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ACREDIA: Handelskrieg bremst Welthandel 2026 massiv

(Bild: © Acredia/M. Draper)

ACREDIA: Handelskrieg bremst Welthandel 2026 massiv

09. Oktober 2025

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5 Min. Lesezeit

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Studien

Der aktuelle „Economic Outlook“ von ACREDIA und Allianz Trade zeigt eine deutliche Abkühlung der globalen Konjunktur. Das weltweite Handelswachstum dürfte 2026 auf +0,6% sinken. Für die exportabhängige österreichische Wirtschaft sind die Prognosen ein Warnsignal.

Kerstin Quirchtmayr

Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 09.10.2025

Allianz Trade vor einem schwierigen Jahr. Nach einem Handelswachstum von +2,0% im Jahr 2025 dürfte sich das Wachstum 2026 auf +0,6% verlangsamen – ein Rückgang um rund zwei Drittel. Erst 2027 wird mit einer leichten Erholung auf +1,8% gerechnet. Parallel dazu tritt die globale Wirtschaft auf der Stelle: Das weltweite Bruttoinlandsprodukt wächst 2025 und 2026 jeweils nur um +2,6% und liegt damit deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt.

Auch die Inflation bleibt auf erhöhtem Niveau. Für 2025 wird ein weltweiter Preisanstieg von 3,9% erwartet, 2026 sollen es 3,6% sein. Damit droht eine Phase der Stagflation, in der geringes Wachstum und hartnäckige Teuerung zusammenfallen. ACREDIA-Vorstand Michael Kolb verweist darauf, dass die Märkte 2025 noch von Sondereffekten profitiert hätten, etwa von Hamsterkäufen in den USA und Investitionen in Künstliche Intelligenz. Im Jahr 2026 werde jedoch die „Quittung“ des Handelskriegs spürbar, das Wachstum im Welthandel werde deutlich einbrechen.

Österreich besonders betroffen

Für Österreich, wo mehr als die Hälfte der Wirtschaftsleistung im Export erwirtschaftet wird, hat die weltweite Abkühlung unmittelbare Folgen. Der Rückgang der US-Nachfrage, die schwächelnde deutsche Industrie und geopolitische Unsicherheiten treffen zentrale Exportbranchen wie Maschinenbau, Automotive und Metallverarbeitung.

Michael Kolb, Vorstand ACREDIA Versicherung AG:

"Österreichische Unternehmen stehen vor einer doppelten Herausforderung: Sie müssen ihre internationalen Absatzmärkte absichern und gleichzeitig in neue Märkte investieren, um Abhängigkeiten zu reduzieren."

Er verweist darauf, dass Kreditversicherungen und Risikoanalysen helfen können, diesen Anpassungsprozess abzusichern.

Regionale Entwicklungen im Detail

In den USA verliert die Konjunktur weiter an Dynamik. Nach einem Wachstum von +1,8% im Jahr 2025 wird für 2026 nur noch ein Zuwachs von +1,6% erwartet – einer der niedrigsten Werte seit Beginn des 21. Jahrhunderts. Höhere Importzölle belasten die Kaufkraft, da die Mehrkosten weitgehend an Konsumenten weitergegeben werden.

Die Eurozone befindet sich ebenfalls in einer Wachstumsfalle. Nach einem Anstieg von +1,2% im Jahr 2025 rechnen die Analysten für 2026 nur noch mit +0,9%. Besonders schwach zeigt sich die deutsche Wirtschaft: Für 2025 wird lediglich ein Wachstum von +0,1% erwartet, 2026 könnte sich die Lage mit +1,0% leicht verbessern, bleibt aber weit unter dem Vorkrisenniveau.

Auch China kann sich der globalen Entwicklung nicht entziehen. Das Wirtschaftswachstum dürfte sich von +4,8% im Jahr 2025 auf +4,2% im Jahr 2026 abschwächen. Etwas robuster sind die Aussichten für Mittel- und Osteuropa, Lateinamerika und Afrika, wo teils steigende Wachstumsraten erwartet werden.

Zunehmende Abwärtsrisiken

Neben dem Handelskonflikt drohen weitere Belastungen. ACREDIA sieht das Risiko einer neuen Zollrunde in den USA, die den Welthandel im Extremfall in die Rezession treiben könnte, bei rund 45%. Die Wahrscheinlichkeit eines De-Dollarisierungsschocks wird mit 35% beziffert, das Risiko von Staatsschuldenkrisen in hochverschuldeten Ländern wie Frankreich, Italien oder den USA mit 20%. Auch geopolitische Entwicklungen bleiben ein Unsicherheitsfaktor. Eine Eskalation des Ukraine-Kriegs, neue Spannungen im Nahen Osten oder ein Konflikt um Taiwan könnten globale Lieferketten empfindlich stören.

Anpassungsdruck für Österreichs Wirtschaft

Vor allem Deutschland, Österreichs wichtigster Handelspartner, kämpft mit strukturellen Herausforderungen wie Demografie, Bürokratie und schwacher Investitionstätigkeit. Kolb weist darauf hin, dass das exportorientierte Modell unter Druck stehe. Es brauche Investitionen in Digitalisierung und grüne Transformation, auch in Österreich. Unternehmen müssten sich auf mehr Unsicherheiten einstellen, Risiken aktiv steuern und ihre Strategien anpassen. Frühzeitiges Handeln könne trotz Handelskrieg neue Chancen eröffnen, vor allem in jenen Regionen, die stabil bleiben oder wachsen.

Foto oben: Michael Kolb, Vorstand ACREDIA Versicherung AG

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