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VÖL-Tagung fordert Solidaritätsmodell für Naturgefahrenversicherung

(Bild: © Foto Scheinast )

VÖL-Tagung fordert Solidaritätsmodell für Naturgefahrenversicherung

23. Juli 2025

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4 Min. Lesezeit

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Recht & Wissen

Vom 21. bis 23. Juli fand auf Einladung der Österreichischen Hagelversicherung die diesjährige Tagung der Vereinigung Österreichischer Länderversicherer (VÖL) in Salzburg statt. Die Vorstände der sechs Länderversicherer diskutierten über aktuelle Entwicklungen in der Versicherungswirtschaft – von versicherungstechnischen Aspekten und Nachhaltigkeitsberichterstattung bis hin zur zunehmenden Bedrohung durch Naturkatastrophen. Im Zentrum stand dabei die Frage, wie eine umfassende Absicherung gegen Naturgefahren künftig gestaltet werden kann.

Kerstin Quirchtmayr

Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 23.07.2025

Die VÖL weist darauf hin, dass extreme Wetterereignisse wie Stürme, Starkregen, Überschwemmungen, Hagel und Trockenheit in Österreich inzwischen regelmäßig auftreten und beträchtliche Schäden verursachen. Jüngstes Beispiel seien die Murenabgänge im Gschnitztal (Bezirk Innsbruck-Land), wo Häuser unter Schlamm begraben wurden und eingeschlossene Personen per Hubschrauber evakuiert werden mussten.

Mag. Klaus Scheitegel, Generaldirektor der Grazer Wechselseitigen Versicherung:

"Neben dem Sachschaden ist es vor allem das emotionale Leid der Betroffenen. Die Schäden durch Naturkatastrophen steigen jährlich und liegen mittlerweile bei rund einer Milliarde Euro."

Darüber hinaus warnen die Länderversicherer davor, dass viele Betroffene im Schadenfall auf sich allein gestellt seien, weil es für Naturgefahren bisher keine flächendeckende Versicherbarkeit gebe.

Landwirtschaft besonders betroffen

Die Österreichische Hagelversicherung sieht die Landwirtschaft – mit ihrer „Werkstatt unter freiem Himmel“ – als besonders vulnerabel gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels. Die Schäden würden zunehmen, sowohl in ihrer Häufigkeit als auch in der Intensität.

Dr. Kurt Weinberger, Generaldirektor der Österreichischen Hagelversicherung:

"Die Unwetter nehmen durch den menschengemachten Klimawandel in Häufigkeit und Intensität weiter zu. Das bestätigt auch die Wissenschaft. Allein die Dürreschäden machen in der heimischen Landwirtschaft in den letzten 10 Jahren rund 1,5 Milliarden Euro aus. Das wird a la longue auch eine Frage der Versicherbarkeit."

Die Hagelversicherung sieht daher dringenden politischen Handlungsbedarf, um eine nachhaltige Absicherung für landwirtschaftliche Betriebe zu ermöglichen.

VÖL fordert gesetzliche Rahmenbedingungen für solidarische Lösungen

Ein zentrales Anliegen der VÖL ist die Schaffung rechtlicher Voraussetzungen für eine gesamtstaatliche, solidarische Absicherung von Naturgefahren. Derzeit sei der Versicherungsschutz gegen Elementarrisiken in vielen Fällen nur eingeschränkt möglich. Die Länderversicherer fordern daher gesetzliche Änderungen, die eine breite Risikostreuung erlauben – etwa durch die verpflichtende Einbindung von Naturgefahren in bestehende Verträge wie die Feuerversicherung.

Aus Sicht der VÖL könnten Naturgefahren sonst langfristig nicht mehr versicherbar sein. Nur durch gemeinschaftlich organisierte Lösungen ließen sich leistbare Prämien und flächendeckender Schutz für Haushalte und Unternehmen gewährleisten. Man verweist dabei auch auf Erfahrungen anderer europäischer Länder und auf bestehende Modelle in der Agrarversicherung.

Bodenverbrauch als Klimafaktor: Appell an die Politik

Im Rahmen der Tagung wurde auch der Schutz von Böden thematisiert. Intakte Äcker und Wiesen seien laut VÖL zentrale Speichermedien für Kohlenstoff und Wasser – gerade bei Starkniederschlägen. Der steigende Bodenverbrauch gefährde daher nicht nur das ökologische Gleichgewicht, sondern auch die Versorgungssicherheit im Land.

Die Länderversicherer fordern eine stärkere Berücksichtigung dieses Zusammenhangs in der Gesetzgebung und betonen die Bedeutung einer funktionierenden, heimischen Lebensmittelproduktion. Lebensmittelautarkie sei, so die gemeinsame Position, mindestens so wichtig wie Energieautarkie.

Foto v.l.n.r. 2. Reihe hinten: Vorstandsvorsitzender DI Dr. Jürgen Hartinger (Kärntner Landesversicherung), Generaldirektor Mag. Stefan Jauk (Niederösterreichische Versicherung), Generaldirektor Mag. Othmar Nagl (Oberösterreichische Versicherung), Vorstandsvorsitzender Mag. Franz Mair (Tiroler Versicherung)

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