich viele Gedanken um Absicherung und Vorsorge. Unsere Aufgabe ist es, die Themen Flexibilität, Nachhaltigkeit und einfache Verständlichkeit noch stärker in den Vordergrund zu stellen“, so Hipp. Die Berufsunfähigkeitsversicherung spiele dabei eine zentrale Rolle, werde jedoch bisher zu wenig nachgefragt: „Gerade für junge Menschen ist sie essenziell, weil das Risiko, aufgrund von Krankheit auszuscheiden, deutlich höher ist als durch einen Unfall.“

Nachhaltigkeit und die Zukunft des Kundenservice

Nachhaltigkeit bleibt für die Allianz ein zentrales Thema, sowohl im Produktangebot als auch im eigenen Handeln. „Wir müssen mit gutem Beispiel vorangehen – und dabei auch die Politik in die Verantwortung nehmen, um die Kosten des Nichthandelns aufzuzeigen“, fordert Hipp.

Beim Kundenservice setzt die Allianz auf eine ausgewogene Strategie: „Nur wenn wir Standardprozesse digitalisieren, können wir die Ressourcen freimachen, um dort, wo es notwendig ist, erstklassigen persönlichen Service zu bieten“, erläutert Hipp. Projekte wie der Voice-Bot Allie und der Ausbau des Kundenportals seien wichtige Schritte. Gleichzeitig werde geprüft, ob in bestimmten Fällen – etwa bei der Schadenbearbeitung – wieder stärker auf durchgängige persönliche Ansprechpartner gesetzt werden soll.

Das gesamte Interview lesen Sie in der AssCompact Mai-Ausgabe!

Foto oben: Jörg Hipp, Chief Product Officer, Ressort Versicherungstechnik, bei der Allianz Österreich

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