Zu diesem Thema lud AssCompact zum Roundtable in das AssCompact Mediencenter Gasometer. In der Runde aus Top-Fachexperten von Makler- und Versichererseite entstand eine angeregte Diskussion über Problemfelder, Potenziale und Entwicklungen.
Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 2/15/2024
Nach der Begrüßung der Teilnehmer durch AssCompact Vertriebsleiter Ernst Vallant stand ein einleitender Impulsvortrag von Mag. Thomas Herndlhofer (GrECo International AG) am Programm. Herndlhofer erwähnte historische Ereignisse wie das Reichshaftpflichtgesetz von 1871 in Deutschland und den Beginn des World Wide Web in den 1990er Jahren, die die Versicherungsbranche beeinflusst haben, indem sie neue Risikosituationen schufen, auf die die Versicherungswirtschaft reagieren musste.
Der Experte wies darauf hin, dass sich die Risikosituation auch heute mit hoher Geschwindigkeit ändert, aufgrund verschiedener Faktoren wie rechtlicher Veränderungen, neuer Technologien und des Klimawandels. Insbesondere die Taxonomieverordnung werde voraussichtlich massive Veränderungen auf dem Versicherungsmarkt bewirken, da Versicherer ihre Zeichnungspolitik ändern müssen, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden.
„Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Cyberversicherung als dynamisch wachsender Sparte. Die Reduktion der Schadenquote durch die Einführung von Mindestsicherheitsstandards ist ein Beispiel dafür ist, wie Versicherer durch Präventionsmaßnahmen das Schadenrisiko verringern können. Schadenprävention statt Ausschlüssen könnte eine effektive Strategie für die Versicherungsbranche sein.“, so Mag. Herndlhofer.
Schließlich sprach er die Herausforderungen an, vor denen die Versicherungsbranche steht, und betonte die Notwendigkeit, sich kontinuierlich an Veränderungen anzupassen, um den steigenden Bedarf an Risikoübertragung zu decken. Mag. Thomas Herndlhofer schloss mit dem Gedanken, dass es möglicherweise erforderlich ist, bestehende Versicherungskonzepte anzupassen, um den sich ändernden Bedürfnissen gerecht zu werden, und dass die Zukunft der Branche von diesen Anpassungen abhängen könnte.
Im Anschluss präsentierte Roundtable-Initiator und Moderator Franz Waghubinger Auszüge aus einer aktuellen Studie zur Gewerbeversicherung (AssCompact berichtete …).
Alte, nicht überprüfte Versicherungsverträge – potenzielle Bombe im Portfolio
Danach startete Franz Waghubinger die Diskussionsrunde mit der Frage, wie die Teilnehmer es einschätzen, dass viele Berater ihre Gewerbekunden nicht regelmäßig kontaktieren und die Risikosituation auf Aktualität prüfen. Thomas Herndlhofer (GrECo) sieht dies als riesiges Problem, da hier nicht zu unterschätzende Haftungsrisiken für Versicherungsmakler entstehen. „Wenn ich einem Kunden einen Versicherungsvertrag vermittle und diesen dann zehn Jahre lang nicht überprüfe, habe ich eine potenzielle Bombe in meinem Portfolio.“ Manuel Häusler von Markel Insurance sieht die Unternehmensgröße als wesentlichen Faktor: „Bei kleineren Unternehmen ist eine niedrigere Überprüfungsfrequenz aus meiner Sicht unbedenklich, hier muss man nicht jährlich alles durchleuchten. Allerdings wird mit zunehmender Firmengröße die Bedeutung dieser Überprüfung immer relevanter.“ Versicherungsmaklerin Elisabeth Bicik (SALUS Bicik und Struggl) hielt fest, dass besonders schnell wachsende Unternehmen Versicherungsagenden hintanstellen, weil sie mit vielen anderen Themen befasst sind. „Hier müssen wir als Makler aktiv nachfragen, ob und in welchen Bereichen sich etwas an der Risikosituation geändert hat. Das Thema Haftung wird aus meiner Sicht viel zu lax gehandhabt.“
Mario Mukenschnabel von der Allianz sagte, dass sich besonders in den vergangenen drei bis vier Jahren die Lagerlogistik und Betriebsunterbrechungsrisiken stark gewandelt haben. „Dies birgt für Unternehmer ein erhebliches Schadenpotenzial, das viele möglicherweise nicht erkennen. Sie wissen schlicht und ergreifend nicht, dass ihre Verträge nicht auf dem neuesten Stand sind“, so Mukenschnabel.
Aus der Diskussion kristallisierte sich heraus, dass es eine große Diskrepanz gibt, wie mit Aktualisierungen von Verträgen im angestellten Außendienst einerseits und im Maklervertrieb andererseits umgegangen wird. Die Aktualisierungsrate ist beim Außendienst der Versicherer viel höher. Für einen Versicherungsmakler, der auch selbständiger Unternehmer ist, verursachen Aktualisierungen bzw. Bestandsüberprüfungen Kosten, wenn daraus nicht mehr Prämie generiert werden kann.
Florian Eder von der Wiener Städtischen Versicherung: „Ich bin davon überzeugt, dass das Thema Unterversicherung auch viel Potenzial in sich trägt. Viele Versicherungssummen am Markt sind zu niedrig angesetzt. Insofern sehe ich eine große Chance, hier das Heft in die Hand zu nehmen und auch Mehrprämie oder Provision zu lukrieren und Unternehmen gut abzusichern.“
Versicherungsmakler Jürgen Sponer (EKV GmbH) legt großen Wert auf die laufende Überprüfung von Verträgen. Die Resonanz auf schriftliche und auch telefonische Anfragen sei dabei eher gering, was die Sache nicht einfacher mache. „Da die Anpassung der Sachwerte von entscheidender Bedeutung ist, investieren wir hier sehr viel Zeit in diese Aufgabe. Allein schon deshalb, weil die Haftung laufend steigt. Eine regelmäßige Überprüfung ist einfach unerlässlich“, so Sponer.
Erfahren Sie im zweiten Teil der Berichterstattung über den Roundtable "Gewerbeversicherung: Neue Risiken – alte Verträge – Gefahren und Potenziale", wie die Experten Mehrprämien bewerten und ob die Kosten für Schätzungen und Gutachten zur Bestimmung angemessener Versicherungssummen angemessen sind.
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