Beim Allianz Autotag im Allianz Zentrum für Technik (AZT) in Ismaning, das heuer unter dem Motto „Groß gegen Klein – wie sich schwache Verkehrsteilnehmer im Stadtverkehr besser schützen lassen“ stattfand, trafen sich internationale Fachleute und Medienvertreter, um über Trends und Herausforderungen für die Mobilität der Zukunft zu diskutieren.

Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 18.10.2024
Klaus-Peter Röhler, Vorstand der Allianz SE:
"Wir erleben rasante Fortschritte in nahezu allen Bereichen der Technologie, also warum gelingt es uns nicht, das Leben auf unseren Straßen besser zu schützen? Diese Entwicklung ist inakzeptabel. Ein Drittel aller Unfälle zwischen Lkw und Fußgängern oder zwischen Lkw und Radfahrern könnte vermieden werden, wenn Lkw nur zwei bekannte Sicherheitsmaßnahmen nutzen würden. Um die genannten Herausforderungen und Trends anzugehen, sind Fahrzeughersteller, Politiker, Transportunternehmen und wir als Versicherer gefordert, aktiv zu werden. Wir müssen alles tun, um Menschenleben vor einem Unfalltod zu schützen, ganz gleich, welche Kosten damit verbunden sind."
Die Zahl der Verkehrstoten in der Europäischen Union ist mit rund 20.400 im Jahr 2023 weiterhin alarmierend hoch. Klaus-Peter Röhler von der Allianz betont, dass die EU-Kommission das Ziel verfolgt, die Verkehrstoten bis 2050 auf null zu reduzieren. „Von dieser ‚Vision Zero‘ sind wir leider weit entfernt“, so Röhler.
Um im Zielkorridor zu liegen, hätte die Zahl der Verkehrstoten von 2022 auf 2023 um 18% gesenkt werden müssen. Tatsächlich gab es jedoch nur einen Rückgang von 1% in Europa, während die Zahl in Deutschland um 1,8% auf 2.839 anstieg. Besonders im Stadtverkehr sind die Zahlen besorgniserregend, da etwa 40% der tödlichen Unfälle dort passieren. Röhler weist darauf hin, dass 70% der Opfer Radfahrer, Fußgänger und andere schwächere Verkehrsteilnehmer sind, die besseren Schutz benötigen.
Eine Analyse des Allianz Zentrums für Technik (AZT) zeigt, dass Kleintransporter von Paket- und Lieferdiensten eine etwa 20% höhere Schadenhäufigkeit aufweisen als herkömmliche Fahrzeuge. Die Unfallursachen sind Zeitdruck der Fahrer, häufige Stopps und Ablenkungen durch digitale Geräte.
Röhler kritisiert, dass Kleintransporter trotz der EU-Richtlinie „General Safety Regulation 2“ (GSR2) nicht die gleichen Sicherheitssysteme wie Pkw haben sollten. „Vans sollten mindestens die gleichen Sicherheitsmerkmale wie neue Pkw aufweisen“, fordert er.
Eine Untersuchung des AZT zeigt, dass ein Drittel der Unfälle zwischen Lkw und Radfahrern oder Fußgängern durch vorhandene Technik vermeidbar wäre. Effektive Systeme, die Kollisionen im toten Winkel verhindern und sofort eine Notbremsung auslösen, sind bereits erhältlich, müssen jedoch flächendeckend eingesetzt werden.
Röhler erklärt, dass die Bemühungen um mehr Sicherheit im Straßenverkehr in erster Linie dem Lebensschutz dienen. Gleichzeitig können weniger Unfälle auch wirtschaftliche Vorteile für Spediteure bringen, da Reparatur- und Ausfallkosten sinken und die Versicherungsprämien gesenkt werden können. Die Allianz fordert von Fahrzeugherstellern und Gesetzgebern konkrete Maßnahmen, um die Sicherheit im Stadtverkehr zu verbessern.
Foto oben: Klaus-Peter Röhler, Vorstand der Allianz SE
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