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Pensionskassen 2022: Zinswende, Inflationsschub und massive konjunkturelle Eintrübung

(Bild: ©HJBC - stock.adobe.com)

Pensionskassen 2022: Zinswende, Inflationsschub und massive konjunkturelle Eintrübung

31. Oktober 2022

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4 Min. Lesezeit

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Finanzen

Im Gesamtjahr 2021 betrug die Veranlagung von Österreichs Pensionskassen +7,63%, im 1. Halbjahr 2022 hingegen wegen der Kursrückgänge an den Finanzmärkten -8,78%. Dies geht aus dem heute veröffentlichten Bericht zur Lage der Pensionskassen 2022 der FMA hervor.

Kerstin Quirchtmayr

Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 10/31/2022

Zum 30.6.2022 waren in Österreich mehr als eine Million Personen von dieser freiwilligen betrieblichen Altersvorsorge erfasst; das entspricht in etwa einem Viertel (23%) der unselbständig Erwerbstätigen. 13% der Begünstigten beziehen bereits eine Zusatzpension, 87% befinden sich noch in der Ansparphase.

Volatiler Ertrag, volatile Betriebspension

Als kapitalgedecktes Altersvorsorgeprodukt hängt die Höhe der auszuzahlenden Betriebspension in der Regel von den Kurs- und Wertschwankungen an den Finanzmärkten ab, da - gemessen am verwalteten Vermögen - lediglich 18% aus leistungsorientierten Zusagen stammen. Bei diesen verpflichtet sich der Arbeitgeber dazu, so viel in die Pensionskasse einzuzahlen, dass eine vorher zugesagte Pensionshöhe tatsächlich ausbezahlt werden kann. Bei in etwa jeder zweiten dieser leistungsorientierten Zusagen wurde zwischen Arbeitgeber und Pensionskasse aber kein Inflationsschutz vereinbart. Insofern kann es angesichts des aktuellen Inflationsumfeldes bei leistungsorientierten Zusagen zu Kaufkraftverlusten kommen. 82 % der Pensionszusagen wurden hingegen beitragsorientiert oder hybrid vereinbart. Das heißt, der Arbeitgeber verpflichtet sich zur Einzahlung eines definierten Betrages (in der Regel ein Prozentsatz vom Gehalt), die Pensionshöhe ergibt sich aus eingezahlten Beiträgen plus daraus erwirtschafteten Erträgen.

Herausforderndes wirtschaftliches Umfeld

Das Veranlagungsumfeld ist für Pensionskassen derzeit besonders herausfordernd. Die Zinswende nach dem langanhaltenden Niedrigzinsumfeld, die hohe Inflation, die sich – nahezu global – massiv eintrübenden Konjunkturaussichten in Folge der wirtschaftlichen Auswirkungen des Russland-Ukraine-Konflikts, Energie-, Rohstoff und Materialengpässe sowie angespannte Lieferketten haben in einigen Asset-Märkten Kurseinbrüche ausgelöst und generell die Volatilität signifikant erhöht. Die steigenden Zinsen erhöhen zwar die Ertragschancen in der Neuveranlagung, gleichzeitig erodieren sie aber auch die Kurswerte niedrigverzinster Anleihen im Bestand.

Dynamische Veranlagungsstrategie

2021 haben die Pensionskassen - nach Fondsdurchrechnung - ihr Investment in Anleihen signifikant reduziert und deutlich stärker in Aktien und Beteiligungen investiert. Im 1. Halbjahr 2022 erfolgte jedoch eine Neugewichtung: Der Anteil an Aktien und Beteiligungen im Gesamtmarkt sank von 40,6% zum 31.12.2021 auf 37% zum 30.6.2022, während sich die Verringerung des Anteils an Schuldverschreibungen deutlich verlangsamt hat. Derzeit beträgt der Anleihen-Anteil 31,6%; zum Vorjahresende betrug dieser Wert 32,9%. Zuwächse verzeichneten – wie auch bereits in der Niedrigzinsphase – Private Equity Funds (von 3,8% zum Vorjahresende auf 4% zum 30.6.2022), Alternative Investment Funds (von 4,4% zum 31.12.2021 auf 6,9% zum 30.6.2022) sowie der Anteil an Immobilien, der von 5,9% auf einen Höchststand von 6,9% angewachsen ist. Ebenfalls einen Anstieg verzeichneten Guthaben bei Kreditinstituten; sie liegen derzeit bei 9,1% im Vergleich zu 6,4% zum Vorjahresende. Staatsanleihen, deren Anteil seit 2022 wieder im Steigen begriffen ist, machen mit fast 20% nach wie vor den größten Anteil der Anleihen am Gesamtvermögen aus. Hier ist aber kaum ein „Home-Bias“ in österreichischen Staatspapieren festzustellen: derartige Wertpapiere sind lediglich um 0,5-Prozent-Punkten übergewichtet, was einen im EWR-Vergleich extrem niedrigen Wert darstellt. Der Anteil an Unternehmensanleihen ist im Aggregat seit 2021 rückläufig und beträgt etwa 10%. Finanzsektor-Anleihen nehmen nur einen sehr geringen sowie rückläufigen Stellenwert in der Veranlagung der PK ein, weshalb das Verflechtungsrisiko geringer als im Versicherungssektor ist. Derivate nehmen hingegen einen wichtigen Rang in der Anlagestrategie ein; zum einen zur Absicherung von Risiken (Währungsrisiko), zum anderen zum effizienten Portfoliomanagement (etwa bei Aktien).

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