Nach einer unterdurchschnittlichen Insolvenzentwicklung während der letzten beiden Jahre, lassen die per Ende März auslaufenden staatlichen Covid-Hilfsleistungen sowie die enorm gestiegenen Preise für Rohstoffe und Energie die Insolvenzen in Österreich wieder deutlich ansteigen. Für das erste Quartal 2022 meldet der KSV1870 eine Steigerung von +110,2%.

Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 25.03.2022
„Die Ukraine-Krise ist ein zentrales Risiko für die Lieferketten, ab dem 2. Quartal 2022 kann das spürbare Auswirkungen auf die Insolvenzneueröffnungen haben. Bis Ende des Jahres könnten die Insolvenzzahlen in Österreich wieder auf das Niveau vor der Pandemie zurückkehren oder sogar leicht darüber liegen“, so Gudrun Meierschitz, Vorständin beim österreichischen Kreditversicherer Acredia. Konkret wären das zwischen 5.000 und 5.500 Insolvenzen (+170% bis +180% gegenüber dem Vorjahr).
Vor allem sogenannte Zombie-Betriebe könnten betroffen sein: „Zombie-Unternehmen sind Unternehmen, die in einem normalen ökonomischen Umfeld tatsächlich insolvent wären. Sie binden Kapital, das gesunden Unternehmen fehlt und dort besser investiert wäre. Zombies bremsen somit das gesamtwirtschaftliche Wachstum.“ schildert Meierschitz.
Risiko von Zahlungsausfällen und Insolvenzen steigt in ganz Europa
Durch das Ausbremsen der Weltwirtschaft durch die Ukraine-Krise steigt das Risiko von Zahlungsausfällen in ganz Europa und die Zahl der Insolvenzen dürfte wieder merklich steigen. Zu dieser Schlussfolgerung kommen Acredia und Euler Hermes in einer aktuellen Studie. Es besteht die Gefahr, dass die Zahl der Insolvenzen in Europa durch den Konflikt um 7 Prozentpunkte auf +23% steigen könnte. Für 2023 wird mit +17% gerechnet, sofern keine geeigneten Gegenmaßnahmen ergriffen werden.
Dämpfer für die Weltwirtschaft
Die Weltwirtschaft erfährt durch den Ukraine-Konflikt einen erheblichen Dämpfer. Die Studie rechnet mit konfliktbedingten Einbußen von mindestens –2 Prozentpunkten. Beim globalen Bruttoinlandsprodukt (BIP) gehen die Ökonomen für dieses Jahr von einem reduzierten Zuwachs von +3,3% aus (-0,8 Prozentpunkte seit Beginn des Konflikts). Für 2023 wird ein Plus von 2,8% erwartet.
Die Situation in Österreich ist ähnlich. Vor der Ukraine-Krise gingen die Experten von einem BIP Wachstum von +4% aus. „Mittlerweile zeichnet sich ab, dass das BIP auch in Österreich weniger stark wachsen wird“ ,erklärt Acredia Vorständin Gudrun Meierschitz. „Derzeit rechnen wir für 2022 mit +2,6%.“
Foto oben: Gudrun Meierschitz, Acredia Vorständin; © Acredia Versicherung AG
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