Trotz anhaltend guter Börsenlage bleibt die Mehrheit der Österreicher:innen bei der Geldanlage auf der Bremse. Eine aktuelle, repräsentative Umfrage des Online Research Instituts Marketagent zeigt: Der Kapitalmarkt ist für viele nach wie vor ein Buch mit sieben Siegeln. Statt Aktien und Fonds dominiert weiterhin das altbekannte Sparbuch – Sicherheit geht vor.

Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 09.07.2025
Nur rund 30% der Befragten beschäftigen sich intensiv mit dem Thema Geldanlage. Männer (38%) zeigen dabei deutlich mehr Interesse als Frauen (23%), ebenso wie die jüngere Generation Z (45%) im Vergleich zu den Babyboomern (19%). Der eigene Wissensstand zu Aktien wird im Schnitt mit der Note 3,6 (auf einer Skala von 1 = sehr gut bis 5 = sehr schlecht) bewertet – keine Glanzleistung. Mehr als die Hälfte (54%) gibt an, schlechte bis sehr schlechte Kenntnisse zu haben. Lediglich 19% schätzen sich als kompetent ein.
Sparfuchs statt Risiko-Typ
„Würde Ihr Geld eine Persönlichkeit haben – wie wäre es?“ Die Mehrheit sieht ihr Geld als vorsichtig und sicher: 57% bezeichnen sich sinnbildlich als „Sparfuchs“. Dementsprechend groß ist auch die Risikoaversion: Zwei Drittel (68%) vermeiden bewusst finanzielle Risiken. Nur 15% sehen ihr Geld als abenteuerlustig.
Vor allem jüngere Menschen zeigen etwas mehr Risikobereitschaft. Ein wesentlicher Treiber dabei: die eigene wirtschaftliche Lage. Je besser diese eingeschätzt wird, desto eher sind Investments in risikobehaftete Anlageformen eine Option.
Klassiker dominieren das Anlageportfolio
Gefragt nach aktuellen Anlageformen, führen wenig überraschend konservative Produkte das Ranking an:
- Sparbuch / Sparkonto / Bausparen: 53,7%
- Aktien / Fonds / Anleihen / ETFs: 29,4%
- Pensionsvorsorge & Lebensversicherungen: 25,8%
- Gold & Edelmetalle: 21,8%
- Kryptowährungen: 12,8%
- Immobilien: 11,7%
Besonders gefragt sind nach wie vor Gold (49%), Immobilien (43%) und das gute alte Sparbuch (43%) – trotz Nullzins-Ära. Hingegen scheuen viele noch immer den Aktienmarkt. Hauptgründe dafür: fehlendes Geld (38%), fehlendes Wissen (37%) und Risikoangst (30%).
Aktien aus Österreich? Nur für wenige ein Thema
Selbst unter aktiven Anleger:innen ist der Anteil österreichischer Aktien überschaubar. Im Schnitt machen sie nur 27% des Portfolios aus. Wer in heimische Titel investiert, tut das aus Überzeugung – oder auf Empfehlung: 27% nennen Tipps von Berater:innen oder Bekannten als Beweggrund, 24% die regionale Verbundenheit. Auf der anderen Seite nennen 40% höhere Gewinnchancen im Ausland als Grund gegen österreichische Titel.
Marketagent-Gründer Thomas Schwabl:
"„Die Aktie ist in Österreich nach wie vor ein Nischenprodukt. Der Zugang bleibt vielen verschlossen – sei es emotional, kognitiv oder finanziell. Rund 40 % sagen, sie haben schlicht kein Geld zum Investieren. Ebenso viele fehlt das notwendige Wissen oder sie scheuen das Risiko. So bleibt das Potenzial des Kapitalmarkts für große Teile der Bevölkerung ungenutzt“, resümiert Thomas Schwabl, Gründer und Geschäftsführer von Marketagent."
Nur 22% der Befragten können sich vorstellen, künftig (mehr) in Aktien zu investieren – bei Frauen sind es lediglich 15%, bei den Babyboomern sogar nur 10%. Etwas größer ist die Offenheit bei Jüngeren, doch auch hier überwiegt die Skepsis.
Die Zahlen bestätigen einmal mehr: Finanzbildung und gezielte Aufklärung über Chancen und Risiken sind der Schlüssel, um die heimische Bevölkerung für den Kapitalmarkt zu gewinnen. Vermittler und Berater können hier eine zentrale Rolle einnehmen – und so das Vertrauen in moderne Anlageformen stärken.
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