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Studie: Jeder zweite Facharzttermin erst nach mehr als einem Monat

Studie: Jeder zweite Facharzttermin erst nach mehr als einem Monat

17. September 2025

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4 Min. Lesezeit

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Studien

Die „Kassenarzt-Wartezeiten-Studie 2025“ von krankenversichern.at zeigt: In 8 von 14 Fachrichtungen beträgt die durchschnittliche Wartezeit länger als 30 Tage. Besonders betroffen sind die Innere Medizin, Psychiatrie und Augenheilkunde.

Kerstin Quirchtmayr

Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 17.09.2025

Die längsten Wartezeiten liegen laut krankenversichern.at bei der Inneren Medizin mit 63 Tagen, in der Psychiatrie mit 61 Tagen und in der Augenheilkunde mit 52 Tagen. In Urologie (48 Tage), Gynäkologie (46 Tage), Neurologie (42 Tage), Dermatologie (36 Tage) und Kardiologie (33 Tage) beträgt die Wartezeit ebenfalls mehr als einen Monat. Kürzer, aber weiterhin spürbar, sind laut Studie die Wartezeiten in Orthopädie (24 Tage), HNO (21 Tage), Pulmologie (18 Tage), Pädiatrie (17 Tage) und Radiologie (14 Tage). Hausärzte sind in der Regel sofort oder binnen eines Tages erreichbar

Regionale Unterschiede: Wien, Niederösterreich, Oberösterreich

In Wien wurden 353 Terminrückmeldungen ausgewertet. Die Wartezeiten reichen dort von einem Tag beim Hausarzt bis zu 49 Tagen bei der Kardiologie. Besonders lange dauert es in der Psychiatrie (44 Tage) und in der Gynäkologie (45 Tage)

In Niederösterreich (297 Rückmeldungen) beträgt die Wartezeit laut Studie 62 Tage in der Urologie und 60 Tage in der Psychiatrie. Auch in der Inneren Medizin und der Neurologie liegt sie bei 45 Tagen, während Hausärzten nach drei Tagen und Pädiatern nach 15 Tagen verfügbar sind

In Oberösterreich (261 Rückmeldungen) zeigt die Studie besonders lange Verzögerungen: Psychiatrie 112 Tage, Innere Medizin 74 Tage, Kardiologie 67 Tage. Demgegenüber stehen Radiologie (11 Tage), Neurologie (17 Tage) und Hausärzte (3 Tage), wo Termine rasch vergeben werden

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Lange Wartezeiten sind längst kein Einzelfall mehr

Laut krankenversichern.at sind die langen Wartezeiten vor allem auf den Wandel von Kassenärzten zu Wahlärzten sowie auf unbesetzte Kassenstellen zurückzuführen. Ende 2024 waren laut Ärztekammer rund 300 Planstellen nicht besetzt. Zudem führen Bevölkerungswachstum und Alterung zu einem steigenden Facharztbedarf.

Sebastian Arthofer, COO von krankenversichern.at:

"Lange Wartezeiten sind längst kein Einzelfall mehr. Sie sind längst ein strukturelles Problem, das Patienten zur Suche nach Alternativen zwingt. Kein Wunder, dass 8 von 10 Personen bei krankenversichern.at angeben, dass genau diese Wartezeiten der Hauptgrund für den Abschluss einer Wahlarztversicherung sind."

Gesellschaftliches Risiko

Laut Studie sind Wartezeiten nicht nur ein individuelles Ärgernis, sondern auch ein gesellschaftliches Risiko. Medizinisch bedeuten längere Wartezeiten ein höheres Risiko schwererer Krankheitsverläufe und teurerer Behandlungen. Wirtschaftlich führen verspätete Diagnosen zu langen Krankenständen, die Unternehmen und Sozialversicherung zusätzlich belasten. Sozial zeigt sich eine Zwei-Klassen-Medizin, da sich manche Patient:innen auf private Strukturen ausweichen können, während andere zurückbleiben – mit Folgen für das Vertrauen in das Gesundheitssystem. Und gesellschaftlich verstärken ungleiche Wartezeiten zwischen Stadt und Land regionale Unterschiede, sodass manche Regionen regelrecht unterversorgt sind

Über die Studie

Die Studie basiert auf einer Analyse von 1.591 Terminrückmeldungen zwischen 30. Juni und 12. September 2025. Urlaubsbedingte Ordinationsschließungen wurden nicht berücksichtigt, ausgewertet wurde der Median (95%-Konfidenzintervall: ±3,1 Tage)

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