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Die Rolle der Künstlichen Intelligenz im Sozialstaat der Zukunft

(Bild: © Mediaparts - stock.adobe.com)

Die Rolle der Künstlichen Intelligenz im Sozialstaat der Zukunft

29. Januar 2025

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4 Min. Lesezeit

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Im Blickpunkt

Klaus Morgenstern, Sprecher des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA), sieht Künstliche Intelligenz (KI) als eine Chance, den Sozialstaat grundlegend zu verändern – von präventiver Risikoerkennung bis hin zu effizienteren Verwaltungsprozessen. Doch die Technologie birgt auch Risiken, die kritisch begleitet werden müssen.

Kerstin Quirchtmayr

Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 29.01.2025

Die Rolle der Künstlichen Intelligenz im Sozialstaat der Zukunft

Klaus Morgenstern, Sprecher des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA)

„Mit Künstlicher Intelligenz entstehen technische Möglichkeiten, um bei der Gewährung von Sozialleistungen durch rechtzeitiges Erkennen von Risiken stärker auf Prävention und frühzeitiges Eingreifen zu setzen, anstatt nachträglich zu ‚reparieren‘“, erläutert Klaus Morgenstern. Die jüngste Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) zeige, dass der KI-Einsatz einen Paradigmenwechsel in der sozialen Sicherung einleiten könnte. Der Vorsorgegedanke könne so verstärkt in den Vordergrund rücken. Ob sich diese Prognose in der Praxis bewahrheitet, bleibe jedoch abzuwarten.

Herausforderungen bei der Einführung von KI

„Es gibt eine Reihe von Problemfeldern, die bei der Einführung von KI in der sozialen Sicherung im Blick behalten werden müssen“, betont Morgenstern. Besonders die Nachvollziehbarkeit von Entscheidungen stelle eine Herausforderung dar. „Entscheidungen müssen auf Rechtsgrundlagen beruhen. Doch die Natur von KI gibt Anlass zur Annahme, dass die Rückbindung von Entscheidungen an eine Rechtsgrundlage zunehmend schwierig ist.“

Ein weiteres Problem sei die Gefahr der Diskriminierung. „KI ist immer so gut wie die Daten, mit denen sie gefüttert wird. Aber Daten geben eben nicht zwangsläufig ein unverfälschtes Bild der Realität ab. Algorithmen können auch voreingenommen sein.“

Hinzu komme die immense Bedeutung der Datensicherheit. „Wir haben es gerade in den sozialen Systemen mit hochsensiblen Daten zu tun, und das in großem Umfang. Insbesondere Modelle nach dem Machine-Learning-Ansatz sind auf eine große Menge von personenbezogenen Daten angewiesen“, so Morgenstern.

Doch es gebe noch ein weiteres Risiko: die sogenannten ‚unknown unknowns‘. „KI-Modelle können blinde Flecken haben oder die benutzten Trainingsdaten sind unter Umständen für den Kontext nicht geeignet. Dem Mensch muss also in letzter Instanz die Entscheidung vorbehalten bleiben.“

Effizienzsteigerung und präventive Maßnahmen

Künstliche Intelligenz könne dazu beitragen, das begrenzt verfügbare Sozialbudget effektiver einzusetzen. „Dafür sind mehrere Stellschrauben vorhanden“, erklärt Morgenstern. „Zum Beispiel durch effektivere Verwaltungsprozesse. Einerseits gelingt es durch den KI-Einsatz, Mitarbeiter bei alltäglichen Routinearbeiten zu entlasten, und andererseits kommen Bürgern kürzere Bearbeitungszeiten und Entscheidungen auf gleichmäßig hohem Qualitätsniveau zugute.“

Ein weiterer zentraler Aspekt sei die Risikoprävention: „Jeder Arbeitsunfall, jede Erkrankung, jede falsche Abrechnung in der Pflege, die durch Prävention erst gar nicht entstehen, entlasten die Ausgaben der Sozialversicherungsträger.“

Prävention durch frühzeitige Risikoerkennung

„Ein sehr schönes Beispiel für präventiven KI-Einsatz kommt von der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG BAU)“, so Morgenstern. „Ein KI-System schlägt jene Unternehmen vor, bei denen Vor-Ort-Besuche und Beratungen am dringendsten sind, um Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten zu vermeiden. Die Trefferquoten haben sich durch den KI-Einsatz fast verdoppelt.“

Ausblick: Die nächsten zehn Jahre

Laut Morgenstern sei anzunehmen, dass vor allem Assistenzlösungen weiter an Bedeutung gewinnen werden. „Wir haben bei den Recherchen zur Studie gesehen, dass die Lösung der BG BAU bei etlichen anderen Sozialversicherungsträgern Interesse findet.“

Die weitere Entwicklung hänge stark von der gesellschaftlichen und politischen Akzeptanz ab. „Allein schon die öffentliche Stimmung mit Blick auf die Risiken von KI könnte die Bereitschaft, KI-Modelle zu implementieren, erheblich ausbremsen.“

Das gesamte Interview lesen Sie in der AssCompact Februar-Ausgabe!

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