Heute versammelten sich im Lofts & Locations in Wien Experten aus dem Bereich Risk-Management zum ersten KOBAN SÜDVERS Risk Summit, um aktuelle und zukünftige Herausforderungen des Risikomanagements zu diskutieren. Der von KOBAN SÜDVERS initiierte Branchenevent bietet praxisnahe Keynotes, strategischen Weitblick und Networking – ein Impulsgeber für die Transformation unternehmerischer Risikokultur.

Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 22.05.2025
Mag. Dr. Klaus Koban, MBA, begrüßte die Teilnehmer und spannte in seinen Eröffnungsworten den inhaltlichen Bogen des Tages: Vom Wandel der Risikolandschaften über brandschutztechnische Herausforderungen bis hin zur ESG-konformen Berichterstattung kleiner und mittlerer Unternehmen. Der Summit positioniert sich als Plattform, auf der Fachwissen, regulatorische Entwicklungen und strategische Lösungsansätze in den Dialog treten. Die Veranstaltung versteht sich als neues, jährlich geplantes Format zur Vernetzung von Unternehmensverantwortlichen, Risikomanagern, Expert:innen und Maklern. Ziel ist es, die Zukunft der Risikoanalyse und -absicherung in einem sich wandelnden Umfeld gemeinsam zu gestalten. „Das Risk-Summit soll eine Plattform sein – zwischen Unternehmern, Unternehmensleitern, Risk-Managern, aber auch Experten, die für und mit uns arbeiten. Wir wollen jährlich über Risiken sprechen, über deren Analyse, Vermeidung und über die Frage: Wie verändern sich Risiken – und was können wir heute tun, um besser vorbereitet zu sein?“, so Koban zu Beginn der Veranstaltung.
Wandel der Versicherbarkeit

Ing. Florian Traußnig, MBA
Den inhaltlichen Auftakt zum KOBAN SÜDVERS Risk Summit 2025 übernahm Ing. Florian Traußnig, MBA, mit einer umfassenden Analyse zur veränderten Risikolandschaft. Im Zentrum seines Vortrags stand die Frage, wie Risiken heute zu bewerten sind – und welche davon überhaupt noch versicherbar sind. Besonders betont wurde die zunehmende Komplexität durch Naturkatastrophen, Cyberangriffe und systemische Risiken entlang globaler Lieferketten.
„Jeder Unternehmer hat mit Risiken zu tun – das ist nicht neu. Neu ist aber die Dynamik, mit der sich Risiken entwickeln und verschieben.“
Traußnig zeigte anhand von Daten der Swiss Re die drastische Zunahme wetterbedingter Katastrophenschäden seit den 1970er Jahren. Dabei rücken sogenannte „Secondary Perils“ – also häufigere, aber weniger spektakuläre Ereignisse wie Starkregen oder Sturmserien – in den Fokus der Rückversicherer. Diese seien schwer kalkulierbar und treiben die Prämienentwicklung auf Erstversichererseite massiv.
Auch Digitalisierung und Automatisierung stellten Unternehmen vor neue Herausforderungen: Homeoffice-Strukturen, remote gewartete Produktionsanlagen und eine rasant wachsende Zahl an Cyberangriffen führen zu erhöhtem Schutzbedarf. Die Hemmschwelle für digitale Angriffe sei durch leicht zugängliche Tools im Darknet drastisch gesunken.
„2004 hatten wir noch rund 750 angezeigte Cybervorfälle – heute sind es über 62.000. Das zeigt, wie sich Bedrohungen nicht nur multiplizieren, sondern auch demokratisieren.“
Ein weiterer zentraler Aspekt: Die wirtschaftliche Verwundbarkeit durch Betriebsunterbrechungen. Während Sachschäden etwa 20% der Gesamtschadensumme ausmachen, entstehen rund 80% der Schäden durch Stillstände, Lieferengpässe und Prozessunterbrechungen – ein Thema, das zunehmend auch durch geopolitische Spannungen und regulatorische Auflagen (z. B. CO₂-Zertifikate, Lieferkettengesetze) verschärft wird.
Zum Abschluss betonte Traußnig die Notwendigkeit eines systematischen Risikodialogs – sowohl intern im Unternehmen als auch mit Partnern aus der Versicherungswirtschaft.
„Zwei gute Informationen sind schwer zu bekommen – noch schwerer ist es, mit ihnen etwas anzufangen. Unser Ziel ist es, als Partner gemeinsam Lösungen zu entwickeln, bevor der Schaden eintritt.“
Sein Fazit: Risikomanagement 2025 braucht nicht nur neue Modelle, sondern auch eine neue Haltung – weg von reiner Transferstrategie, hin zu aktiver Prävention, Risikodurchleuchtung und resilienten Unternehmensstrukturen.
Brandschutz, Cyber – Risikoprofile im Umbruch
Dr. Michael Buser von SÜDVERS fokussierte auf die brandschutztechnische Neujustierung angesichts sich wandelnder Industrieprozesse. Ihm folgte Patrick Bardel, Cybersecurity-Experte bei BPN. Er zeigte eindrucksvoll, wie sich Cyberangriffe durch Künstliche Intelligenz rasant weiterentwickeln. Moderne Angriffe sind vollautomatisiert, individuell zugeschnitten und nahezu unsichtbar – etwa durch synthetische Stimmen, manipulierte PDF-Dateien oder realitätsnahe Phishing-Kampagnen. Bardel präsentierte aktuelle Schwachstellen in weit verbreiteten Systemen wie SAP oder Windows und verdeutlichte, wie einfach Angreifer heute Zugriff auf sensible Unternehmensdaten erhalten – mit minimalem Aufwand, aber maximalem Schadenpotenzial. Sein Appell: Unternehmen und Makler müssen Cyberrisiken als ganzheitliches Managementthema begreifen. Technik allein reicht nicht. Nur wer seine digitale Infrastruktur vollständig kennt, überwacht und regelmäßig prüft, kann wirksam vorsorgen. „Was wir nicht kennen, können wir nicht schützen“, hielt er zusammenfassend fest.
Das Nachmittagsprogramm der noch laufenden Veranstaltung steht im Zeichen strategischer Resilienz. DI Dr. Bernd Schlegl (Semperit Gruppe) gibt Einblicke in die M&A-getriebene Transformation der Unternehmensstrukturen und deren Auswirkungen auf das Risiko- und Versicherungsportfolio. Mag. Thomas Hassler (Koban Garantie & Kredit) skizziert konkrete Optionen zur Steigerung finanzieller Resilienz – insbesondere im volatilen internationalen Handelsumfeld. Besonderes Augenmerk gilt auch dem Update zur CSRD und EU-Taxonomie, das von Mag. Berndt Triebel (Energieforum Österreich) und Georg Rogl (Ernst & Young) vermittelt wird. Die Anforderungen an mittelständische Unternehmen steigen – der Vortrag soll wichtige Orientierungshilfen für Berater und betroffene Firmen bieten.
Foto oben: Mag. Dr. Klaus Koban, MBA
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