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VIG: Dezentrale Organisationsstruktur stärkt Marktposition nachhaltig

(Bild: © Marlene_Froehlich)

VIG: Dezentrale Organisationsstruktur stärkt Marktposition nachhaltig

18. April 2025

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6 Min. Lesezeit

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Im Blickpunkt

Hartwig Löger, CEO und Vorstandsvorsitzender der Vienna Insurance Group (VIG), spricht über die strategische Ausrichtung und Erfolgsfaktoren der VIG. Er erläutert die Vorteile einer dezentralen Organisationsstruktur, die Rolle digitaler Innovationen sowie Antworten auf den demografischen Wandel.

Kerstin Quirchtmayr

Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 18.04.2025

Hartwig Löger hat sich seit seinem Amtsantritt im Juli 2023 das Ziel gesetzt, die Vienna Insurance Group (VIG) strategisch klar und nachhaltig auszurichten. In einem Umfeld, das von regulatorischen Herausforderungen, technologischen Veränderungen und dynamischen Märkten geprägt ist, setzt Löger auf dezentrale Eigenverantwortung und starke regionale Präsenz, um die Spitzenposition der VIG in Zentral- und Osteuropa weiter auszubauen: „Mein Ziel ist es, die Nummer-1-Position der VIG in Zentral- und Osteuropa nicht nur zu halten, sondern noch weiter auszubauen. Besonders wichtig ist mir dabei, ein starkes Gruppenverständnis zu fördern. Im Gegensatz zu anderen globalen Konzernen, die sehr zentralistisch organisiert sind, setzen wir auf eine dezentrale Struktur mit stark ausgeprägter regionaler Eigenverantwortung. Unsere operativen Gesellschaften vor Ort haben die Freiheit und Verantwortung, ihre jeweiligen Marktstrategien zu gestalten. Dazu gehören Markenvielfalt und Entscheidungsautonomie in Bereichen wie Vertrieb, Produktentwicklung und Preisgestaltung“, erläutert Löger.

Dieses Gruppenmodell, das sich bewusst von traditionellen Konzernen unterscheidet, sei ein entscheidender Wettbewerbsvorteil, erklärt er weiter: „Wir vergleichen uns gerne mit einer Flotte, in der jedes Schiff – also jede Gesellschaft – von einem eigenen Kapitän geführt wird. Die CEOs der Ländergesellschaften agieren als lokale ‚Entrepreneure‘, die eigenverantwortlich entscheiden. Diese Struktur erlaubt uns eine hohe Agilität und Flexibilität, weil Entscheidungen schnell und nah am Marktumfeld getroffen werden können.“

Rekordergebnisse dank Diversifikation und Flexibilität

Die VIG konnte für 2024 mit einer Gewinnsteigerung von 14% auf 881,8 Mio. Euro und einem Prämienwachstum von 10% auf 15,2 Mrd. Euro erneut starke Ergebnisse präsentieren. „Das Wachstum basiert auf einer breiten Diversifikation: Alle Segmente und Sparten haben dazu beigetragen, besonders dynamisch entwickelten sich Länder wie Rumänien, das Baltikum und die Türkei“, so Löger. Trotz hoher Belastungen durch das Hochwasser Boris sei es gelungen, die Profitabilität zu sichern. „Dies verdanken wir unserer breiten Marktaufstellung und konservativen Rückversicherungsstrategie. Unsere Solvenzquote von 261% unterstreicht unsere finanzielle Stärke, auf deren Basis wir eine Dividendenerhöhung vorschlagen“, führt Löger aus.

Gruppenweite Synergien gezielt nutzen

Die Nutzung von Synergien ist zentral für die Effizienz und das Wachstum der VIG. „Besonders im Bereich des Corporate Business leben wir unsere gesamtverantwortliche Rolle im Underwriting seit vielen Jahren erfolgreich“, betont Löger. „Dies ermöglicht uns, bei internationalen Programmen und in der Zusammenarbeit mit internationalen Maklerpartnern umfassende Lösungen anzubieten.“ Ein weiterer zentraler Baustein sei dabei die gruppeneigene Rückversicherung VIG Re mit Sitz in Prag, die sowohl interne als auch externe Partner unterstütze und somit wertvolle Expertise in die Gruppe einbringe, erläutert Löger. Zusätzlich gebe es einen intensiven Best-Practice-Austausch, insbesondere in Bereichen wie ESG und IT-Security.

Digitale Innovationen mit KI im Fokus

Die Digitalisierung und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) haben bei der VIG bereits wesentliche Fortschritte erzielt. „Bereits 50% aller Innovationsinitiativen in der Gruppe fokussieren auf KI-basierte Lösungen“, erklärt Löger. „Im Kundenservice kommen spezialisierte Chatbots zum Einsatz, wie der AI-Agent in den baltischen Ländern, der den Support in Callcentern verbessert.“ Außerdem hebt Löger hervor: „Die ‚losleben‘-App der Wiener Städtischen in Österreich verarbeitet bereits 75% aller Anträge KI-gestützt. Ein weiteres Beispiel ist Diagnose.me, eine KI-gestützte Lösung für medizinische Zweitmeinungen, die bereits in mehreren Märkten genutzt wird. Bei der Prozessoptimierung setzen unsere Gesellschaften voll auf KI, etwa mit Inspectify unserer rumänischen Gesellschaft Omniasig, einer automatisierten Kfz-Schadenabwicklung.“

Demografischer Wandel als Herausforderung und Chance

Den demografischen Veränderungen begegnet Löger differenziert: „Die Anforderungen an Gesundheits- und Pflegeleistungen steigen, gleichzeitig sinkt die Zahl erwerbstätiger Beitragszahler für die private und betriebliche Altersvorsorge. Deshalb sind nachhaltige, zukunftssichere Modelle erforderlich.“ Er berichtet weiter: „Wir haben eine Pensionsstudie durchgeführt, die zeigt, dass private und betriebliche Vorsorgelösungen einen wesentlichen Beitrag zur Ergänzung staatlicher Systeme leisten können.“ Digitale Angebote wie Telemedizin und psychologische Unterstützung seien dabei wichtige Schritte, ebenso wie innovative Modelle für eine zukunftsorientierte Gesundheitsversorgung, erläutert Löger abschließend.

Führungsstil mit Freiraum für Eigenverantwortung

Seinen Führungsstil beschreibt Löger als „Management by Vakuum“: „Man zieht sich zurück, bleibt erreichbar, mischt sich aber nicht ein, sodass Mitarbeitende Eigenverantwortung und Kreativität entwickeln, um selbstständig Lösungen zu finden. Diese Grundhaltung ist genau das, was ich vertrete“, so Löger.

Das gesamte Interview lesen Sie in der AssCompact April-Ausgabe!

Foto oben: Hartwig Löger, CEO und Vorstandsvorsitzender der Vienna Insurance Group (VIG)

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