Wie Zurich Österreich den Maklervertrieb neu ausrichtet, welche Rolle Regionalität, Digitalisierung und Vorsorge spielen und warum Resilienz mehr als nur ein Schlagwort ist – darüber sprechen Vertriebsvorstand Erwin Mollnhuber und Maklervertriebsleiter Sandro Pichorner im Interview mit AssCompact Herausgeber Franz Waghubinger.

Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 27.08.2025
Seit Anfang 2025 ist Erwin Mollnhuber Vorstand für Vertrieb bei Zurich Österreich. Seine Zielrichtung ist klar: Der Markt steht wieder stärker im Zentrum – mit Fokus auf profitables Wachstum und breiter Aufstellung.
„Unsere Strategie steht unter dem Motto ‚Zurück zum Markt‘ – ein Leitsatz, der dem Vertrieb besonders entgegenkommt. Für den Vertrieb bedeutet das vor allem: Wir wollen wachsen – und zwar ertragreich. Ein gutes Zeichen ist, dass unser Wachstum im heurigen Jahr voraussichtlich über dem Marktdurchschnitt liegen wird“, erklärt Mollnhuber.
Das Ziel sei klar, betont auch Sandro Pichorner, der seit kurzem den Maklervertrieb verantwortet. Der erste Schritt: eine klare Trennung von Service und Vertrieb – mit regionalem Fokus: „Wir wollen den Fokus klar auf Regionalität legen und sicherstellen, dass unsere Vertriebspartner – also die Makler – gut betreut werden. Es geht darum, Service und Vertrieb organisatorisch zu trennen. Ein spezialisiertes Team im Hintergrund kümmert sich um schnelle Auskünfte und gezielte Unterstützung.“
Wachstumsschwerpunkte: Sach, Industrie und Vorsorge
Zurich Österreich sieht seine Wachstumsfelder in der Sachversicherung, besonders in der Industrie- und Gewerbesparte. Auch im Bereich Leben soll laut Mollnhuber mit neuen Tarifen und gezielter Unterstützung neues Potenzial erschlossen werden: „Wachstum bedeutet für uns, dass rund drei Viertel unseres Bestands aus Sachversicherungen bestehen. Wir sind im Industrieversicherungsgeschäft aktiv, auch international, und verfügen dort über besondere Stärken. Unsere Wachstumsfelder ergeben sich vor allem aus der starken Ausrichtung auf Industrie, ergänzt durch sogenannte Rettungssparten wie Haushalt, Unfall, Rechtsschutz oder KMU.“
Maklerbetreuung: Weniger Regionen, mehr Nähe
Die Umstrukturierung des Maklerservices soll laut Pichorner vor allem eines bringen: kürzere Wege und bessere Erreichbarkeit. Die neue regionale Struktur soll Synergien nutzen und gleichzeitig effizienter arbeiten.: „Wir haben unser regionales Maklerbetreuungsmodell neu strukturiert und die Anzahl der Regionen von vier auf drei reduziert. Unsere Maklerpartner sollen rasch merken, dass sich Qualität und Reaktionsgeschwindigkeit erhöht haben. Dafür setzen wir auf spezialisierte Teams, die gezielt auf die Anforderungen unserer Partner eingehen können.“
Digitalisierung: Unterstützung im Hintergrund – nicht als Selbstzweck
Die Digitalisierung wird bei Zurich als Mittel zur Entlastung und Effizienzsteigerung verstanden – nicht als Ersatz für persönliche Beratung. In bestimmten Bereichen wird bereits auf digitale Tools gesetzt.
„Der digitale Vertrieb spielt aktuell noch eine untergeordnete Rolle – aber ich bin überzeugt, dass sich das mit der Zeit deutlich verändern wird. Die Digitalisierung wird uns vor allem in Abläufen, bei der Verarbeitung und im Backoffice unterstützen. Aber wenn es um die direkte Zusammenarbeit mit unseren Partnern oder die Beratung von Kunden geht, wird der persönliche Austausch auch in Zukunft eine zentrale Rolle spielen“, erklärt Mollnhuber.
Ein Beispiel für digitale Unterstützung nennt Pichorner aus dem Schadensbereich: „Über eine Web-App können unsere Geschäftspartner direkt beim Kunden vor Ort Fotos aufnehmen und so den gesamten Prozess unkompliziert digital abwickeln. Der Weg zum ÖAMTC oder ARBÖ entfällt dadurch – das spart Zeit und macht die Schadenaufnahme deutlich effizienter.“
Vorsorge und Pensionsrückdeckung: Zusammenarbeit mit Spezialisten
Die betriebliche Altersvorsorge und Themen wie Frauenvorsorge stehen stärker im Fokus. Zurich setzt auf fachliche Unterstützung für Makler, um diesen Bereich gemeinsam auszubauen. „In unseren regionalen Maklerservices stehen Maklerpartnern speziell ausgebildete Fachleute zur Seite, die auch am Markt aktiv sind. Sie helfen bei der Erstellung von Offerten und begleiten den Makler bei Bedarf sogar zu Kundenterminen – mit der entsprechenden Fachexpertise im Gepäck“, so Mollnhuber.
Digitalisierung und Makleralltag: Schnittstellen sinnvoll verbinden
Die technische Anbindung bleibt ein offenes Thema – mit vielen individuellen Lösungen auf Maklerseite. Zurich setzt auf pragmatische Verknüpfung statt komplexer Idealbilder. „Digitalisierung ist aus meiner Sicht für viele ein Stück weit so etwas wie eine Achillesferse. In der Theorie klingt vieles einfach – in der Praxis funktioniert das so leider selten. Genau hier liegt für beide Seiten ein großes Interesse: die verschiedenen Systeme sinnvoll miteinander zu verbinden“, informiert Pichorner.
Perspektive: Fachliche Relevanz statt Kosmetik
Für die kommenden Jahre formulieren Mollnhuber und Pichorner eine klare Zielsetzung: Orientierung an den Bedürfnissen von Maklern und Kunden – mit inhaltlicher Substanz und struktureller Verlässlichkeit.
„Ein Makler braucht niemanden, der sich nur nett präsentiert, sondern jemanden, der ihm fachlich weiterhilft und auf seine Fragen kompetente Antworten hat. Genau das ist unser Anspruch – und darauf werden wir uns konzentrieren“, sagt Mollnhuber.
„Wir wollen Prozesse bereitstellen, die einfach funktionieren – ohne unnötige Schleifen. Damit schaffen wir nicht nur Entlastung, sondern auch mehr Zeit für das Wesentliche: individuelle Beratung und gemeinsames Arbeiten an Lösungen“, ergänzt Pichorner.
Das gesamte Interview lesen Sie in der AssCompact September-Ausgabe!
Foto oben v.l.n.r.: Zurich-Maklervertriebsleiter Sandro Pichorner, Zurich-Vertriebsvorstand Erwin Mollnhuber und AssCompact Herausgeber Franz Waghubinger
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