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Rechtsschutzversicherung: Krisenjahre haben in vielen Bereichen Situation verschärft

Rechtsschutzversicherung: Krisenjahre haben in vielen Bereichen Situation verschärft

13. Juni 2023

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5 Min. Lesezeit

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Recht & Wissen

Es liegt in der Natur der Sache, dass Versicherungsmakler und Versicherer zum Teil unterschiedliche Wahrnehmungen haben. Zumindest subjektiv gibt es in der Maklerschaft das Gefühl vermehrter ungerechtfertigter Deckungsablehnungen. Wie das die Experten Mag. Birgit Eder (CEO ARAG Österreich), Mag. Ingo Kaufmann (Mitglied des Vorstands der D.A.S. Rechtsschutz AG) und Mag. Martin Moshammer (Niederlassungsleiter Österreich der ROLAND Rechtsschutz-Versicherungs-AG) sehen, erfahren Sie im zweiten Teil der Interviewrunde zum Thema „Rechtsschutzversicherung“

Kerstin Quirchtmayr

Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 6/13/2023

Mag. Birgit Eder erklärt, dass die Deckungsbeurteilung vom Sachverhalt abhängig sei und dieser sich je nach Informationsgehalt ändern könne. Eine sorgfältige Prüfung und gute Begründung bzw. Erklärung sei daher immens wichtig. „Unser Vorteil als Spezialversicherer ist, dass wir echte Experten im Rechtsschutz sind. Unsere Inhouse-Juristen prüfen die Deckung mit sehr viel Fachwissen und können auch im Falle einer Ablehnung Hilfe anbieten. ARAG wächst seit einigen Jahren erfreulicherweise sehr stark im Marktvergleich. Wir haben heute wesentlich mehr Kunden als früher und auch eine steigende Anzahl von Schadenfällen, die wir täglich bearbeiten. Anzahlmäßig sind die Ablehnungen daher mehr geworden. Relativ gesehen ist die Ablehnungsquote jedoch rückläufig. Das liegt daran, dass in den Produktgenerationen der letzten Jahre wesentlich mehr Deckungsinhalte dazu gekommen sind“, informiert Eder.

Für Mag. Ingo Kaufmann ist es durchaus nachvollziehbar, dass sich die Wahrnehmungen zwischen Versicherungsmaklern und Versicherern insbesondere in Bezug auf Deckungsablehnungen unterscheiden können. „Deshalb legen wir großen Wert darauf, möglichst transparent und nachvollziehbar zu handeln sowie auch in diesem speziellen Punkt eine offene und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit unseren Vertriebspartnern zu pflegen.“

Mag. Martin Moshammer kann diese Wahrnehmung nicht teilen: „Einerseits sind die Anzahl der Deckungsklagen gegen unser Haus sowie einschlägige Beschwerden rückläufig, andererseits werden Meinungsverschiedenheiten verstärkt unter aktiver Mitwirkung der Schlichtungsstelle des Fachverbandes der Versicherungsmakler und Berater in Versicherungsangelegenheiten bereinigt. ROLAND bekennt sich klar zur Sinnhaftigkeit dieser Einrichtung. Davon abgesehen wirken auch unsere telefonische Rechtsberatung sowie ROLAND-Soforthilfe deeskalierend. Letztlich versuchen wir auch durch verstärkte Schulungsaktivitäten allfällige Fehlvorstellungen bereits im Vorfeld zu vermeiden.“

Cash-Cow Rechtsschutzversicherung?

Die Statistik des VVO (Jahresbericht 2021) weist österreichweit für die Rechtsschutzversicherung einen Schadensatz von sehr guten 40% aus. Mag. Birgit Eder, warnt jedoch, dass die Rechtsschutzsparte zwar derzeit profitabel sei, dies könne aber sehr schnell wieder umschlagen: „Aktuell wurden die Rechtsanwaltsgebühren am 1. Mai um 20% erhöht. Das können und wollen wir natürlich nicht eins zu eins an unsere Kunden weitergeben, darum versuchen wir nachhaltig zu handeln und zu wirtschaften. Hinter einer guten Schadenquote steckt meistens sehr viel Arbeit. Bei ARAG versuchen wir im Sinne der Versichertengemeinschaft Rechtstreitigkeiten nachhaltig zu lösen und bieten viel Unterstützung im präventiven Bereich an, so dass Rechtsstreitigkeiten gar nicht erst entstehen. Das ist eine Win-win-Situation, die zugegebenermaßen den Schadensatz senkt. Bei ARAG haben wir derzeit allein in der Schadenabteilung 45 Juristen, die unseren Kunden zur Verfügung stehen. Für die gerichtliche Geltendmachung ist ein professionelles und spezialisiertes Anwaltsnetzwerk unumgänglich – schließlich wollen wir gewinnen, sodass letzten Endes der Gegner die Kosten trägt.“

Mag. Ingo Kaufmann ist der Meinung, dass die derzeitig gute Schadenquoten voraussichtlich nicht haltbar sei, da unter anderem die Schadenkosten überproportional zur Inflation gestiegen sind: „Allerdings wird ein Versicherer, der auf eine gute Schadenquote achtet, generell auch in der Lage sein, bessere Bedingungen und höhere Leistungen für Kundinnen und Kunden anzubieten. Auf der anderen Seite können Versicherer mit einer schlechten Schadenquote gezwungen sein, strengere Ausschlüsse und geringere Leistungen zu implementieren, um die finanzielle Situation zu stabilisieren.“

Mag. Martin Moshammer informiert, dass ROLAND dieses Jahr mit stabilen Prämiensätzen und einem unverändertem Deckungsumfang plane: „Bei einigen Spezialprodukten (z.B. Universal-Straf-RS für Unternehmen sowie Top-Manager-RS) bieten wir prämienneutral mehr Leistungen. Wir haben außerdem neue Serviceleistungen wie die telefonische Rechtsberatung sowie die ROLAND-Soforthilfe eingeführt. Insoweit können wir klar sagen: Unsere Kunden:innen profitieren von der guten Schadenquote. Gleichzeitig sollten wir aber auch im Hinterkopf haben, dass die nächste Anpassung des Rechtsanwaltstarifsgesetzes (RATG) nur eine Frage der Zeit ist. Die letzte Anpassung erfolgte 2016. Zudem waren und sind die Rechtsschutzversicherer mit kostenintensiven Kumulschäden (siehe z.B. Dieselgate) konfrontiert.“

Hier geht’s zum ersten Teil der Interviewrunde „Rechtsschutzversicherung“ …

Das gesamte Interview lesen Sie in der AssCompact Juni-Ausgabe!

Foto oben v.l.n.r.: Mag. Ingo Kaufmann (Mitglied des Vorstands der D.A.S. Rechtsschutz AG), Mag. Birgit Eder (CEO ARAG Österreich), und Mag. Martin Moshammer (Niederlassungsleiter Österreich der ROLAND Rechtsschutz-Versicherungs-AG)

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