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Firmeninsolvenzen steigen deutlich – Kredit- und Versicherungswesen besonders betroffen

(Bild: © CrazyCloud - stock.adobe.com)

Firmeninsolvenzen steigen deutlich – Kredit- und Versicherungswesen besonders betroffen

30. Juli 2025

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5 Min. Lesezeit

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Im Blickpunkt

Die Zahl der Firmeninsolvenzen in Österreich ist im ersten Halbjahr 2025 laut einer aktuellen Auswertung des Gläubigerschutzverbandes Creditreform deutlich gestiegen. Besonders stark betroffen ist das Kredit- und Versicherungswesen mit einem Anstieg von über 70%. Die Privatinsolvenzen entwickeln sich hingegen weiterhin rückläufig.

Kerstin Quirchtmayr

Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 30.07.2025

Insgesamt wurden im 1. Halbjahr 2025 3.662 Firmeninsolvenzen verzeichnet – ein Anstieg um 8,9% im Vergleich zum Vorjahr. Darunter befanden sich rund 2.170 eröffnete Verfahren (+3,4%) sowie fast 1.500 mangels Vermögen abgewiesene Fälle (+18%). Die Passiva summieren sich auf etwa 5 Mrd. Euro. Rund 8.000 Arbeitsplätze sind unmittelbar betroffen. Rechnet man den bisherigen Trend hoch, erwartet Creditreform für das Gesamtjahr 2025 einen historischen Höchststand mit über 7.500 Firmeninsolvenzen.

Firmeninsolvenzen steigen deutlich – Kredit- und Versicherungswesen besonders betroffen

© Creditreform

Gerhard M. Weinhofer, Geschäftsführer von Creditreform Österreich, erklärt:

"Es scheint, dass Österreich auf ein Insolvenzrekordjahr zusteuert. So viele Insolvenzen gab es noch nie in der Geschichte der 2. Republik. Die Stimmung bei den Unternehmen ist am Tiefpunkt und immer weniger meistern die Herausforderungen. Nun sind rasche Lösungen gefragt, die den Wirtschaftsstandort und die Wettbewerbsfähigkeit stärken."

Laut einer Unternehmensbefragung unter 1.400 Betrieben sei das Geschäftsklima zum zweiten Mal in Folge schlechter als während der Pandemie. Viele Unternehmen berichten von sinkenden Aufträgen, rückläufigen Erträgen und einer geringen Investitionsbereitschaft.

Kredit- und Versicherungswesen mit höchster Zunahme

Besonders stark ist der Anstieg der Insolvenzen im Kredit- und Versicherungswesen ausgefallen. Hier wurden 138 Verfahren gezählt – ein Plus von 70,4% gegenüber dem Vorjahr. Die relative Insolvenzbetroffenheit liegt mit knapp 25 von 1.000 Unternehmen deutlich über dem Durchschnitt.

Im Branchenvergleich verzeichnen auch Unternehmensbezogene Dienstleistungen (617 Fälle; +23,4%) sowie Handel (642 Fälle; +2,7%) und das Beherbergungs- und Gaststättenwesen (420 Fälle; +1,7%) steigende Zahlen. Während die Sachgütererzeugung mit 142 Insolvenzen leicht rückläufig ist (–2,7%), verzeichnet der Bausektor trotz 539 Fällen einen Rückgang von 9,9%. Dennoch zählt das Bauwesen mit 22 Insolvenzen pro 1.000 Betriebe weiterhin zu den am stärksten betroffenen Branchen. Am höchsten ist die Insolvenzquote im Transportwesen mit über 26 von 1.000 Unternehmen.

Regionales Bild: Osten besonders betroffen

Wien verzeichnet mit knapp 17 Insolvenzen je 1.000 Unternehmen die höchste Betroffenheit, Vorarlberg mit fünf von 1.000 die niedrigste. Generell zeigt sich eine stärkere Insolvenzanfälligkeit im Osten Österreichs. Besonders starke Zuwächse wurden in Tirol (+29,4%), Salzburg (+24,2 %) und Wien (+14,6%) registriert, während die Zahlen in Vorarlberg (-20,2%), im Burgenland (-15,0%) und in Niederösterreich (-4,4%) rückläufig sind. Österreichweit liegt die Insolvenzquote aktuell bei rund zehn von 1.000 Unternehmen.

Privatinsolvenzen bleiben trotz Krise rückläufig

Trotz hoher Unternehmensinsolvenzen und Preissteigerungen ist die Zahl der Privatinsolvenzen weiter gesunken. Im 1. Halbjahr 2025 wurden laut Creditreform 4.975 Verfahren registriert – ein Rückgang von 0,6% im Vergleich zum Vorjahr. Die Zahl der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren sank um 2,5% auf rund 4.500, während mangels Vermögen abgewiesene Verfahren um 21,7% auf 477 anstiegen.

Gerhard Weinhofer erklärt dazu:

"Trotz zahlreicher Unternehmensschließungen und Firmeninsolvenzen und weiterhin steigender Preise des täglichen Bedarfs haben sinken die Privatinsolvenzen. Die Österreicherinnen und Österreicher erweisen sich als weniger insolvenzgefährdet als vor der Pandemie."

Als Hauptursache gilt laut Creditreform nicht die Teuerung, sondern ein anhaltend sorgloser Umgang mit Geld – insbesondere bei jüngeren Personen. Ein Drittel der Betroffenen sind frühere Selbständige. Die bereinigte Durchschnittsverschuldung liegt bei rund 55.000 Euro.

Österreichweit sind derzeit knapp acht von 10.000 Erwachsenen insolvent. Besonders hoch ist die Betroffenheit in Wien mit 1.811 Fällen bzw. 14 von 10.000 Erwachsenen. In Bundesländern wie dem Burgenland (–21,1%), der Steiermark (–15,3%) und Tirol (–14,0%) sind die Zahlen hingegen deutlich rückläufig.

Für das Gesamtjahr 2025 rechnet Creditreform mit weniger als 10.000 Privatinsolvenzen.

Foto oben: Gerhard M. Weinhofer, Geschäftsführer von Creditreform Österreich

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