Die Diskussion um ein Provisionsverbot für die Vermittlung von Versicherungen und Finanzanlagen nimmt Fahrt auf. Bei den deutschen Vermittlerkollegen lässt ein Brief von EU-Finanzkommissarin Mairead McGuinness die Alarmglocken läuten, wie AssCompact Deutschland heute berichtet.
Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 11.01.2023
Die irische Politikerin, seit 12. Oktober 2020 Kommissarin für Finanzdienstleistungen, Finanzstabilität und Kapitalmarktunion in der EU-Kommission, lässt in einem Brief an den EU-Abgeordneten Markus Ferber (CSU), keinen Zweifel daran, dass sie ein EU-weites Provisionsverbot im Rahmen der EU-Kleinanlegerstrategie bei der Anlageberatung forcieren will. Das könnte zur Folge haben, dass in der gesamten Europäischen Union Finanz- und Versicherungsprodukte nur noch auf Honorarbasis vermittelt werden dürfen.
EU-Kommissarin: Provisionsbasierte Produkte sind 35% teurer
Kommissarin Mairead McGuinness argumentiert, dass die Änderungen an der Wertpapierdienstleistungsrichtlinie (MiFID II) keine wesentlichen Verbesserungen hin zu einer unabhängigen Finanzberatung gebracht haben. Nach wie vor würden – so die Kritik – im provisionsbasierten System Kleinanlegern häufig Produkte verkauft werden, die teurer sind als andere, kostengünstigere Alternativen. McGuinness beruft sich dabei auf Studien, die belegen sollen, dass Produkte, für die Verkaufsanreize gezahlt werden, im Durchschnitt etwa 35% teurer sind als Anlageprodukte, für die keine solche Verkaufsanreize gezahlt würden.
Der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute e. V. (BVK) und der Bundesverband Finanzdienstleistungen e. V. (AfW) warnen bereits in dramatischen Appellen vor dem „Verlust einer Vielzahl von Arbeitsplätzen und der Vernichtung von Existenzen von vielen Gewerbetreibenden“.
Alarmglocken läuten auch im Österreichischen Fachverband
Auch im aktuellen Newsletter des Fachverbands der Versicherungsmakler ist das drohende Provisionsverbot heute Thema: „Das Jahr 2023 wird sicherlich ein wegweisendes, zumindest was die Entwicklungen in Brüssel betrifft. So soll im März 2023 der Vorschlag der Europäischen Kommission für die Kleinanleger Strategie (Retail Investment Strategy) präsentiert werden, wodurch natürlich das Thema Provisionen für die Vermittlung von Versicherungsanlageprodukten erneut in den Fokus rückt. Leider besteht die realistische Chance, dass es hier zu nachteiligen Änderungen für unsere Branche kommen kann“, heißt es im Editorial von Fachverbandsobmann KR Christoph Berghammer und Geschäftsführer Prof. Erwin Gisch.
Gemeinsam mit aller Kraft gegen ein Provisionsverbot
Die Standesvertretung der österreichischen Maklerschaft hat angekündigt, erneut vehement gegen ein allfälliges Provisionsverbot kämpfen zu wollen: „Der Fachverband wird sich auch dieses Jahr wieder gemeinsam mit BIPAR und den europäischen Interessensvertretungen der Versicherungsvermittler sowohl auf europäischer als auch auf innerstaatlicher Ebene mit aller Kraft dafür einsetzen, dass Provisionsverbote - welcher Art auch immer- nicht eingeführt werden.“
Bild: Stimmt das EU-Parlament in absehbarer Zeit über ein Provisionsverbot ab? Aus der EU-Kommission kommen jedenfalls deutliche Signale.
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