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Unternehmensinsolvenzen in Europa 2024 auf höchstem Stand seit zehn Jahren

(Bild: © CrazyCloud - stock.adobe.com)

Unternehmensinsolvenzen in Europa 2024 auf höchstem Stand seit zehn Jahren

06. Mai 2025

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3 Min. Lesezeit

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Studien

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Westeuropa ist im Jahr 2024 deutlich gestiegen. Laut Creditreform Wirtschaftsforschung wurden 190.449 Fälle registriert – ein Anstieg von 12,2% im Vergleich zum Vorjahr mit 169.792 Fällen. Damit erreicht das Insolvenzgeschehen den höchsten Wert seit 2013. Seit dem Tiefstand im Jahr 2021 hat sich die Zahl um fast 70% erhöht.

Kerstin Quirchtmayr

Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 06.05.2025

Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung:

Drei Jahre Stagnation und wirtschaftliche Flaute haben nicht nur Deutschland im Griff. Europa leidet insgesamt unter einer schwachen konjunkturellen Entwicklung. Der deutlich verschärfte Wettbewerb hat zu einem signifikanten Anstieg der Insolvenzen geführt. Die Pleiten sind auch mitnichten reine Nachholeffekte aus der Coronazeit. Seit dem bisherigen Tiefpunkt im Jahr 2021 ist die Zahl der Firmenpleiten in Westeuropa um fast 70% gestiegen – und ein weiterer Anstieg zeichnet sich ab.

Die Belastungen für Unternehmen reichen laut Analyse von gestiegenen Zinsen und Energiekosten über Nachfrageschwäche bis hin zu geopolitischen Unsicherheiten. Besonders kleine und mittlere Unternehmen sind betroffen, da ihnen häufig finanzielle Reserven fehlen.

Gerhard Weinhofer, Geschäftsführer von Creditreform Österreich:

Hohe Zinsen, steigende Energiepreise, eine insgesamt schwache Nachfrage sowie geopolitische Unsicherheiten belasteten die Stabilität vieler Unternehmen. Besonders betroffen waren kleine und mittlere Betriebe, die oft nur über geringe finanzielle Rücklagen verfügen.

Ländervergleiche und Branchentrends

Ein Anstieg der Insolvenzen wurde in 15 von 17 untersuchten westeuropäischen Staaten festgestellt. Besonders deutlich fiel er in Griechenland (plus 42,5%), Irland (plus 32,0%) und den Niederlanden (plus 31,7%) aus. In Deutschland lag das Plus bei 22,5%, in Frankreich bei 17,4% und in Italien bei 8,9%. In nahezu allen Ländern übersteigen die aktuellen Fallzahlen das Niveau des Jahres 2019.

Das Baugewerbe war 2024 die am stärksten betroffene Branche mit einem Zuwachs von 15,4%. Auch im Dienstleistungsbereich gab es mit plus 14,2% eine überdurchschnittliche Steigerung. Das Verarbeitende Gewerbe verzeichnete einen Anstieg von 9,3%, der Handel lag bei plus 8,1%. Der Anteil des Handels an allen Insolvenzen sank leicht auf 30,0%, während im Baugewerbe inzwischen rund jede fünfte Insolvenz registriert wird.

Entwicklung in Mittelosteuropa, der Türkei und den USA

Auch in Mittel- und Osteuropa nahm die Zahl der Unternehmensinsolvenzen zu. Besonders hohe Zuwächse verzeichneten Polen, Lettland, Slowenien, Litauen und Estland. Ein Rückgang in Ungarn führte jedoch zu einem insgesamt niedrigeren Wert von 39.681 Fällen gegenüber 64.917 im Vorjahr.

In der Türkei wurden 32.591 Unternehmensaufgaben gemeldet – ein Plus von 20,9% und der sechste Anstieg in Folge. In den USA stiegen die Insolvenzen um 16,6% auf 30.009 Fälle. Trotz wirtschaftlicher Stabilisierung wirken hohe Zinsen und Konsumrückgänge weiterhin belastend. Die Fallzahlen liegen jedoch nach wie vor unter dem Niveau der Jahre 2018 und 2019 mit jeweils rund 40.000 Insolvenzen.

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