Bei der Frühjahrsveranstaltung des Instituts für Versicherungswirtschaft an der Johannes Kepler Universität Linz diskutierten Branchenvertreter, wie sich ESG-Kriterien auf Versicherungsunternehmen auswirken und welche Bedeutung Klimarisiken für Produkte, Prozesse und Kapitalveranlagung haben.

Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 22.05.2025
Die Veranstaltung beleuchtete den wachsenden Handlungsdruck für Versicherer angesichts zunehmender Wetterextreme und gesellschaftlicher Erwartungen an nachhaltiges Wirtschaften. Othmar Nagl, Vorstand des Instituts für Versicherungswirtschaft an der JKU Linz und Generaldirektor der Oberösterreichischen Versicherung, stellte fest:
"Ein Umdenken ist nötig und findet nun zum Glück auch statt. Noch vor zehn Jahren war das Thema Nachhaltigkeit in der Öffentlichkeit wenig präsent. Doch die Entwicklungen haben rasant an Fahrt aufgenommen – auch in der Versicherungswirtschaft."
ESG verändert Prozesse und Investitionen
Anna Gappmaier, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der JKU, präsentierte Ergebnisse ihrer Forschung zur Wirkung von ESG auf das Kreditrisiko im Finanzdienstleistungssektor. Sie betonte die Bedeutung für die Versicherungsbranche:
"ESG kann dabei als Impuls dienen, bestehende Ansätze neu zu denken und weiterzuentwickeln."
Die ESG-Dimensionen wirken zunehmend auf Produktentwicklung, Risikobewertung und Kapitalveranlagung.
Laut dem Allianz Risk Barometer 2025 zählt der Klimawandel inzwischen zu den fünf relevantesten Risiken aus Unternehmenssicht – ein Befund, der auch für Versicherungen unmittelbare strategische Konsequenzen mit sich bringt.
Umsetzungsbeispiele aus der Praxis
Axel Sima, Vorstandsdirektor und CIO der Generali Versicherung, schilderte, wie ESG in den Unternehmensalltag integriert wird. „Nachhaltigkeit in der Versicherung ist kein 100 Meter Sprint, es ist vielmehr ein Marathon. Es ist ein vielschichtiger, verantwortungsvoller Veränderungsprozess, der in ein umfangreiches regulatorisches Rahmenwerk eingebettet ist.“
Andreas Schmitt, Vorstandsdirektor bei GrECo International, verwies auf Ergebnisse einer Umfrage unter Kundinnen und Kunden:
"Unser ESG-Survey zur Klientenumfrage vom Dezember 2023 hat gezeigt, dass sich jeder Dritte mehr Informationen über die Nachhaltigkeit von Versicherungsprodukten und immerhin jeder Vierte einen nachhaltigen Versicherer wünscht."
Klimarisiken erfordern gemeinsame Lösungen
In der Diskussion wurde auch deutlich, dass die Folgen des Klimawandels nicht von Versicherungen allein getragen werden können. Die Schadenssummen steigen seit Jahren kontinuierlich und überschreiten in Österreich inzwischen eine Milliarde Euro jährlich. Gleichzeitig fehlt es nach wie vor an einer umfassenden Lösung zur langfristigen finanziellen Risikovorsorge.
Der Tenor der Veranstaltung lautete: Eine nachhaltige Transformation erfordert das Zusammenwirken von Versicherungswirtschaft, Unternehmen und öffentlicher Hand – sowohl in der Dekarbonisierung als auch in der Anpassung an neue Gefahrenlagen.
Foto oben v.l.n.r.: Andreas Schmitt, Vorstandsdirektor bei GrECo, Anna Gappmaier, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der JKU, Axel Sima, Vorstandsdirektor und CIO der Generali Versicherung, und Othmar Nagl, Vorstand des Instituts für Versicherungswirtschaft an der JKU Linz und Generaldirektor der Oberösterreichischen Versicherung
zurück zur Übersicht
Beitrag speichern
sharing is caring
Das könnte Sie auch interessieren