Wenn man von Digitalisierung spricht, muss man in erster Linie über echte Standard-Schäden sprechen. Hier versucht die gesamte Branche, Kunden sowie Vermittler vermehrt dazu zu bewegen, Schäden digital zu melden. Im dritten und letzten Teil des Beitrages zum AssCompact Roundtable, der am 28. Juni im AssCompact Mediencenter Gasometer mit zahlreichen renommierten Experten aus der Versicherungsbranche stattgefunden hat, wurde über die Digitalisierung im Schadenbereich und wo diese sinnvoll ist und wo nicht, diskutiert.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 8/12/2022
„Es wird jetzt immer mehr Richtung Schnittstellen gehen. Bis jetzt wurde versucht, seine eigenen Systeme zu bauen und diese zu forcieren. Ich denke, am Ende des Tages wird speziell im Retail-Bereich vieles über Schnittstellen gehen. Das ist sicher noch die einfachste Übung. Spannender wird es beim Thema Naturkatastrophen. Wir haben letztes Jahr bemerkt, dass es da noch einmal einen enormen Digitalisierungsschub gegeben hat. Warum? Weil die Kapazitäten nicht vorhanden waren und die Menschen nicht mehr nachgekommen sind. Plötzlich haben die Leute, die zuvor skeptisch waren, diese digitalen Tools genutzt“, so Mag. Xaver Wölfl (COO Ressort Service & Digital Transformation der Allianz), der aus Sicht der Allianz auch festhielt, dass im Bereich der Digitalisierung schon „enorm viel geht“ – besonders im Retail-Bereich.
In fünf Jahre würden solche „klassischen“ Schäden wahrscheinlich reine Durchlaufposten sein, wo niemand mehr hingreifen müsse. Die Hoffnung sei, dass man in dem Moment, wo man diese Masse der Schäden wegbringt, für Spitzenzeiten besser aufgestellt ist. Dafür müsse man aber die Menschen in der Expertise weiterbilden und nicht aus Kostengründen Schadenbearbeiter abbauen.
Walter Steiner, Abteilungsleiter Schadenbereich der Wiener Städtischen: „Wie weit kann die automatisierte Schadenabwicklung gehen? Ich denke, dass man da schon ein bisschen unterscheiden und die einzelnen Prozessschritte im Schaden aufteilen muss. Wie kommt der Schaden rein, wie wird er angelegt, gibt es alle Schadenunterlagen dazu? Bekommt die jeweils richtige Stelle die Informationen? Die Sache der Deckungsprüfung ist schon die hohe Kunst, was Digitalisierung angeht.“
Franz Waghubinger stellte daraufhin die Frage, in welchen Bereichen des Schadens der unabhängige Vermittler künftig eventuell keine Rolle mehr spielen könne. Aus Versicherersicht folgte die Antwort, dass der Makler überall dort nichts mehr zu tun hätte, wo ein standardisiertes Produkt vorliege und die Deckungslage klar sei. IGV-Generalsekretär Thomas Litschauer sah das anders: „Ich denke, es wäre ein großer Fehler, den Makler in der Schadenabwicklung außen vor zu lassen – auch nicht digital. Da würden diese nicht mitspielen. Wichtig ist das Miteinander im Sinne der Kunden. Der Makler ist Vermittler, also auch Anwalt des Kunden in der Mitte.“
Datenschutz als Digitalisierungs- und Tempo-Hemmer?
Digitalisierung und Automatisierung ist herausfordernd, aber sie wird passieren. Das müsse allerdings lupenrein funktionieren. Wenn man dort nur einen Fall hat, der datenschutzrechtlich nicht sauber sei und sensible Informationen an eine falsche Person gehen, wäre das fatal. „Es ist schwer, hier 100%ige Sicherheit gewährleisten zu können. Es wäre schon viel mehr möglich, hätten wir nicht diesen berechtigten Datenschutz-Fokus am Radar“ so Mag. Reinhard Seehofer, MBA (Leiter Schaden, GF RISK-AKTIV Versicherungsservice GmbH; Generali).
Hier geht’s zum ersten Teil des Beitrages „AssCompact Roundtable zum Thema Schaden“ …
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Foto oben: Die Teilnehmer des AssCompact Roundtables „Schaden“ v.l.n.r.: Mag. Xaver Wölfl (COO – Ressort Service & Digital Transformation; Allianz ), Akad.Vkfm. Reinhard Jesenitschnig (Versicherungsmakler & Schadenexperte; Contracta.Makler.Service.GmbH), Mag. Ulrike Mayer (Leiterin des RechtsService der D.A.S. sowie der D.A.S. Rechtsberatung), Mag. Reinhard Seehofer, MBA (Leiter Schaden, GF RISK-AKTIV Versicherungsservice GmbH; Generali), Thomas Litschauer (Generalsekretär; IGV), Akad. Vkfm. Ewald Maitz, MLS (Experte für Schadens-, Haftpflicht- und Unfallversicherung sowie Versicherungsrecht; knowhow-versicherung.at), Ing. Marco Martinz (Geschäftsführer + Leiter der Sachverständigen Abteilung; SmartGlassExperts), Akad.Vkfm. Gunther Riedlsperger (Geschäftsführer STYRIAWEST, Obmann Fachgruppe Versicherungsmakler Steiermark), Dr. Gerhard Mayer (Schadenmanagement & Qualitätssicherung; UNIQA), Walter Steiner (Abteilungsleiter Schadensbereich – Servicecenter Sach; Wiener Städtische), Dr. Richard Fabsits (Leitung Bereich Leistung ; Zürich Versicherungs-Aktiengesellschaft, Franz Waghubinger (AssCompact Herausgeber)
Den gesamten Artikel über den AssCompact Roundtable zum Thema „Schaden“ lesen Sie in der AssCompact August-Ausgabe!
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