37% der repräsentativ befragten Österreicher waren bereits selbst in Rechtsstreitigkeiten involviert, wobei über 50-Jährige über dem Durchschnitt liegen. Am streitbarsten scheinen die Tiroler und Vorarlberger – hier gibt fast die Hälfte (47%) an, bereits Teil eines Rechtsstreits gewesen zu sein. Etwas mehr, mit 40%, haben die Österreicher Rechtsstreitigkeiten in der Familie miterlebt. „Dadurch ergibt sich die doch sehr hohe Gesamt-Quote von 55%, die bereits Erfahrung mit Rechtsstreit haben“, erklärt Christina Matzka, Studienleiterin und Inhaberin von TripleM, die die Marktforschung im Auftrag von Helvetia durchgeführt hat.
Drei Viertel der Befragten (75 %), die bereits Teil eines Rechtsstreits waren, waren als Kläger, nur ein Viertel war als Beklagter verwickelt – bei Personen mit Rechtsschutzversicherung waren sogar 80% auf Klägerseite.
Zwei Drittel der Österreicher haben eine Rechtsschutzversicherung (64%) und/oder eine private Haftpflichtversicherung (66%) abgeschlossen. Während der Besitz einer Rechtsschutzversicherung mit dem Alter zunimmt, ist der Besitz einer Haftpflichtversicherung altersunabhängig. Beide Versicherungen steigen jedoch mit dem beruflichen Niveau (und dem Einkommen) der Befragten.
40% der Österreicher geben an, jedenfalls auf ihrem Recht zu bestehen, die verbleibenden 60% würden eher eine gütliche Einigung anstreben. „Je älter die Befragten, desto höher das Bedürfnis nach einer gütlichen Einigung – man könnte also salopp sagen, die Streitlust sinkt parallel zum Alter“, so Matzka. Das Einlassen auf Rechtsstreitigkeiten zeigt kaum Geschlechterunterschiede und ist auch nicht dadurch bedingt, ob bereits Erfahrungen damit bestehen oder nicht.
Sehr wohl lassen sich jedoch Unterschiede hinsichtlich der Themen des Streits erkennen: Während sich ein Viertel der Österreicher (25%) bei Verkehrsunfällen und jeder Zehnte (11%) bei Problemen mit dem Arbeitgeber auf einen Rechtsstreit einlassen würde, wären sie bei Nachbarschafts- oder Familienangelegenheiten deutlich zögerlicher. 18% sagen aus, mit den Nachbarn sicherlich nicht streiten zu wollen, 17% mit der Familie.
Dennoch bestehen Unsicherheiten und Ängste, wenn Österreicher an Rechtstreitigkeiten denken. Vor Corona gab ein knappes Drittel (31%) an, sehr (9%) oder eher (22%) Angst davor zu haben, in einen Rechtsstreit involviert zu werden.
Bei den insgeheimen Befürchtungen steht an erster Stelle die Angst vor dem finanziellen Aufwand (82%), gefolgt von der zu erwartenden psychischen Belastung (69 %) und der Angst, den Prozess zu verlieren (64%). An vierter Stelle reiht sich der Zeitaufwand ein, den immer noch sechs von zehn Befragten fürchten (62 %). Personen mit Erfahrungen in Rechtsstreitigkeiten zeigen insgesamt weniger Ängste als jene ohne Erfahrung, vor allem hinsichtlich des finanziellen Aufwands.
Der häufigste tatsächliche Grund für Rechtsstreitigkeiten in Österreich sind Verkehrsangelegenheiten – darum geht es in knapp jedem zweiten Fall (45%). Danach folgen Familienangelegenheiten und Vertragsstreitigkeiten bei Käufen oder Verkäufen mit je 37%. Immerhin noch ein knappes Drittel der Rechtsstreitigkeiten (31%) haben den Arbeitgeber zum Gegner, je 28% Behörden oder den Mieter oder Vermieter. Mit einem Fünftel (22%) bildet der berühmte Streit mit den lieben Nachbarn das Schlusslicht.
Mehr als vier von zehn Österreichern sind der Meinung, dass der Ausbruch der Corona-Pandemie und der Lockdown zu mehr Rechtsstreitigkeiten führen: 42% der Befragten in der zweiten Befragungswelle nach dem Ausbruch glauben, dass es durch Corona mehr, nur 18% glauben, dass es durch Corona weniger Rechtsstreitigkeiten gibt.
„Die möglichen Anlässe für verstärkte Streitigkeiten werden insbesondere bei Problemen mit Ex-Arbeitgebern, in Wohnungsangelegenheiten und mit Behörden vermutet, ein Minus dagegen bei Streitigkeiten nach Verkehrsunfällen und über Verträge – ein Spiegelbild des zurückgezogenen Lebens im Lockdown“, so Matzka.
Die gesamte Studie finden Sie auf der Helvetia Website.
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