Gestiegene Zinsen, hartnäckige Inflation, Tendenz zur Deglobalisierung und volatile Märkte – die wirtschaftlichen Herausforderungen sind vielfältig – das Umfeld wird auch im Jahr 2025 für Anleger herausfordernd sein, weshalb Anleger oftmals emotional handeln. Emotionale Entscheidungen wie überstürzte Verkäufe oder unüberlegte Käufe können schnell zu unerwünschten Ergebnissen führen.
Artikel von:

Alexander Sindermann, B.A.
Bankkaufmann und Investmentexperte / Geschäftsführer; Sindermann Wealth Management GmbH & Co. KG
Wie können sich Anleger in unsicheren Zeiten vor übereilten und nachteiligen Finanzentscheidungen schützen? Wo herausfordernde Situationen sind, gibt es auch gute Chancen. Wer sein Vermögen clever aufteilt, kann auch in diesen unsicheren Zeiten mehr für sich rausholen. Wie gelingt es Privatpersonen, in der Fülle an Marktinformationen und Angeboten sowie den umfangreichen gesetzlichen Rahmenbedingungen für sich ein ideales Ergebnis zu erzielen? Allein in steuerlicher Hinsicht gelten eine Vielzahl an gesetzlichen Regelungen, die bei kluger Gestaltung auch Vorteile bieten können. Darüber hinaus gibt es im Bereich der persönlichen wie auch materiellen Absicherung vieles zu beachten – wer den falschen oder unvollständigen Versicherungsschutz hat, kann schnell erhebliche Vermögensnachteile haben und/oder schnell auch unnötig zu viel Geld ausgeben. Daher sind für die Vermögensentwicklung oftmals nicht nur die externen Faktoren wie die Entwicklungen an den Kapitalmärkten für Privatanleger bedeutend, sondern eben auch die persönliche Gestaltung der Finanzen. Grundsätzlich kann hierbei eine vollständige Finanzanalyse und Finanzplanung sowie die Umsetzung eines ganzheitlichen Finanzkonzeptes helfen, einen guten individuellen Plan zu entwickeln. So wird aus vielen “Spontan-Investments” eine richtige Strategie, die langfristig über Erfolg oder Misserfolg entscheidet. Anhand einer strategischen Planung können Anleger klare Prioritäten formulieren und Schwerpunkte in ihrer Strategie klar benennen. Im Rahmen eines solch abgestimmten Finanzkonzeptes können dann vor allem auch die persönlichen Risikopreferenzen in ein stimmiges Vorsorge- und Absicherungs- sowie Investmentkonzept integriert werden. Hierbei spielt für den persönlichen Anlageerfolg die eigene finanzielle Risikobereitschaft eine große Rolle. Dieser Aspekt wird in der Beratung jedoch oftmals nicht ausreichend mit Privatanlegern reflektiert. So entsteht ein unnötiges Stresspotenzial oder es gehen möglicherweise günstige Markt- und Rendite-Potenziale verloren, weil man sich zu wenig in chancenreiche Anlagen als Alternative traut. Ob es darum geht, Vermögen vor Wertverlust zu schützen, klug in die Zukunft zu investieren oder finanzielle Ziele trotz Unsicherheiten zu erreichen – oftmals liegt der Schlüssel in einem klaren Plan, der an die individuellen Bedürfnisse und die persönliche Risikobereitschaft angepasst ist.
Emotionen als Renditekiller: Der Behaviour Gap
Der sogenannte „Behaviour Gap“ beschreibt die Lücke zwischen den möglichen Marktrenditen, die eine Anlageklasse wie z.B. Aktien, Anleihen, Immobilien bieten und den tatsächlichen Renditen, die Privatinvestoren erzielen. Studien zeigen, dass Anleger aufgrund emotionaler Reaktionen – wie Panikveräufe oder überhastete Käufe in euphorischen Phasen – im Schnitt 150 bis 200 Basispunkte pro Jahr verlieren. In Zeiten volatiler Märkte verstärkt sich dieses Phänomen. Hier setzt eine gute Finanzberatung an: Mit einer klaren Anlagestrategie und der Einhaltung langfristiger Ziele lassen sich diese Fehler minimieren. Eine Studie des Indexfondsanbieters Vanguard aus dem Jahr 2022 belegt, dass die Einbindung eines professionellen Investmentberaters die Vermögensentwicklung bis zu 300 Basispunkte (3% p.a.) verbessern kann (Studie: Vanguard Juli 2022; Putting a Value on your Value: Quantifying Vanguard Advisor´s Alpha).
Zinsen und Inflation: Zwei Seiten der gleichen Medaille
Die Zinserhöhungen der US-Notenbank und der Europäischen Zentralbank haben deutliche Spuren an den Kapitalmärkten hinterlassen. Zwar liefen die großen Aktienindizes jüngst gut – der Gesamtmarkt jenseits der großen und margenstarken Konzerne (Magnificent 7) ist aktuell noch moderat bewertet. Unternehmensbewertungen, insbesondere in zinssensitiven Branchen wie Technologie und Immobilien, gerieten im Jahr 2022 unter Druck und sind zu Teilen relativ hoch bewertet – wie geht es weiter? Gleichzeitig bleibt die Inflation hartnäckig hoch, was den Werterhalt von Vermögen erschwert. Für Anleger bedeutet dies, dass traditionelle Ansätze wie Anleihen oder Sparprodukte an Attraktivität verlieren, während inflationsgeschützte Anleihen oder Sachwerte wie Immobilien mit spezieller Ausrichtung (z.B. Mikroappartments etc.) und Rohstoffe langfristig stabilisierende Faktoren sein können.
Anlagestrategien für jede Lebensphase
Die finanzielle Lebenssituation variiert stark: Junge Familien stehen oft vor der Herausforderung, ihre Finanzen für die Zukunft zu sichern und gleichzeitig flexibel zu bleiben. In dieser Phase sind diversifizierte Investments mit moderatem Risiko sinnvoll, ergänzt durch Notfallrücklagen sowie ein gutes Vorsorge- und Absicherungskonzept. Anleger mit größeren Vermögen hingegen fokussieren sich häufig auf den Werterhalt und steuerliche Optimierung. Hier können strukturierte Produkte oder vermögensverwaltende Ansätze die richtige Wahl sein. Eine individuelle Beratung ist entscheidend, um diese unterschiedlichen Ziele in passende Strategien zu übersetzen.
Versicherung und Vorsorge: Der Faktor Risikobereitschaft
Ob privat oder gesetzlich versichert – die Wahl der Vorsorge hängt maßgeblich von der individuellen Risikobereitschaft ab. Wer langfristig auf Sicherheit setzt, sollte stärker in konservative Instrumente investieren, während risikobereite Anleger auf renditestarke Optionen mit höherer Volatilität setzen können.
Die Rolle der Beratung: Warum Strategie wichtiger ist als das Produkt
Selbst das beste Produkt entfaltet sein Potenzial nur innerhalb einer durchdachten Strategie. Ein Finanzberater hilft nicht nur, die richtigen Instrumente zu finden, sondern unterstützt auch dabei, emotionale Disziplin zu wahren und die individuellen Ziele im Blick zu behalten.
Fazit: Stabilität durch Strategie
Die derzeitige Marktsituation erfordert von Anlegern maximale Anpassungsfähigkeit und einen klaren Plan. Eine gut durchdachte Anlagestrategie, die auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt ist, schafft Stabilität – auch in unsicheren Zeiten.
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