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Peter Hacker gegen Privatversicherung: Ein Vorschlag, der Fragen aufwirft

(Bild: © REDPIXEL - stock.adobe.com)

Peter Hacker gegen Privatversicherung: Ein Vorschlag, der Fragen aufwirft

16. Juli 2025

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3 Min. Lesezeit

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Versicherungen

Die Aussage von Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker, man solle über eine Abschaffung der privaten Krankenversicherung nachdenken, sorgt für berechtigte Irritation – und lässt laut VVO eine faktenbasierte Auseinandersetzung vermissen. Denn wer die Private Krankenversicherung (PKV) aus dem System drängen will, stellt letztlich eine tragende Säule der Gesundheitsversorgung infrage.

Andreas Richter

Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 16.07.2025

„Die Krankenkasse zahlt letzten Endes ein System der Privatversicherung“ – so die These Hackers. Was nach pointierter Kritik klingt, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als sachlich nicht haltbar. Denn in Wirklichkeit leisten die Privatversicherten einen erheblichen Beitrag zum öffentlichen Gesundheitssystem – finanziell wie strukturell. In öffentlichen Spitälern etwa tragen die Sonderklassehonorare der PKV zur Bindung hochqualifizierter Ärzte bei. Die Honorare wirken wie ein Klebstoff, der Spitzenmedizin im System hält. Diese Ärzte behandeln überwiegend Kassenpatienten – ein klassisches Beispiel für Quersubventionierung im besten Sinne.

Noch deutlicher wird die volkswirtschaftliche Bedeutung beim Blick auf Privatspitäler: Rund 41% der stationären PKV-Leistungen entfallen auf Behandlungen außerhalb des öffentlichen Systems. Hier tragen Privatversicherte die Kosten weitgehend selbst – der Zuschuss der gesetzlichen Kassen liegt bei rund einem Drittel. Ergebnis: Die Kassen werden entlastet, und es entsteht Raum für andere Patienten.

Ähnliches gelte laut VVO im ambulanten Bereich: Wer zum Wahlarzt geht, trägt den Großteil der Kosten aus eigener Tasche oder per Zusatzversicherung. Auch hier bleibt der Hauptteil der Finanzierung außerhalb des Kassenbudgets – ein System, das Freiräume schafft und Versorgung ergänzt, nicht ersetzt.

Dr. Peter Eichler, Vorsitzender der Sektion Krankenversicherung im VVO, bringt es auf den Punkt:

"„Die Aussagen von Stadtrat Hacker sind nicht nur unhaltbar, sondern lenken von den realen Herausforderungen der Kassen ab.“"

Die Fakten sprechen für sich:

  • 2,66 Mrd. Euro Leistungen der PKV im Vorjahr
  • Davon 1,15 Mrd. Euro für stationäre Versorgung
  • 304,6 Mio. Euro für ambulante Leistungen im niedergelassenen Bereich

Diese Beträge zeigen: Die PKV ist kein Fremdkörper im System, sondern dessen komplementäre Kraft. Wer sie infrage stellt, gefährdet nicht nur ein funktionierendes Miteinander, sondern auch das Prinzip Wahlfreiheit – und das Vertrauen vieler mündiger Bürger in die Gestaltbarkeit ihrer Gesundheitsversorgung.

Mag. Christian Eltner, Generalsekretär des VVO:

"„Es soll ein Klima geschaffen werden, in dem die Private Krankenversicherung und die Privat-Versicherten nicht von vornherein als Gegner, sondern vielmehr als unverzichtbarer und komplementärer Partner im System erkannt werden. Letztlich ist eine privatwirtschaftlich organisierte Komponente des österreichischen Gesundheitssystems nicht wegzudenken, volkswirtschaftlich wertvoll und im Sinn eines mündigen Bürgers eindeutig notwendig.“"

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Kommentare:


Stark Gebhard schrieb am 16.7.2025: " Super Beitrag!!! Dieser Hacker ist ein sozialistischer Klassenkämpfer!!!! Der Hacker sollte sich im Klaren sein, dass ohne die Privatversicherten das Defizit der Sozialversicherungen ungeahnte Dimensionen annehmen würde. Er sollte sich fragen, warum sehr viele Mediziner kein Interesse an einem Kassenvertrag haben. Mag. Eltner weist zurecht daraufhin, dass ohne Privathonorare viele Spitzenmediziner nicht mehr in öffentlichen Spitälern arbeiten würden. Aufgrund der Privathonorare bleiben diese Spezialisten in den öffentlichen Krankenhäusern und davon profitieren auch sehr viele Kassenpatienten - eine klassische Quersubventionierung. "

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