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Innovation in der Versicherungsbranche: Experimentieren, Kreativität und flexibles Handeln

Innovation in der Versicherungsbranche: Experimentieren, Kreativität und flexibles Handeln

01. August 2023

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5 Min. Lesezeit

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Im Blickpunkt

Dr. Sandra Kaltenbacher, Leitung Strategie & Innovation der Österreichischen Hagelversicherung, über die größten Herausforderungen, die sich einem Versicherungsunternehmen bei der Implementierung von Innovationen stellen, welche Rolle Datenanalyse und Künstliche Intelligenz für die Versicherungsbranche spielen und welche Trends und Entwicklungen die Versicherungsbranche in den nächsten Jahren am meisten verändern werden.

Kerstin Quirchtmayr

Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 8/1/2023

Sandra Kaltenbacher ist der Meinung, dass Innovationen immer dort entstehen müssen, wo man ein Problem für Kundinnen und Kunden löst und nicht primär dort, wo es sich für das Unternehmen gerade anbietet. Versicherungsunternehmen würden heute generell unter dem Druck stehen, ähnlich innovativ, schnell und agil wie Startups und gleichzeitig aber auch möglichst effizient zu sein. Die entscheidende geforderte Fähigkeit sei, so Kaltenbacher, Ambidextrie, also Beidhändigkeit: „Unternehmen müssen demnach einerseits Exploitation betreiben, d.h. bestehende Prozesse optimieren und damit Effizienzsteigerungen bringen und andererseits Exploration, also durch Experimentieren, Kreativität und flexibles Handeln neue Geschäftsbereiche erschließen, sprich innovativ sein. Beides in einem Unternehmen zu ermöglichen und zu leben ist eine tägliche Pflicht für das Management.“

„Kernsysteme müssen durchgängig digitalisiert und automatisiert werden“

Aktuell sieht Kaltenbacher die Geschäftsmodelle der Versicherer nicht als grundlegend verändert. „Die Hausaufgaben, die alle Versicherer jedoch im Moment machen müssen, sind die Kernsysteme durchgängig zu digitalisieren und soweit möglich zu automatisieren. Dieser Schritt kann oft Jahre dauern. Er ist jedoch unabdingbar, um mit neuen Angeboten und Anwendungen dort aufzusetzen. Der beispielsweise von Kundinnen und Kunden häufig geäußerte Wunsch nach Individualisierung des Angebots wird dadurch erst sinnvoll möglich.“

„Moderne Datenanalyse und Künstliche Intelligenz werden unseren Arbeitsalltag stark verändern“

Für Kaltenbacher sind beim Thema Datenanalyse und Künstliche Intelligenz zwei Dinge absehbar: eine rasante, möglicherweise exponentielle Entwicklung, die für den Menschen kaum abschätzbar sei, und, dass die Entwicklung gerade erst begonnen hat. „Die neuen Anwendungen haben das Potenzial, unseren Arbeitsalltag stark zu verändern, wie beispielsweise unsere Arbeitswelt durch die Pandemie. Datenanalysen können z.B. beim Thema Betrug im Schadenmanagement großen Mehrwert bieten.“

Kritisch sieht Kaltenbacher hingegen die Determination von individuellen Risiken auf Personenebene: „Denn je mehr man zu einem individuell festgelegten Risiko bzw. Vorhersagen kommt, desto mehr entfernt man sich vom Grundgedanken einer Versicherung, dem Risikoausgleich in einer Gruppe.“

Trends und Entwicklungen: „Naturkatastrophenversicherer könnten an die Grenze der Versicherbarkeit stoßen“

Aus Sicht Kaltenbachers wird das Thema Digitalisierung auch weiterhin eine zentrale Rolle spielen. Auch das Thema Nachhaltigkeit werde noch stärker in den Fokus rücken. „Das sehen wir bereits an einigen Entwicklungen. Der Bereich Regulatorik wird die Versicherungsbranche weiterhin stark in Anspruch nehmen und wird allenfalls zu einer weiteren Marktkonzentration führen. Generell handelt es sich aber eher um eine solide und krisensichere Branche. Naturkatastrophenversicherer könnten, wenn man beispielsweise an das Kumulrisiko Dürre denkt, jedoch möglicherweise durch den Klimawandel an die Grenze der Versicherbarkeit stoßen.“

„Sinnstiftende Tätigkeiten und Werte eines Unternehmens sind Bewerbern wichtiger als Gewinnmaximierung“

Aus Außensicht werden Versicherer oft als „verstaubt“ und „langweilig“ gesehen. Auch Sandra Kaltenbacher bzw. die Österreichische Hagelversicherung hat die Erfahrungen gemacht, dass es gerade bei jungen Bewerberinnen und Bewerbern oft schwierig sei, ein attraktives Bild zu vermitteln. „Doch wer genauer hinschaut, wird oft überrascht. Als Österreichische Hagelversicherung arbeiten wir zum Beispiel mit der Weltraumbehörde ESA und deren Satellitendaten, setzen Drohnen in der Schadenerhebung ein, wenden KI an und beschäftigen uns intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit. Tatsächlich hören wir zum Beispiel von vielen Bewerberinnen und Bewerbern, dass sie sich wegen unserer Nachhaltigkeitsinitiativen für uns als Arbeitgeber entschieden haben, weil die Tätigkeit und die Werte des Unternehmens sinnstiftend sind. Zudem gefällt jungen Menschen auch, dass wir als Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit als Unternehmensziel nicht die Gewinnmaximierung zum Ziel haben.“

Das gesamte Interview lesen Sie in der AssCompact August-Ausgabe!

Foto oben: Dr. Sandra Kaltenbacher, Leitung Strategie & Innovation der Österreichischen Hagelversicherung

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