KommR Helmut Mojescick, Obmann der Wiener Versicherungsmakler, über technologische Entwicklungen, Maklerkäufe, Spezialisierung und die Bedeutung von Weiterbildung für die Zukunft der Versicherungsbranche. Er beleuchtet aktuelle Herausforderungen und beschreibt die Chancen für Vermittler:innen in einem sich wandelnden Markt.

Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 24.01.2025
Die Versicherungsbranche steht vor einem Strukturwandel. Fusionen und Übernahmen sowie der Rückgang der Babyboomer-Generation prägen das Bild. Gleichzeitig nimmt die Bedeutung von Technologie rasant zu. „Die Versicherungsbranche ist seit jeher von Veränderungen geprägt, und die letzten 38 Jahre waren da keine Ausnahme,“ erklärt KommR Helmut Mojescick. „Die Kosten für IT und Digitalisierung sind schon jetzt explodiert, und ich gehe davon aus, dass diese Entwicklung weiter anhalten wird.“
Er sieht technologische Unterstützung als unverzichtbar: „Ohne technologische Unterstützung wird es in Zukunft gar nicht mehr gehen. Die Versicherungsbranche hinkt im Bereich IT im Vergleich zu anderen Branchen hinterher.“
Maklerkäufe und Generationswechsel
Der Trend zu Maklerkäufen wird durch den Generationswechsel weiter an Bedeutung gewinnen. „Es ist ganz natürlich, dass viele Kollegen, die ein gewisses Alter erreicht haben und keine Nachfolger finden, ihre Betriebe verkaufen. Die Betreuung der Kunden muss schließlich geregelt werden,“ betont Mojescick. Dabei sei es positiv, dass Investoren die Attraktivität des Versicherungsgeschäfts erkannt haben: „Die letzten Jahre, auch bedingt durch die Pandemie, waren für viele Makler sehr erfolgreich, was das Geschäft noch attraktiver macht.“
Spezialisierung als Schlüssel zum Erfolg
Die zunehmende Komplexität der Branche fordert Spezialisierung. „Ich bin überzeugt, dass die Spezialisierung im Versicherungswesen immer wichtiger wird,“ sagt Mojescick. „Bereits seit 20 bis 30 Jahren gibt es Makler, die sich auf bestimmte Bereiche konzentrieren und damit erfolgreich sind.“
Er sieht hier einen klaren Paradigmenwechsel: „Die ganzheitliche Beratung des ‚praktischen Arztes‘ – also ein Makler, der sich umfassend um alle Versicherungsbelange kümmert – wird wohl abnehmen. Es ist realistischer, dass der Makler als ‚praktischer Arzt‘ eine Risikoanalyse durchführt und den Kunden dann für bestimmte Themen an Spezialisten weiterleitet.“
Naturkatastrophenversicherung: Notwendigkeit eines politischen Rahmens
Nach jüngsten Hochwasserereignissen bleibt die Absicherung gegen Naturkatastrophen ein drängendes Thema. „Die Versicherungsbranche könnte schon längst gute Lösungen bereitstellen – so war es bereits nach den Katastrophen im Jahr 2002,“ sagt Mojescick. Doch es fehlt an politischem Willen: „Die Kosten für den Schutz von Risikogebieten sollten nicht nur von den Betroffenen getragen werden, sondern solidarisch von der ganzen Bevölkerung. Das ließe sich durch eine Pflichtversicherung oder Solidarabgabe regeln.“
Weiterbildung: Basis für die Zukunft
Mojescick engagiert sich stark für die Weiterbildung in der Branche. „Der Studiengang Versicherungsmanagement an der FH Wien läuft sehr gut und erhält viel positives Feedback von den Studierenden,“ berichtet er. „Die Fachgruppe der Versicherungsmakler Wien unterstützt das Studium durch eine Teilfinanzierung des ersten und letzten Semesters, was den Einstieg erleichtert.“
Der Studiengang ist praxisnah gestaltet, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden. „Die Organisation und Auswahl der Dozierenden erfolgte mit starkem Praxisbezug, was zur hohen Qualität des Programms beiträgt,“ so Mojescick
Die kommenden Kammerwahlen: Ziele für die Zukunft
Mojescick sieht in der Förderung junger Talente eine der wichtigsten Aufgaben für die Zukunft der Branche. „In den kommenden drei Jahren werden wir vor bedeutenden Veränderungen stehen, da die Babyboomer-Generation ein Alter erreicht hat, in dem ein Generationswechsel unvermeidlich ist,“ erläutert er. „Es ist entscheidend, dass wir diesen jungen Talenten die notwendigen Fähigkeiten und das nötige Wissen vermitteln, damit sie die Herausforderungen der Zukunft erfolgreich meistern können.“
Die nächsten Jahre versprechen laut Mojescick spannende Entwicklungen, die es gemeinsam zu gestalten gilt: „Mein Hauptziel ist es, ein ebenso starkes Team zu erhalten, wie wir es in der Vergangenheit hatten.“
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Foto oben: KommR Helmut Mojescick, Obmann der Wiener Versicherungsmakler
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