Vor der zweiten Runde der Kollektivvertragsverhandlungen bei den Metallern kommenden Montag blickt die Mehrheit der österreichischen Haushalte weiter pessimistisch in die nähere Zukunft. Knapp ein Fünftel rechnet mit einer Anhebung der Kollektivvertragslöhne und -gehälter um mehr als 10% , etwas mehr als ein Fünftel befürchtet einen KV-Abschluss unter 6%. Das ergab ergab eine aktuelle Einkommensbefragung des Tarifvergleichsportals durchblicker.at.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 10/14/2022
Erst 8% der Arbeitnehmer:innen haben heuer bereits eine Gehaltserhöhung erhalten, 16% immerhin eine einmalige Extrazahlung
Zwei Drittel und damit noch mehr als bei der jüngsten Befragung im April dieses Jahres sind demnach wegen ihrer finanziellen Situation ernsthaft besorgt. Haben im April acht von zehn Haushalten angegeben, dass sie die Teuerung bereits spüren, sind es mittlerweile mehr als 90%. Jeder sechste Haushalt muss inzwischen einen Kredit oder Überziehungsrahmen zur Deckung seiner Fixkosten nutzen, jeder neunte Haushalt kann seine Fixkosten aktuell nicht decken.
Am sorgenvollsten sind die Menschen derzeit im Burgenland (77%), gefolgt von Niederösterreich (70%) und in Oberösterreich (69%), am zuversichtlichsten in Vorarlberg.
96% österreichweit erwarten, dass ihre Fixkosten noch weiter steigen werden, 93% wollen ihre Ausgaben im Alltag einschränken. Schon im April hatten 91% angegeben, dass sie sich bei Ausgaben für Auto, Kleidung, Gastro, Urlaub und Co. zurückhalten würden. Tatsächlich haben rückblickend 70% über den Sommer bereits weniger ausgegeben als gewöhnlich.
Mehr als jeder Zweite (52%) glaubt nicht, dass die Entlastungspakete der Regierung ausreichen werden. Nur ein geringer Anteil von 7% bleibt zuversichtlich und rechnet mit einer gleichbleibenden oder besseren finanziellen Lage.
"Rapide steigende Preise, bisher kaum Steigerungen bei den Gehältern – derzeit ist die Stimmung in der Bevölkerung auf einem absoluten Tiefpunkt. Jeder fünfte Haushalt hat aufgrund von Kurzarbeit, Kündigung, Überstundenentfall oder Ähnlichem sogar weniger im Börserl als vor Beginn der Teuerungswelle. Die Erwartungen in Hinblick auf die Herbstlohnrunde sind gespalten, und auch die Entlastung durch Regierungsmaßnahmen erscheint für die meisten Haushalte in Österreich nicht ausreichend. Die Haushalte werden den Gürtel in der Gastronomie, im Handel, beim Urlaub und im Alltag daher im kommenden Winter voraussichtlich noch enger schnallen als im Sommer, "
Martin Spona, Leiter des Bereichs Consumer Finance bei durchblicker.
Arbeitssuchende, Personen in Karenz und in Ausbildung am stärksten betroffen
Von Einkommenseinbußen am stärksten betroffen sind Arbeitssuchende (64% der aus dieser Gruppe Befragten), Personen in Mutterschutz/Elternzeit (47%) und solche in Ausbildung inklusive Studierende (40%).
Die Einkommenseinbußen sind nicht mehr ganz so hoch wie während der Hochphase der Pandemie, aber immer noch beträchtlich. Im Durchschnitt müssen die betroffenen Haushalte mit 589 Euro pro Monat weniger auskommen.
Vier von zehn Haushalten sparen aktuell bei Strom und Heizen
Teurere Anschaffungen wie Kfz, Wohnungsrenovierung und größere Reisen sind bei deutlich mehr als der Hälfte der Haushalte (55%) derzeit generell gestrichen. Im Alltag schränken 77% der Befragten ihre Ausgaben in der Gastronomie ein, 69% kaufen weniger Kleidung, und 63% vermindern ihre Ausgaben für Reisen.
60% sparen beim Auto und beim Treibstoffverbrauch. Vier von zehn Haushalten versuchen, aktuell ihren Energieverbrauch bei Strom (41%) und beim Heizen (39%) zu reduzieren – noch mehr als im April: Da waren es beim Heizen 36% und bei Strom 32%, die ihren Konsum einschränkten.
zurück zur Übersicht
Beitrag speichern
sharing is caring
Das könnte Sie auch interessieren