Künstliche Intelligenz hält Einzug in den Makleralltag. Wie sie den Beruf verändern kann und warum sie gerade für Versicherungsmakler mehr Chance als Bedrohung ist, erläutert Stefan Chlebniček, Akad. VersMaklerWU, Inhaber & Betreiber von www.versicherungswiki.at, im ersten Teil seines Beitrags zum Thema Künstliche Intelligenz in der Versicherungsvermittlung.
Artikel von:

Stefan Chlebnicek
Akad. VersMaklerWU; Betreiber von VersicherungsWiki.at
Künstliche Intelligenz, kurz KI, ist keine Bedrohung, sondern wertvolles Werkzeug, um den eigenen Beruf zukunftsfit zu gestalten.
Wenn man damit entsprechend umgeht.
Gut geplant gewinnt man Zeit und arbeitet effizienter, ohne Qualitätseinbußen hinnehmen zu müssen oder an Menschlichkeit zu verlieren. KI ist kein Ersatz, sondern ein starker Partner.
Mit den technischen Sprüngen der Digitalisierung der letzten Jahre nahm auch die Zahl an automatisierten und KI-gestützen Arbeitsschritten zu. „Digitalisierung“ wohin man sieht. Wenn man die Bedeutung des Begriffs nachschlägt, findet man unterschiedliche Formulierungen, die aber im Grunde das Gleiche aussagen: Es geht um die Umwandlung analoger Informationen und Prozesse in digitale Formate, um Effizienz zu steigern und durch die Automatisierung neue Wertschöpfungspotenziale zu ermöglichen.
Das machen wir schon seit Jahrzehnten, wenn auch in unterschiedlicher Intensität und Qualität.
KI ist bereits Teil unseres Alltags
Gleich ob man dem Thema skeptisch gegenübersteht, lässt es sich nicht vermeiden im Alltag mit KI-Tools in Berührung zu kommen. Sei es beim Onlineshopping oder, wenn man die Nummer einer Servicehotline wählt. Die letzten Jahre schon ist KI der Wegbegleiter in den meisten Bereichen unseren Tuns. Künstliche Intelligenz hat sich in den vergangenen Jahren von einer visionär anmutenden Technologie zu einem Werkzeug mit vielfältigen Einsatzmöglichkeiten für den Alltag entwickelt. Typische Anwendungsbereiche reichen heute von Sprach- und Textverarbeitung, wie durch Chatbots, digitale Sprachassistenten oder automatische Übersetzungen, bis hin zur Bild- und Spracherkennung, wie sie in der medizinischen Diagnostik oder bei Sicherheitsanwendungen zum Einsatz kommt.
Onlineshops und Streaming-Plattformen nutzen KI-Modelle ebenso wie Unternehmen, die administrative Prozesse automatisieren wollen, etwa im Versicherungsbereich im Rahmen der Schadenbearbeitung oder Vertragsprüfung.
KI ist alles nur kein Trend, sondern ein strategisches Instrument zur Steigerung von Effizienz und Qualität. Insbesondere für beratende Berufe, wie jenem der Versicherungsmakler:innen, kann es den entscheidenden Faktor im Wettbewerb bedeuten.
Damit können KI-Tools ein strategisch wichtiges Instrument darstellen, das nicht nur den Zugang zu Wissen erleichtert, sondern damit auch die Qualität individueller Beratung nachhaltig verbessert. Bei der Vielfalt an Informationen, die im Makler:innenalltag beachtet und verarbeitet werden müssen, ist das auch bitter nötig. Man muss nicht mehr alles wissen und gerade die Recherchearbeiten sind durch den gezielten KI-Einsatz eine enorme Erleichterung.
Entlastung trotz wachsender Anforderungen
Die Vermittlung von Versicherungsverträgen ist schon lange im Wandel. Versicherungsmakler:innen sind die entscheidende Drehscheibe zwischen Kund:innen und den Versicherungsgesellschaften. Sie analysieren Risiken und bewerten Szenarien, beraten und sind oftmals auch die emotionale Stütze in schwierigen Situationen. Und das bei zunehmendem administrativen Aufwand, wie den komplexen Dokumentationspflichten, den sich differenzierenden Produkten mit deren Bedingungen und einem Mangel an fachlich geeigneter Unterstützung. Was bleibt ist die Erwartung der Kund:innen hinsichtlich Reaktionszeit und Erreichbarkeit. Der Beratungsberuf braucht daher Werkzeuge, die entlasten, ohne zu entmenschlichen. Genau in diese Richtung geht der Weg der künstlichen Intelligenz.
Wichtig zu betonen ist, dass KI nicht das magische Allheilmittel ist. Vielmehr sollte man sie als „kognitiven Assistenten“ betrachten, der dabei hilft, schneller und auch präziser zu arbeiten. Insbesondere bei wiederkehrenden Tätigkeiten.
Weder menschliche Empathie noch Verantwortung können ersetzt werden und das gibt dem Faktor Mensch, gerade in der Beratung, zusätzliche Bedeutung. Versicherungsvermittlung ist Vertrauenssache. Gerade wenn es um sensible Themen des Lebens geht, wie existenzielle persönliche Absicherungen, kann kein Algorithmus der Welt die Erfahrung und das Fingerspitzengefühl eines erfahrenen Maklers oder einer Maklerin ersetzen.
Konkrete Anwendungsbereiche im Makleralltag
Im Alltag der Makler:innen gibt es unterschiedlichste Anwendungsbereiche:
- Automatisierte Beratungsdokumentation: Mit KI-Tools kann das gesprochene Wort in Text umgewandelt werden, um damit automatisch Beratungsprotokolle zu erstellen. Diese können dann mit Vertragsdaten verknüpft werden. Das spart Zeit und reduziert mitunter Fehlerquellen. Moderne Spracherkennung ist inzwischen so präzise, dass sie auch Dialekte und branchenspezifische Begriffe zuverlässig erkennt.
- Intelligente Produktvergleiche: Anstelle des manuellen Bedingungsvergleichs können in Sekunden relevante Angebote gefiltert werden. Besonders bei Sparten, bei denen viele komplexe Bedingungen zu beachten sind, bringt das eine deutliche Effizienzsteigerung und Transparenz.
- Erstellung eines Risikoprofils und Bedarfserkennung: Anhand der vorhandenen Daten können potenzielle Versorgungslücken oder vor allem im Sachbereich auch eine drohende Unterversicherung erkannt werden. Diese Impulse können volley als Thema im Beratungsgespräch genutzt werden.
- Kommunikation mit Kund:innen: KI-Chatbots oder auch E-Mail-Assistenten können Routinefragen beantworten, Erinnerungen versenden oder direkt bei einfacheren Anliegen helfen. Und das rund um die Uhr. Damit bleibt der Austausch zwischen Kund:innen und Makler:innen erhalten, ohne dass diese selbst rund um die Uhr erreichbar sein müssen.
Im Rahmen der Wissensplattform versicherungswiki.at setze ich seit heuer einen KI-Chatbot ein, der ausschließlich auf Basis des inhaltlichen Angebots fachliche Fragen beantwortet. Seit der Einführung reduzierte sich der zeitliche Aufwand um Fragen, die telefonisch oder via Mail einlangen, zu beantworten um etwa die Hälfte. Solche KI-gestützten Chatbots sind, wenn sie richtig eingerichtet und aufgesetzt werden, im Alltag hilfreich, um die eigenen Zeitressourcen zu schonen.
Klingt simpel, ist es aber nicht. Warum der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Versicherungsvermittlung viele Anforderungen mit sich bringt und worauf Versicherungsmakler:innen besonders achten sollten, lesen Sie nächsten Monat im zweiten Teil des Beitrags von Stefan Chlebniček.
Den Beitrag lesen Sie auch in der AssCompaxt August-Ausgabe!
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