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Fachverband der Finanzdienstleister: Rückblick auf ein herausforderndes Jahr

Fachverband der Finanzdienstleister: Rückblick auf ein herausforderndes Jahr

06. Dezember 2023

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5 Min. Lesezeit

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Finanzen

Für den Obmann des Fachverbands der Finanzdienstleister in der WKO Österreich Hannes Dolzer war 2023 ein herausforderndes Jahr, geprägt von weiterhin hoher Inflation, steigenden Zinsen, Stagflation der österreichischen Wirtschaft, sieben Anhebungen des Leitzinses innerhalb von 8 Monaten und den damit einhergehenden enormen Auswirkungen auf Kreditbedingungen. 2024 lassen sich aber bereits Silberstreifen am Horizont erkennen.

Hannes Dolzer, Obmann des Fachverbands Finanzdienstleister in der WKO Österreich:

"Das zurückliegende Jahr war herausfordernd. Vor allem im Bereich der Neuvergabe von Immobilienkrediten. Aber so schlimm, als dass man sagen könnte, mein Gott was für ein furchtbares Börsenjahr, war es auch nicht. Vielleicht bietet sich jetzt die Chance in Aktien zu investieren und mit Sparplänen einzusteigen."

Das vergangene Jahr war von drei großen Herausforderungen geprägt:

  1. Starker Rückgang bei neuen (Immobilien-)Krediten, bedingt durch KIM-VO und – bedingt durch die starke Anhebung des Leitzinses – auch gestiegene Zinsen für Kreditnehmer:innen. Beides führte dazu, dass kaum mehr Immobilienkredite bewilligt wurden. Laut KSV 1870 brach die Vergabe von Wohnbaukrediten in Österreich in den ersten drei Quartalen um 50,6 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres ein.
  2. Die Krise der Bauwirtschaft begleitete diese Entwicklung, weil zum einen die Preise für Baumaterialen exorbitant in die Höhe schnellten, aber auch Bauträger in diesem Konfliktfeld zum Teil keine Kredite mehr bekamen bzw. bekommen.
  3. Krise auf dem Aktienmarkt: Die Börsen befanden sich 2023 im Sinkflug, der Aktienmarkt war geprägt von starken Schwankungen, mit dem Ergebnis sehr bescheidener Erträge für Anleger. Auch das Wirtschaftswachstum in Österreich und in Europa ging stark zurück, die Gefahr einer Rezession ist noch nicht ausgestanden.

Ausblick für 2024:

Hannes Dolzer:

"Auch wenn die Talsohle noch nicht erreicht ist, für 2024 bin ich in vielerlei Hinsicht wirklich optimistisch. Es wird ein positives Jahr für Anleihen. Während sich der Aktienmarkt im 1. Halbjahr 2024 noch volatil zeigen wird, ist hier ab dem 2. Halbjahr mit einer Stabilisierung zu rechnen."

Die Anhebungswut des Leitzinses durch die EZB, um die Inflation im Euro-Raum in den Griff zu bekommen, hat im Herbst 2023 einen Stopp erfahren. Ab der zweiten Jahreshälfte 2024 ist laut dem Experten auch mit ersten Leitzinssenkungen der EZB zu rechnen.

Anleihen wieder lukrativ

Da mit einer weiteren Anhebung des Leitzinses und damit einhergehend höheren Zinsen aktuell nicht mehr zu rechnen sei, wirke sich das laut dem Fachverband der Finanzdienstleister günstig auf den Anleihenmarkt aus. Damit biete sich die Chance in Euro-Unternehmensanleihen mit guter Bonität zu investieren. Ihr Vorteil sei, dass sie ein vergleichsweise vorhersehbares Einkommen und eine definierte Rückzahlung beinhalten. Bei Unternehmensanleihen seien – im Vergleich zu Staatsanleihen – höhere Zinsen zu erwarten, was auch mit einem höheren Risiko verbunden sei

Hannes Dolzer:

"Das lässt sich mit Fonds umschiffen. Außerdem gilt immer, nie alles auf eine Karte zu setzen und sich nicht von der Gier steuern zu lassen.. Staatsanleihen hingegen gelten als Anlageprodukte, mit denen 'risikolose' Zinsen zu erwarten sind. Allerdings gilt auch hier, derzeit nur bei kurzer Laufzeit. Vorsicht ist bei längeren Lauzeiten geboten, da sich die Zinsen über kurz oder lang wieder normalisieren werden. Grundsätzlich bieten Anleihen die Möglichkeit, das eigene Portfolio zu differenzieren und besser vor Schwankungen zu schützen."

Entwicklung im Immobiliensektor

Helmut Dolzer:

"Die Frage ist, wie es in der Baubranche weitergeht, wenn alle offenen Aufträge abgearbeitet sind, es aber – wenn sich die Finanzierungssituation für potenzielle Häuselbauer nicht ändert – kaum mehr Neuaufträge gibt. Daher ist es wichtig, an der KIM-VO bestimmte Stellschrauben nachzujustieren – etwa die Randbereiche zu korrigieren. Für mich sind auch die Generationenkredite in diesem Zusammenhang noch nicht vom Tisch. Diese brächten vor allem für ältere Kreditnehmer mit Immobilienwunsch viele Vorteile, da sie für die Kreditnehmer tilgungsfrei ist und nur die Zinsen bedient werden müssen. Erst die Erbengeneration muss bei der Übernahme der Immobilie das Darlehen tilgen. Diese Kreditform wird in Österreich aber aufgrund ihrer Bedingungen noch viel zu selten genutzt. Dabei ist bei diesem Kredit, wenn er fix verzinst ist, die Belastung konstant. Vor allem wenn man sich im Vergleichszeitraum die Belastung durch regelmäßig steigende Mieten ansieht."

Foto oben: Hannes Dolzer, Obmann des Fachverbands Finanzdienstleister in der WKO Österreich

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