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Walter Kupec :„Resilienz des Versicherungsmodells bringt Chancen in allen Sparten!“

Walter Kupec :„Resilienz des Versicherungsmodells bringt Chancen in allen Sparten!“

21. Juni 2024

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7 Min. Lesezeit

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Im Blickpunkt

Walter Kupec, Mitglied des Vorstandes, Chief Insurance Officer Schaden/Unfall, Generali Versicherung AG, über die größten Marktchancen, steigende Kundenansprüche und härteren Wettbewerb in der Versicherungsbranche und die komplexe Beziehung zwischen Erst- und Rückversicherern.

Kerstin Quirchtmayr

Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 6/21/2024

Walter Kupec ist vom Geschäftsmodell Versicherung überzeugt und sieht daher, über alle Sparten anhaltend Chancen. Doch vor allem in derzeit herausforderndsten Sparten sieht er besondere Chancen für die österreichische Versicherungswirtschaft „Sehen wir uns z.B. die in Österreich, insbesondere in den letzten Jahren, katastrophal verlaufende Sturmschadenversicherung an. Wir haben als Branche eine Durchversicherungsrate, um welche uns andere Länder beneiden. Mehr oder weniger jedes Gebäude und auch deren Inhalt ist versichert. Dies stellt eine gute Voraussetzung für skalierbare Lösungen dar, die notwendig sein werden, um die breite und uneingeschränkte Versicherbarkeit versicherungswürdiger Risiken sicherzustellen.

Zudem habe man, so Kupec weiter, durch diese hohe Versicherungsdichte auch eine sehr gute Datenqualität, inklusive langfristiger Trends, um einerseits den Kapazitätsbedarf richtig modellieren zu können und somit auch eine seriöse Preisfindung gewährleisten zu können. „Wenn es uns also gelingt, diese hervorragende Ausgangslage richtig zu nutzen, können wir unsere Kund_innen, wie auch unsere Vertriebspartner_innen sicher davon überzeugen, dass eine Sturmschadenversicherung keinesfalls zu teuer, sondern vielmehr in den letzten Jahrzehnten eher viel zu billig geworden ist und letztlich jene für die Aufrechterhaltung der Versicherbarkeit notwendigen Konditionen durchsetzen“, erklärt Kupec.

Kundenansprüche steigen: Anpassungen in der Versicherungsbranche erforderlich

Das Anspruchsdenken der Kunden sei zu Kupec gestiegen, aber zur Recht: „Politik, Medien, selbsternannte Konsumentenschützer, teilweise ja selbst Versicherer über ihre Werbeaussagen das Vollkaskoprinzip und andererseits beklagen wir dann die sogenannte Vollkaskomentalität auf Seiten der Kund_innen. Um ehrlich zu sein, erwische ich mich auch dabei, wesentlich ungeduldiger geworden zu sein; unser aller Erwartungshaltung im Bezug auf Antwortzeiten, Erledigung von Anliegen etc. ist einfach eine völlig andere geworden, daran haben wir uns, soweit vernünftig möglich, auch anzupassen“

Auch der Wettbewerb in der Versicherungsbranche sei härter geworden. „Ich habe noch Zeiten erlebt, in welchen die Prämienhöhe für Pflichtversicherungen, wie z. B. die Kfz-Haftpflichtversicherung, behördlich genehmigt werden musste! Letztlich sind wir aber froh, dass diese Zeiten längst vorbei sind. Andererseits hat der zeitweise überbordende, teilweise sicher auch falsch verstandene, Wettbewerb leider dazu geführt, dass z. B. Teile der Industrieversicherungen über viele Jahre hinweg mehr als defizitär waren. Dies hat ja letztlich auch zu einer Verknappung von Kapazitäten für österreichische Industrierisken geführt, was zwar eine logische Konsequenz des jahrelangen Preisdumpings war, aber keine besonders erfreuliche Situation herbeigeführt hat.“

Generali-Strategie zur Versicherbarkeit von Naturkatastrophen

Naturkatastrophen stellen eine besondere Herausforderung für die Versicherungsbranche dar. Österreich ist vor allem von Sturm und Hagel betroffen. Die Strategie der Generali bestehe darin, die Versicherbarkeit dieser Risiken zu erhalten, indem sie laut Kupec angemessene Versicherungsbedingungen und Preise festlege: „Wir haben eine hohe Durchversicherungsrate bei Sturmschäden, was bedeutet, dass fast alle versicherungswürdigen Risiken gegen Sturmschäden versichert sind. Dies ermöglicht einen Risikoausgleich und die Nutzung vom ‚Gesetz der großen Zahl‘, um Vorhersagen und Preisgestaltungen zu optimieren.“

"Erstversicherer müssen angemessene Risikobewertungen und Preisgestaltungen vornehmen"

Rückversicherer seien so Kupec entscheidend, um das Risiko zu verteilen und die Kapazität der Erstversicherer zu erweitern, damit diese große Schadensereignisse bewältigen können: „Allerdings müssen Erstversicherer verantwortungsvoll mit ihren Rückversicherungsbeziehungen umgehen. Es ist nicht tragbar, dass Erstversicherer Risiken einfach an Rückversicherer weitergeben, ohne selbst angemessene Risikobewertungen und Preisgestaltungen vorzunehmen. Wir müssen sicherstellen, dass unsere Polizzen richtig bepreist sind und dass wir nicht abhängig von Rückversicherern sind, die möglicherweise nicht bereit sind, ständig für unsere Risiken aufzukommen.“

Die Beziehung zwischen Erst- und Rückversicherern sei laut Kupec komplex und werde stark von der aktuellen Marktsituation beeinflusst: „Rückversicherer reagieren auf das Marktumfeld und die Risikobewertung der Erstversicherer. Wenn diese ihre Risiken unterbewerten oder zu niedrig bepreisen, können Rückversicherer ihre Preise anpassen oder Deckung ablehnen. Dies zwingt Erstversicherer, mehr Verantwortung für ihre Risikobewertungen zu übernehmen und möglicherweise ihre Eigenbehalte zu erhöhen. Es ist eine ständige Abwägung zwischen der Übertragung von Risiken und der Beibehaltung der Kontrolle über die eigene Risikoexposition.“

Generali erweitert Dienstleistungsangebot um ESG-Kriterien

Derzeit arbeitet die Generali an einer stärkeren Berücksichtigung von ESG-Kriterien in ihrem Dienstleistungsangebot. Dies zeige sich laut Kupec in speziellen Assistance-Services wie der Green Assistance und Angeboten wie der Mobility-App, mit welcher man das Mobilitätsverhalten im Bezug auf den CO2-Ausstoß tracken kann. „Wir verändern jetzt gerade in unserer Rechtsschutzversicherung die Bestimmungen betreffend des Leistungsumfanges für unsere Kund_innen aus dem Bereich der begünstigten Behinderten oder aber auch in der fondsgebundenen Lebensversicherung, in welcher wir speziell auf ESG ausgerichtete Fondspaletten forcieren. Wie Sie also sehen, entwickeln wir uns ständig weiter, ohne echt disruptive Veränderungen vornehmen zu müssen“, informiert Kupec.

Das gesamte Interview lesen Sie in der AssCompact Juli-Ausgabe!

Foto oben: Walter Kupec, Mitglied des Vorstandes, Chief Insurance Officer Schaden/Unfall, Generali Versicherung AG, im Gespräch mit AssCompact Herausgeber Franz Waghubinger

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