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Handelskrieg: Wer ihn beginnt, verliert ihn auch

Handelskrieg: Wer ihn beginnt, verliert ihn auch

01. August 2018

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6 Min. Lesezeit

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News-Finanzen

Der zuletzt eskalierende Handelsstreit scheint nach einem Treffen zwischen EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker und US-Präsident Donald Trump – vorerst – beigelegt. Warum Trump mit Strafzöllen ausgerechnet den USA am meisten schaden würde, erklärt Mag. Markus Waghubinger in der aktuellen AssCompact-Ausgabe. 

Mag. Peter Kalab

Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 8/1/2018

Von Mag. Markus Waghubinger, AssCompact Investment & Finanzen*

Bereits im Wahlkampf hat US-Präsident Donald Trump protektionistische Maßnahmen für die US-Wirtschaft versprochen und konnte so Wähler gewinnen, die sich selbst als Verlierer der Globalisierung sehen. Mit der Umsetzung seiner Versprechen durch Strafzölle auf ausländische Produkte und Kündigungen von Freihandelsabkommen schadet er aber am Ende genau der eigenen Wirtschaft und stellt die USA damit ins Abseits. Aktuell beschreitet Trump einen Zick-Zack-Kurs zwischen Ver- und Entschärfungen, der darauf hindeutet, dass er das ebenfalls zu erkennen beginnt.

Keine weiteren Sanktionen gegenüber der EU

Während Stahl und Aluminium pauschal mit Strafzöllen in Höhe von 25% bzw. zehn Prozent belegt werden, egal ob aus Kanada, China oder der EU, will die USA zusätzlich eine Sonderliste für China aufsetzen und die Produkte mit zehn Prozent Sonderzoll belasten. Betroffen ist ein Handelsvolumen von 200 Mrd. US-Dollar, was etwa 40% der Importe aus der Volksrepublik entspricht. Die EU und auch China haben bereits mit Gegenmaßnahmen reagiert und typisch amerikanische Produkte wie Erdnussbutter oder Whisky mit Zöllen belegt. Die USA legen noch einmal nach und drohen mit Zöllen auf Automobilimporte, eine geschickte Verhandlungsstrategie der EU-Kommission konnte das bislang verhindern und zumindest gegenüber der EU verzichtet Trump vorerst auf weitere Sanktionen. Der Handelsstreit schaukelt sich aber trotzdem langsam aber sicher hoch, wenn auch mit wechselnden Schauplätzen und Zölle werden nicht dauerhaft als einziges Mittel als Vergeltungsmaßnahmen reichen.

Dabei ist jedoch nicht zu übersehen, dass die EU bislang bereits höhere Abgaben auf US-Einfuhren verlangt, als es umgekehrt der Fall war. So verrechnet die EU für Fahrzeugimporte aus den USA einen Zoll von zehn Prozent, während die USA bislang nur drei Prozent verrechnet hat. Als Strafzoll ist dies zwar nicht bezeichnet, sehr wohl aber als ein etabliertes Instrument zum Schutz der EU-Binnenwirtschaft.

Verlieren USA an Bedeutung?

Unterdessen machen die betroffenen Nationen das, was man angesichts dieses Verhaltens auch erwarten würde: Sie rücken näher zusammen. Die Unterzeichnung weiterer Abkommen zwischen der EU und China, Verhandlungen mit Australien oder Japan geben Raum für eine Stärkung der Handelsbeziehungen, wenn auch immer mit öffentlicher Beschwichtigung der Verbindungen, um die (noch) mächtige USA nicht zu verärgern. Langfristig läuft die USA dadurch Gefahr, dass andere wirtschaftliche Verbindungen, die nicht mehr über die USA und die „Weltwährung“ Dollar laufen, gestärkt werden und die USA selbst an Bedeutung für den Welthandel verliert. Direkt wirken die Strafzölle auch auf all jene, die betroffene Produkte, in direkter oder weiterverarbeiteter Form, benötigen. So führen etwa steigende Metallpreise zu einer Verteuerung von Industrieinvestitionen in den USA selbst, genau in den Wählerschichten, in denen Donald Trump auch vielfach seine Unterstützer findet beziehungsweise in der Vergangenheit gefunden hat.

Noch hat sich kein Wirtschaftsprognoseinstitut zu einer genauen Einschätzung der Auswirkungen der Zölle hinreißen lassen, doch die Wachstumsprognosen werden sukzessive nach unten korrigiert, meist in der Größenordnung von etwa 10% der Wachstumsrate (z.B. IWF: Eurozone 2,2% statt 2,4% Wirtschaftswachstum). Dreht sich die Handelssanktionsspirale weiter, fallen die Auswirkungen natürlich deutlicher aus.

Handel: ein Garant für Frieden

Wer Handel miteinander treibt, bekriegt sich nicht. Handelskriege gingen oft mit kriegerischen Auseinandersetzungen einher, so wie beispielsweise die Kontinentalsperre von Napoleon oder die Seesperre der Briten im zweiten Weltkrieg, um die Versorgung der Deutschen abzuschneiden. Aber nicht nur, dass Handelskriege ein Mittel der Kriegsführung sind, es ist auch der Umkehrschluss zutreffend, dass Freihandel ein Zeichen einer friedlichen Verbindung ist. Wer Handel miteinander treibt, schadet sich nicht gegenseitig. Auch wenn aktuell nicht von Handelskriegen – trotz der medialen Verwendung – im eigentlichen Sinne gesprochen werden kann – immerhin werden nur Zölle verhängt statt Schiffe versenkt –, ist es doch ein Zeichen der Abkehr von langfristiger, freundschaftlicher Verbindungen, wenn Nationen gegenseitig ihre Exporteure mit Strafzöllen belegen und die eigenen Fabrikate gegenüber der Produkte aus befreundeten Nationen benachteiligen.

Werden Strafzölle von einzelnen Ländern verhängt – auch wenn es die bislang als Wirtschaftsmotor geltende USA ist – fordert man quasi Gegenmaßnahmen. Diese Gegenmaßnahmen führen dazu, dass auch der eigene Export geschwächt wird und alle anderen Länder untereinander günstiger Handel treiben können als mit dem Initiator der Sanktionen. Am Ende sinkt das Handelsvolumen des Landes, das mit den Strafzöllen begonnen hat, und alle anderen treiben mehr Handel miteinander. Die USA verspielen damit ihre Rolle als Weltwirtschaftsmotor – denn eine sich selbst isolierende USA ist, trotz ihrer Größe, immer noch kleiner als der Rest der Welt zusammen.

*gekürzte Version; den vollständigen Artikel lesen Sie in der AssCompact August-Ausgabe.

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