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Rezepte für eine geglückte Betriebsübergabe – Makler berichten aus der Praxis

(Bild: © Robert Kneschke)

Rezepte für eine geglückte Betriebsübergabe – Makler berichten aus der Praxis

03. Mai 2023

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7 Min. Lesezeit

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Im Blickpunkt

Es gibt viele Stolpersteine, die eine Betriebsübergabe erschweren oder scheitern lassen – auch im Familienkreis. Welche Rezepte gibt es, damit die Betriebsübergabe glückt? Was sind die größten Herausforderungen? Hermann und Nici Pohn, Pohn-Mairinger Versicherungsmakler GmbH, aus Zell am Pettenfirst/OÖ und Leopold und Andreas Sanz, Sanz Versicherungsmanagement GmbH, aus Lichtenegg/NÖ haben Fragen zur Betriebsübergabe beantwortet.

Kerstin Quirchtmayr

Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 5/3/2023

Für Hermann Pohn (Übergeber) ist wichtig mit der Betriebsübergabe rechtzeitig zu beginnen und die richtigen Vorbereitungen zu treffen. Man sollte auch für verschiedene Modelle offen sein und folgendes beachten:

  • mindestens fünf Jahre bevor der eigene Ruhestand ansteht, sollte man sich mit der Nachfolge befassen
  • ist das Rentenalter zu nahe, entstehen Zukunftsängste
  • die finanzielle Absicherung sollte schon fertig geplant und durchgeführt sein
  • Aufgabengebiete sind zu strukturieren und festzulegen
  • Mitarbeiter darauf vorbereiten und einbinden
  • Arbeitssystem überprüfen, anpassen oder umstellen
  • die Möglichkeiten neuer Strukturen nutzen

Nici Pohn (Übernehmerin) ist Kommunikation, eine klare Aufgabenverteilung und Zeit wichtig bei einer Betriebsübergabe: „So hat jeder die Möglichkeit, sich an die neue Situation anzupassen – egal ob man selbst, die Angestellten und vor allem die Kunden.“

Leopold Sanz (Übergeber) ist der Meinung, dass das Loslassen können ein wichtiger Punkt bei der Betriebsübergabe ist: „Und akzeptieren, dass ein junger Betriebsübernehmer, welcher aktuelles Wissen aus seiner Ausbildung mitbringt und vor allem auch einen anderen Blick auf die Dinge hat, einige Veränderungen vornehmen möchte und auch wird. Wenn es gewünscht wird, die eigene langjährige Praxiserfahrung in diese dynamischen Veränderungen einbringen und den Betrieb im gegenseitigen Austausch weiterentwickeln.“

Für Andreas Sanz (Übernehmer) ist der wichtigste Grundzutat, die Motivation von allen Beteiligten, das Projekt „Übergabe“ angehen zu wollen: „Das Ganze ist ein Prozess, der mit Sicherheit einige Monate bis Jahre in Anspruch nimmt und der für beide Seiten oftmals nicht nur angenehme Aspekte mit sich bringt. Trotz aller Schwierigkeiten müssen jedoch immer der Dialog und die Rücksichtnahme auf den jeweils anderen an erster Stelle stehen.“

Die größten Herausforderung: „So viel Wissen wie möglich zu übernehmen“

Rezepte für eine geglückte Betriebsübergabe – Makler berichten aus der Praxis

Im Hause Pohn ist die Betriebsübergabe erfolgreich verlaufen

Hermann Pohn sieht emotionale Konflikte, die sich aus der Verstrickung von betriebswirtschaftlichen und familiären Interessen ergeben, als die größte Herausforderungen bei der Betriebsübergabe: „Auch die Veränderungen, welche man umsetzen will, können eine große Herausforderung darstellen. Viele Nachfolger haben konkrete Ideen, wie sie die Firma erneuern wollen. Gleichzeitig können und sollten sie nicht alles über den Haufen werfen.“

Nici Pohn möchte so viel Wissen wie nur möglich übernehmen und sieht darin zugleich die größte Herausforderung: „Angefangen von den verschiedensten Kundenbedürfnissen, über die Büroorganisation bis hin zu sämtlichen Kontakten innerhalb der gesamten Branche.“

Leopold Sanz hatte bei der Betriebsübergabe wiederum mit keinen großen Herausforderungen zu kämpfen, da sein Sohn Andreas Sanz sich in kurzer Zeit eine hohe Fachkompetenz erworben habe und bei den Kundengesprächen sein Wissen unter Beweis stellen konnte. „Natürlich war es für ihn auch wichtig, in der Praxis bei meinen Gesprächen immer mit dabei zu sein, um sich gewisse Fertigkeiten wie den Verkauf und die Gesprächsführung aus erster Hand anzueignen.“

Andreas Sanz hingegen sieht als größte Herausforderung, dass man sich als Übernehmer den Respekt gegenüber den Mitarbeitern, aber auch gegenüber den Kunden erarbeiten muss: „Die Fußstapfen, in welche man tritt, sind mitunter sehr groß und hier ist man gefordert, sich zu beweisen. Je länger man den Übergabeprozess gestalten kann, desto einfacher wird es tendenziell. Trotzdem kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass es mit Fleiß und Interesse an der Sache auch in sehr kurzer Zeit gut bewältigbar ist. Ich selbst habe bereits mit 23 Jahren die Geschäftsführung übernommen. Die Anerkennung habe ich mir durch ein hohes Maß an Fachwissen v.a. in fachlichen Fragen rasch verdient. In kaufmännischen Fragen habe ich in den ersten Jahren stark auf den Rückhalt meines Vaters vertraut – und tue dies auch jetzt noch. Denn es wäre wirklich blauäugig, den riesigen Erfahrungsschatz und das Wissen des Übergebers ungenutzt zurückzulassen.“

Tipps für Betriebsübergabe: „Zieht an einem Strang“

Rezepte für eine geglückte Betriebsübergabe – Makler berichten aus der Praxis

v.l.n.r.: Übernehmer Andreas Sanz und Übergeber Leopold Sanz

Hermann Pohn rät bei der Betriebsübergabe an einem Strang zu ziehen: „Jede Generation hat ihre eigenen Vorstellungen, aber mit der Erfahrung des Übergebers und dem frischen Wind des Übernehmers hat man die beste Chance, freudig in die Zukunft zu blicken.“

Nici Pohn appelliert, sich Zeit zu nehmen und gemeinsam über die Vorstellungen zu sprechen: „Erstellt einen Ablauf, wann welche Veränderungen vorgenommen werden sollen und wie sich die Arbeitsaufteilung bis zur kompletten Übernahme gestalten soll.“

Leopold Sanz empfiehlt, rechtzeitig die Schritte der Nachfolge zu planen und sich über die steuerlichen und rechtlichen Auswirkungen genau zu informieren: „Vor allem aber ist es wichtig, gerade bei Übergabe in der Familie, auch die positiven Aspekte des Selbstständig-Seins und des Versicherungsmaklerberufes hervorzuheben. Denn wenn wir als alte Generation keine Begeisterung für unseren Beruf hegen und stetig die Nachteile betonen, werden sich die Kinder nur schwer wünschen, den Betrieb einmal übernehmen zu wollen.“

Für Andreas Sanz war bei der Übergabe essenziell, dass ihn sein Vater von Anfang an überallhin mitgenommen hat: „Ich war immer bei den Terminen mit unseren Privat- aber v.a. auch bei unseren Firmenkunden dabei. Am Anfang ist man stiller Zuhörer. Je mehr Fachwissen man sich aneignet, desto schneller kann man dann im Termin auch die fachliche Ebene übernehmen – der Übergeber ist dann nur noch für die Beziehungsebene zuständig. Und nach einiger Zeit ist der fließende Übergang geschafft. Ich denke, so kann es bestimmt überall funktionieren – und der Erfolg gibt uns Recht, da wir keinen einzigen Kunden aufgrund des Generationenwechsels verloren haben.“

Das gesamte Interview lesen Sie in der AssCompact Mai-Ausgabe!

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