Laut einer aktuellen Analyse von krankenversichern.at auf Basis der VVO-Jahresdaten ist die Zahl der Leistungsfälle in der privaten Krankenversicherung (PKV) 2024 um 22% gestiegen. Erstmals wurden mehr als 6,7 Mio. Schaden- und Leistungsfälle registriert. Gleichzeitig überschreiten die ausbezahlten Rückerstattungen die Marke von 2 Mrd. Euro. Besonders stark betroffen: ärztliche Leistungen im niedergelassenen Bereich. Digitale Einreichsysteme dämpfen die Auswirkungen der Schadenwelle.

Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 09.05.2025
Nach Berechnungen von krankenversichern.at auf Basis der aktuellen VVO-Daten wurden 2024 insgesamt 6,675 Millionen Schaden- und Leistungsfälle in der privaten Krankenversicherung gezählt. Das entspricht einem Anstieg um 1,214 Mio. Fälle gegenüber dem Vorjahr – ein Plus von 22%. Damit hat sich die Fallzahl in den vergangenen fünf Jahren nahezu verdoppelt. Im Jahr 2019 lag sie noch bei 3,55 Mio.. Laut krankenversichern.at zeigt sich seit 2022 ein besonders starker Trend nach oben, wobei die Entwicklung eng mit der wachsenden Inanspruchnahme von Wahlarztleistungen verknüpft ist.
Mehr als 2 Mrd. Euro Rückerstattung
Die Gesamtleistungen der privaten Krankenversicherer beliefen sich laut krankenversichern.at im Jahr 2024 auf 2,006 Mrd. Euro – erstmals wurde damit die Zwei-Milliarden-Grenze überschritten. Besonders ins Gewicht fallen die Rückzahlungen für ärztliche Leistungen im niedergelassenen Bereich, die um 23% auf 304,56 Mio. Euro gestiegen sind. Im Vergleich dazu wurden 2023 in diesem Segment 247,6 Mio. Euro ausbezahlt. 2019 lagen die Auszahlungen noch bei 168,78 Mio. Euro. Die Analyse von krankenversichern.at zeigt damit einen Anstieg um rund 76% innerhalb von fünf Jahren.
Wahlarzt-Trend als Hauptursache
Laut krankenversichern.at steht der deutliche Kostenanstieg in unmittelbarem Zusammenhang mit dem wachsenden Anteil an Wahlarztbesuchen. In Österreich können Versicherte zwischen Kassenordinationen und Wahlarztordinationen wählen. Letztere sind nicht direkt mit den Sozialversicherungsträgern verbunden, wodurch Patient:innen die Behandlung zunächst selbst bezahlen und später einen Teil der Kosten rückerstattet bekommen. Die Vorteile wie kürzere Wartezeiten und persönlichere Betreuung führen laut krankenversichern.at dazu, dass immer mehr Menschen diesen Weg bevorzugen.
Aktuell gibt es in Österreich rund 11.500 Wahlärzt:innen, während etwa 8.300 Kassenärzt:innen zur Verfügung stehen. In Wien erfolgt bereits ein erheblicher Anteil der Arztkontakte – rund 43% – über Wahlarztordinationen. In mehreren Bundesländern liegt dieser Wert laut krankenversichern.at sogar bei über 50 Prozent.
Synchroner Anstieg belegt Zusammenhang
Die Auswertung von krankenversichern.at zeigt, dass der Anstieg der Arztkosten seit 2021 nahezu parallel zur Zunahme der Leistungsfälle verläuft. So wuchsen die Rückerstattungen für ärztliche Leistungen 2024 um 23%, während die Anzahl der Leistungsfälle um 22% stieg. Bereits im Vorjahr zeigten beide Kennzahlen ähnliche Zuwachsraten. Laut krankenversichern.at ist diese Entwicklung ein deutliches Signal für eine direkte Verbindung: Mehr Wahlarztbesuche führen zu mehr Honorarnoten, und jede Honorarnote zählt als eigener Leistungsfall.
Zudem beobachtet krankenversichern.at einen verstärkenden Effekt durch digitale Einreichsysteme, die es Versicherten erleichtern, auch kleinere Beträge rasch einzureichen. Dadurch steigt die Anzahl der gemeldeten Fälle zusätzlich an.
Apps als Entlastung: krankenversichern.at sieht Digitalisierung als wichtigen Hebel
Trotz der stark steigenden Leistungszahlen identifiziert krankenversichern.at bislang keine Hinweise auf systemische Verzögerungen bei der Auszahlung. Sechs von sieben großen Krankenversicherern stellen ihren Kund:innen digitale Einreichmöglichkeiten über Apps oder Portale zur Verfügung. Diese Systeme beschleunigen laut krankenversichern.at die Bearbeitung spürbar – insbesondere bei laufender Einreichung im Jahresverlauf. Versicherte, die Rechnungen zeitnah einreichen, erhalten ihre Rückerstattung meist schneller als jene, die erst zum Jahresende gesammelt einreichen.
Struktureller Wandel mit finanziellen Folgen
Die Analyse von krankenversichern.at kommt zu dem Schluss, dass der Wahlarzt-Boom nicht nur ein kurzfristiger Trend, sondern Ausdruck eines nachhaltigen Strukturwandels in der medizinischen Versorgung ist. Was früher als private Zusatzleistung galt, hat sich laut krankenversichern.at zum neuen Standard für viele Versicherte entwickelt. Die Folge ist ein massiver Anstieg der Leistungsfälle und Rückerstattungen, der in der aktuellen Statistik des VVO klar sichtbar wird. Der Zusammenhang zwischen Arztkosten und Fallzahlen ist dabei ebenso evident wie die Rolle digitaler Services bei der Schadensbearbeitung.
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