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Versicherungsbetrug: „Der Löwenanteil stammt von Amateuren“

Versicherungsbetrug: „Der Löwenanteil stammt von Amateuren“

23. Dezember 2019

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4 Min. Lesezeit

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News-Im Blickpunkt

Über Versicherungsbetrug referiert der Berufsdetektiv Mag. Bernhard Maier beim AssCompact Gewerbesymposium am 19. März 2020. Was Kunden dazu verleitet und wie ein Versuch kläglich scheiterte, erzählt er im Interview.

Kerstin Quirchtmayr

Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 12/23/2019

Laut „Insurance Europe“ liegt der Schaden durch Versicherungsbetrug europaweit bei 13 Mrd. Euro. Welche Erfahrungen haben Sie mit Versicherungsbetrug in Österreich? Wer sind die Täter?

Der Löwenanteil der getürkten Schadensfälle stammt von Amateuren und Gelegenheitstätern, die ihrer Versicherung ein paar Euro abluchsen wollen. Ein selbst verschuldeter Schaden am Wagen wird der Versicherung zum Beispiel als Parkschaden verklickert. Ähnlich bei der privaten Haftpflichtversicherung, bei der der Versicherungsnehmer wahrheitswidrig einen Dritten als Schadensverursacher angibt. Vergleichsweise selten finden wir professionellen Versicherungsbetrug. Dann aber sind die Schadensbeträge deutlich höher.

Welche Motive führen dazu, Versicherungsgesellschaften mit falschen Angaben zur Schadenszahlung zu veranlassen?

Die meisten Betrüger denken sich die Dinge wie „Das tun ja alle“ oder „Es trifft keinen Armen“. Zudem ist die Betrugs-Hemmschwelle grundsätzlich gegenüber Konzernen wie Versicherungen niedriger, weil die persönliche Beziehung fehlt. Schließlich rechtfertigen sich unehrliche Kunden manchmal damit, schon jahrelang Prämien „für nichts“ bezahlt zu haben, also keinen Schadensfall gemeldet zu haben. Dieses Geld will man sich auf betrügerischem Weg zurückholen.

Laut Innenministerium wurden 2017 österreichweit 324 Anzeigen wegen Versicherungsbetrugs erstattet. Die Aufklärungsquote lag bei mehr als 90%. Ist Versicherungsbetrug leicht zu durchschauen?

Das möchte ich so nicht behaupten. Was sind schon 324 Anzeigen jährlich? Bedenken Sie, dass Versicherungen nur die Fälle der Polizei melden, bei denen der Bogen massiv überspannt wurde. Es darf also nicht bloß um Peanuts gehen und die kriminelle Absicht des Kunden muss offensichtlich sein. Dass unter diesen Umständen die Aufklärungsquote extrem hoch ist, darf nicht verwundern. Daher lassen die offiziellen Zahlen keinen Rückschluss zu, wie leicht oder schwer Versicherungsbetrug zu durchschauen ist.

Haben Sie aus Ihrer langjährigen Erfahrung je ein Beispiel für einen besonders stümperhaften und einen besonders professionellen Betrugsfall parat?

Ich hatte einmal einen Versicherungsnehmer, der Burnout vorgab und Leistungen aus einer Berufsunfähigkeitsversicherung in Anspruch nehmen wollte. Google ließ seinen Abzock-Versuch kläglich scheitern. Er war Feuerwehr-Kommandant in seiner Gemeinde und naiv genug, die von ihm geleiteten Einsätze in epischer Breite auf der Homepage der Feuerwehr zu beschreiben. Das passte überhaupt nicht zu dem von ihm behaupteten Burnout-Krankheitsbild mit Konzentrationsschwäche und Antriebslosigkeit.

In Sachen professionelles Vorgehen erinnere ich mich an einen Fall mit Reisegepäck-Versicherungen. Mithilfe eines Netzwerks an Strohmännern fingierte ein Betrüger weltweit Gepäcksdiebstähle. Über Monate meldete er bei verschiedenen Versicherungen Schadensfälle und niemandem fiel etwas auf. Die Schadenshöhe je Fall war nicht besonders hoch und es gab keinen erkennbaren Zusammenhang der Fälle miteinander. Der Gauner wusste also ziemlich genau, wie er am besten „unter dem Radar“ fliegt, um die Versicherungen zu legen.

Bernhard Maier referiert beim AssCompact Gewerbesymposium am 19. März 2020 in der Pyramie Wien/Vösendorf. Zur Anmeldung hier klicken.

Das Interview erscheint in voller Länge in der AssCompact Jänner-Ausgabe.

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