Eine aktuelle Studie von ACREDIA in Zusammenarbeit mit Allianz Trade zeigt: Die Zahl der weltweit eingeführten Zölle ist seit 2024 von 179 auf 309 gestiegen. Rund 20% der globalen Importe im Wert von 2,7 Bio. US-Dollar sind inzwischen von Handelsbeschränkungen betroffen.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 07.11.2025
Der Welthandel befindet sich laut einer aktuellen Studie von ACREDIA gemeinsam mit Allianz Trade in einer Phase tiefgreifender Veränderungen. Neue Zölle, geopolitische Spannungen und die Folgen des Klimawandels belasten internationale Lieferketten und verändern globale Handelsströme.
Das durch Handelsbeschränkungen betroffene Volumen hat sich seit 2024 nahezu verdreifacht. Mittlerweile unterliegen rund 20% der weltweiten Importe Einschränkungen – ein Handelsvolumen von geschätzten 2,7 Bio. US-Dollar. Der stärkste Treiber sind neu eingeführte Zölle: Bis Oktober 2025 wurden 309 Zollmaßnahmen erlassen, fast doppelt so viele wie im gesamten Jahr 2024 mit 179.
Gudrun Meierschitz, Vorstandsmitglied der ACREDIA Group:
"Effizienz war lange das Leitmotiv internationaler Lieferketten – heute steht Stabilität im Vordergrund. Unternehmen haben gelernt, dass resiliente Strukturen wichtiger sind als kurzfristige Kostenvorteile."
Friendshoring und strukturelle Veränderungen im Welthandel
Mit zunehmender geopolitischer Unsicherheit gewinnt das sogenannte Friendshoring an Bedeutung – also die Verlagerung von Produktion und Handel in politisch stabile oder geografisch nahe Regionen. Europa profitiert laut Studie von stabilen Rahmenbedingungen, klaren Regulierungen und seiner Lage zwischen den großen Wirtschaftsräumen.
Für Österreich ergibt sich daraus eine strategische Chance: Als wirtschaftliche Drehscheibe zwischen Mittel-, Ost- und Südosteuropa kann die heimische Exportwirtschaft von der Regionalisierung profitieren. „Gerade in Zeiten globaler Unsicherheit stärkt Nähe das Vertrauen. Wer lokale Netzwerke und stabile Partnerschaften nutzt, verschafft sich einen echten Wettbewerbsvorteil“, betont Meierschitz.
Das weltweite Handelswachstum wird 2025 laut Allianz Trade bei +2% liegen, also deutlich unter dem langfristigen Durchschnitt. Für 2026 und 2027 erwarten die Ökonom:innen nur +0,6% bzw. +1,8%. Mehr als die Hälfte dieses geringen Wachstums entsteht durch die Umleitung bestehender Handelsströme – etwa durch den Rückgang von US-Importen aus China oder eine stärkere Diversifizierung von Lieferketten.
Österreichs Exportwirtschaft stehe laut Meierschitz damit vor einem strukturellen Wandel. Strategische Anpassung und Risikostreuung werden zu zentralen Erfolgsfaktoren. Unternehmen, die frühzeitig auf regionale Partner und abgesicherte Zahlungsstrukturen setzen, seien langfristig widerstandsfähiger.
Klimarisiken und neue Handelszentren
Neben politischen Risiken wird der Klimawandel laut Studie zunehmend zu einem entscheidenden Faktor für die Stabilität globaler Lieferketten. Dürre, Niedrigwasser und Extremwetter beeinträchtigen bereits zentrale Transportwege wie den Suez- und Panamakanal sowie Flüsse wie Rhein und Donau.
Gleichzeitig entstehen neue Handelszentren: Laut Allianz-Trade-Ranking führen die Vereinigten Arabischen Emirate, Vietnam und Malaysia die Liste der zukünftigen globalen Drehkreuze an. Saudi-Arabien verbessert sich um elf Plätze auf Rang 4, Kasachstan rückt mit den Knotenpunkten Khorgos und Nur Zholy auf Platz 16 vor.
Für Österreichs Exportwirtschaft bedeutet dies, dass sich Märkte und Routen neu ordnen. „Risikomanagement ist heute kein Kostenfaktor mehr, sondern ein zentraler Bestandteil nachhaltiger Wachstumsstrategien“, so Meierschitz abschließend.
Foto oben: Gudrun Meierschitz, Vorstandsmitglied der ACREDIA Group:
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