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Wie Sie als Führungskraft Ihr Team inspirieren – ohne leere Motivationsfloskeln

(Bild: © tanitost -stock.adobe.com)

Wie Sie als Führungskraft Ihr Team inspirieren – ohne leere Motivationsfloskeln

02. Juli 2025

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6 Min. Lesezeit

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Im Blickpunkt

Inspiration in der Führung entsteht nicht durch laute Ansprachen oder leere Motivationssätze, sondern durch klares Verhalten, gelebte Werte und echtes Vertrauen. Der Beitrag zeigt anhand konkreter Impulse, wie Führungskräfte ihr Team stärken können – durch Vorbildwirkung, konstruktiven Umgang mit Fehlern und eine Haltung, die Entwicklung möglich macht.

Artikel von:

Dr. Imre Márton Reményi

Dr. Imre Márton Reményi

Psychotherapeut, Berater und Experte für Persönlichkeitsentwicklung sowie Führungskräftecoaching| leowien.com

Immer wenn ich das Wort „ohne“ lese, ist mein erster Gedanke: „Womit denn?“ Wenn ich XY nicht verwende, was verwende ich dann? Wenn in einem Getränk kein Zucker enthalten ist, was ist dann darin, um es süß schmecken zu lassen? (Oft sind die Ersatzstoffe schädlicher als der Zucker, der nicht verwendet wurde.)

Bei genauer Betrachtung des Titels müssen wir uns eingestehen, dass wir bereits von einem Mangel ausgehen: Wenn ich mein Team inspirieren will, nehme ich an, dass mein Team nicht inspiriert genug ist – dass es daher Inspiration von außen braucht, und zwar von mir, der Führungskraft. In der Regel wird Inspiration dann noch mit Motivation gleichgesetzt, was die Situation noch komplizierter macht.

Kommen Sie mit auf einen
kurzen Ausflug in die Psychologie!

Jeder geistig gesunde Mensch hat eine Vorstellung davon, wie sein Leben (noch) schöner, erfüllter, glücklicher sein könnte, als es jetzt ist. Diese Idee eines besseren Lebens nennen wir eine Vision. Ebenso ist den meisten von uns bewusst, dass unsere Zukunft nicht von selbst so rosig wird, sondern dass wir dafür etwas tun, unseren Beitrag leisten müssen. Danach stellt sich nur noch die Frage, wie dieser Beitrag geleistet wird – und das heißt: Strategie.

Im Kontext des Unternehmens heißt dieser Dreischritt „Leitbild“ (ein Kunde sagte dazu: „mit hartem T!“). Für eine einzelne Person bildet das die individuelle Motivation ab.

Daraus folgt: Je mehr Ihr gelebtes Leitbild mit der persönlichen Motivation Ihrer Mitarbeitenden übereinstimmt, desto inspirierter und engagierter wird diese Gruppe an der Erreichung der Unternehmensziele mitarbeiten.

Erste Intervention:

Formulieren Sie Ihr Unternehmensleitbild möglichst klar, knapp und einladend – und handeln Sie entsprechend.

Seien Sie ein Vorbild. Ihre Belegschaft beobachtet Sie genau und achtet darauf, wie Sie mit Stress umgehen, Ihre Werte leben und Entscheidungen treffen. Mehr noch: Ihre Stimmung strahlt auf Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus. Ein besorgter Gesichtsausdruck der Führungskraft überträgt sich schnell auf das ganze Team. Ein fröhliches, zuversichtliches Auftreten hingegen macht Mut und verbreitet Zuversicht.

Zweite Intervention:

Achten Sie auf Ihren Auftritt.
Der größte Fehler, den Führungskräfte machen können, ist es, Mitarbeitende anzuschreien. Das ist nicht nur ein Zeichen von Angst und Überforderung, sondern auch respektlos und unmenschlich. Die Folge: Rückzug, Kündigungsbereitschaft oder – noch schlimmer – Dienst nach Vorschrift.

Stattdessen sollten Sie sich bewusst machen, dass Fehler immer dann passieren, wenn der Druck zu hoch und die Zeit zu knapp ist. Wichtiger als Fehler zu vermeiden, ist es, richtig mit ihnen umzugehen. Eine tragfähige Fehlerkultur zu etablieren ist ein erster Schritt – das Ziel sollte aber eine produktive Entwicklungskultur sein.

Das Wort „Fehler“ besteht aus denselben Buchstaben wie „Helfer“. Nutzen Sie Fehler als Helfer für positive Entwicklungen.

Dritte Intervention:

Beachten Sie das Prinzip der selbsterfüllenden
Prophezeiung.
Dieses Prinzip besagt: Sie bekommen im Umgang mit Menschen in der Regel das, was Sie erwarten.

Eine Bekannte berichtete uns einmal von ihrer Angst vor einem Treffen mit der Schwiegertochter – sie erwartete Streit und Missstimmung. Wir arbeiteten mit ihr an einer positiven Vorstellung des Treffens. Das Ergebnis: ein wunderbarer, harmonischer Nachmittag. Ihre Erwartung hatte sich verändert – und mit ihr das Ergebnis.

Dieses Prinzip gilt auch für Führung.

Geben Sie Aufgaben mit der Überzeugung, dass die Mitarbeitenden sie gut erledigen werden – dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass das auch geschieht. Geben Sie Aufgaben mit dem Gedanken: „Das schafft der eh nicht!“, dann wird es meist auch schiefgehen.

Vierte Intervention:

Vertrauen Sie darauf, dass Ihre eigene Inspiration
Ihre Belegschaft mitreißt.
Inspiration lässt sich nicht verordnen – sie beginnt bei Ihnen. Wenn Sie mit echter Überzeugung, Begeisterung und Sinn handeln, überträgt sich das auf Ihr Team. Menschen spüren, ob jemand für etwas brennt. Ihre Haltung, Ihre Energie und Ihre Vision wirken oft stärker als jede Ansprache. Vertrauen Sie darauf: Wer selbst inspiriert ist, inspiriert andere ganz automatisch.

Fazit

Gute Führung beginnt nicht beim Team, sondern bei der Führungskraft selbst. Wer andere inspirieren will, muss zunächst selbst inspiriert sein – durch ein klares Leitbild, authentisches Verhalten, einen konstruktiven Umgang mit Fehlern und echtes Vertrauen in die Menschen. Inspiration lässt sich nicht verordnen oder durch leere Motivationssätze erzeugen. Sie entsteht durch gelebte Werte, emotionale Klarheit und die Fähigkeit, Potenziale zu sehen – auch dann, wenn sie noch nicht sichtbar sind.

Wer führt, beeinflusst. Und dieser Einfluss wirkt subtil, aber stark: auf Stimmung, Verhalten, Engagement. Wer bewusst mit diesem Einfluss umgeht, schafft ein Arbeitsumfeld, in dem Menschen nicht nur funktionieren, sondern aufblühen. So wird Führung zur echten Inspiration – nicht durch Worte, sondern durch Vorbild.

Den gesamten Beitrag lesen Sie in der AssCompact Juni-Ausgabe!

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