Unter dem Generalthema „Der Finanzmarkt in bewegten Zeiten!“ hielt die österreichische Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA) im Messe Wien Congress Center ihre 13. Aufsichtskonferenz ab. Spitzen aus Politik und Wirtschaft, Regulierung und Aufsicht, Wissenschaft und Forschung diskutieren dort über Herausforderungen und Risiken auf den Finanzmärkten.
Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 10/5/2022
Neben dem Vorstand der FMA, Helmut Ettl und Eduard Müller, gaben unter anderen Verena Ross, Vorsitzende der europäischen Wertpapieraufsicht (ESMA), sowie Andrea Enria, Vorsitzender der europäischen Bankenaufsicht bei der EZB (SSM), Diskussionsimpulse. OeNB-Vize-Gouverneur Gottfried Haber analysierte die „Ökonomische Entwicklung des Finanzmarktes“ und Finanzminister Magnus Brunner sprach über die politischen Akzente, die die Regierung auf dem Finanzmarkt Österreich setzt.
FMA-Vorstand: Finanzmarktreformen haben sich in der Krise bewährt
In seinem Einleitungsstatement warnte der FMA-Vorstand, Helmut Ettl und Eduard Müller, dass sich der konjunkturelle Horizont durch die wirtschaftlichen Auswirkungen des Angriffs Russlands auf sein Nachbarland Ukraine verdüstert hat: „Überall werden bereits rote Flaggen für konjunkturelle Sturmwarnungen aufgezogen.“ Energie- und Rohstoffknappheit, brüchige Lieferketten, hohe Inflation und ein Anziehen der geldpolitischen Zügel drückten massiv auf die Wachstumsprognosen, da und dort sei bereits von einer drohenden Rezession oder einer schwer kalkulierbaren Stagflation die Rede. „Die realwirtschaftliche Lage ist jedenfalls sehr fragil,“ so der FMA-Vorstand. Andererseits sei der österreichische Finanzmarkt „nach wie vor sehr robust und die österreichischen Finanzdienstleister stabil und krisenfest aufgestellt.“ Es gehe nun darum, durch intensiven Austausch zwischen Politik, Notenbanken und Finanzmarktaufsehern und akkordiertes Handeln eine Infektion des Finanzsektors durch die realwirtschaftlichen Turbulenzen möglichst einzudämmen. „Wir müssen alles dafür tun, dass – so wie in der COVID-19-Krise – die Finanzwirtschaft nicht Teil des Problems wird, sondern Teil der Lösung sein kann,“ so Ettl und Müller. Voraussetzung dafür sei jedenfalls eine vorsichtige und besonnene Ausschüttungspolitik. Die Lehren, die aus der globalen Finanzkrise gezogen wurden, hätten sich jedenfalls in der COVID-Krise bewährt; etwa die Europäisierung der Aufsicht, das Schließen regulatorischer Lücken, die Stärkung der Kapitalbasis, die Schaffung eines effizienten und effektiven Sanierungs- und Abwicklungsregimes. Jetzt gehe es darum, dass die Finanzwirtschaft Unternehmen und Haushalte in den schwierigen Zeiten wieder kraftvoll unterstützen und schützen kann. Neben den geopolitischen und konjunkturellen Herausforderungen dürfe aber auch auf die strukturellen Herausforderungen wie den Kampf gegen den Klimawandel durch den Umbau des Wirtschaftsmodells zu mehr Nachhaltigkeit sowie die technologischen Umwälzungen durch die Digitalisierung nicht vergessen werden.
Konferenz-Umfrage: Geopolitische Risiken das dominante Thema
Die traditionelle Umfrage unter den Konferenz-Teilnehmern zu den größten Risiken und Herausforderungen auf den Finanzmärkten, brachte heuer eine Neuordnung der Prioritäten. Dominierten in den vergangenen Jahren vor allem das Niedrigzinsumfeld, die Angst vor einer Staatsschuldenkrise sowie operationelle Risiken wie IT- und Cyber-Gefahren sowie Geldwäscherei als größte Herausforderungen für den Finanzsektor, so führen heuer mit 64% die sich verschärfenden geopolitischen Risiken das Ranking an. Der Kampf gegen den Klimawandel und für mehr Nachhaltigkeit spielen in der Finanzwirtschaft hingegen nach wie vor eine sehr untergeordnete Rolle, ebenso die Gefahr einer Immobilienpreisblase.
„Viele Zeichen stehen auf Sturm, wir stehen vor sehr herausfordernden Zeiten,“ so der Vorstand der FMA, Helmut Ettl und Eduard Müller, zusammenfassend: „Aber mit Transparenz, offenem Dialog und entschlossenem akkordiertem Handeln werden wir diese Herausforderungen gemeinsam meistern.“
Bild: ©PaTrixs – stock.adobe.com
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